Als ich vor 2 Tagen die Distanz-Tafeln mit den Kilometern bis Istanbul aufgenommen hatte, dachte ich mir schon, ob ich den die Ortstafel in einer über 15 Millionen Stadt wohl antreffen werde. Nach Navi bin ich rund 20 Km losgefahren und habe dann die Hauptstrasse verlassen und an diesem Strand entlang gefahren.
Danach dachte ich mir, ich hole mir hier mein Frühstück nach und lass es mir hier gut gehen. Nach dem Essen ein verdienter Mittagschlaf und später lockte das Marmara Meer zu einem Badeplausch.
Dann dachte ich wieder an Istanbul, es fehlen nach Navi immer noch 65 Kilometer. Auch heute zeitweise wieder ein extremer Gegenwind und hier noch einmal ein Bild zu den Beach-Flaggs, wie sie sich mir wieder zuneigten.
Zudem wurden die Vororte immer dichter und die Küstenstrasse ging steil über die Wohn- und Geschäftsviertel und gleich wieder extrem hinunter. Dann ging es zwei Mal über eine lange Brücke, so wie der Seedamm in Rapperswil und alle Strassen bündelten sich hier zusammen.
Jetzt fuhr ich schon über 50 Kilometer und noch keine Ortstafel Istanbul, werde ich wohl auch nie zu sehen bekommen, denn ich war ja schon längst mitten drin. Ueber 15 Millionen Einwohner, da kann man die ganze Schweiz gleich zwei Mal versorgen.
Dennoch bis ins Zentrum gab mein Navi immer noch 30 Km an und da es schon bald 20.00 Uhr geworden ist, suchte ich langsam nach einer Bleibe. Aber wie ich mich auch bemühte, ein Hotel kam mir hier keines zu Gesicht. Plötzlich kam mir ein alter Rennvelo Fahrer entgegen und er hielt an, als ich ihn so fragend anschaute.
Hotel sagte er, ja da müsse ich ca 2 Km zurück fahren, aber Moment, er rufe kurz seinen Freund an, ich könne bei ihm schlafen. Das sei zwar kein Hotel. aber ich könnte gratis dort schlafen. Dann fuhr er mir voraus und zwar alles auf der falschen Strassenseite, zwischen den Autos durch, die zweispurig auf ihn los fuhren. Manchmal konnte er aufs Trottoir ausweichen, manchmal hatte es aber keines und ich unverwegen hinter im her.
Das waren aber min. schon 5 Km und auch schon über 100 Höhenmeter. Im Getümel fragte er mich, ob ich ein Bier möge. Dann gab er mir sein Rennvelo in die Hand und ging in einen Laden und kaufte Bier und 3 Chicken Hälften.
Dann bogen wir in ein Uni Gelände ein mit Barrieren gesichert. Er kannte den Pförtner und so konnten wir durch und endlich kamen wir an ein Gebäude mit Licht. Das war die Heizung für die riesige Schulanlage und der Heizer war sein Freund.
Dieser hatte uns schon lange erwartet und er ging mit den Chicken in die Küche und hat uns die Hühner knusperig gebraten zu einem feinen gemischten Salat. In dieser Zeit konnte ich duschen, aber es ging dann immer noch weit über eine Stunde, bis wir essen und mit unserem Bier anstossen konnten.
Ja, da hat wieder alles gepasst und so wurde dafür die Nacht um so kürzer, was bei dem Schlafraum eher ein Glück war. Da drin war es so stickig warm, dass ich kaum Luft bekam, dabei waren doch schon 2 Fenster offen.
Auf jeden Fall hatte ich mich selten so auf eine Morgen-Dusche gefreut. Heute Morgen wird mich Jonny mit dem Rennvelo wieder abholen und wir gehen ins Meer zum Schwimmen. Ich habe ja noch einen Tag Vorsprung und mein Hotel in der City von Istanbul ist auf den Sonntag 30. Juni gebucht. " Also nimm doch einfach, was das Leben für dich bereit hält". Ich lass mich überraschen.
"Die tägliche Erfahrung lehrt, dass diejenigen, welche viel reisen, an Urteilskraft gewinnen; dass die Gewohnheiten - fremde Völker, Sitten und Gebräuche zu beobachten, den Kreis ihrer Ideen erweitert und sie von manchen Vorurteilen befreit."
Hallo Nuba. Mann kann dir nur gratulieren und den Velo Helm ziehen. Einfach Bravo. Und vielen dank für deine Interessanten Beiträge deiner langen Velo Reise. Und auf ein wiedersehen zu Hause. En liebe grues us en Thurgau