Wohl die wenigstens wären heute beim frühen Ausblick aus dem Fenster in die Rennhosen gestiegen. Die Berge zeigen mir wie knapp ich dem Schneefall entgangen bin. Da musst du schon den besonderen Antrieb hervorholen. Auch ich habe etwas länger gefrühstückt und den Start etwas hinaus geschoben. Aber musste ich doch weiter und eine kalter Gegenwind gab mir gleich den Tarif von heute durch.

Bald führt der Radweg steil den Wald hoch, das heizt ein und der Wind ist hier auch kaum mehr zu spüren. Ich treffe auf einige Spaziergänger sonst ist die schöne Schlucht wie ausgestorben. Ich mache einen kurzen Halt an einem Wegkreuz und bedanke mich, dass bisher alles gut gelaufen ist. Weiter folgen einige Tunnels, wo mir das Wetter ein Moment völlig egal ist.

Die Schlucht ist in der Vergangenheit von zahlreichen Katastrophen heimgesucht worden. Die starke Staumauer schützt bei Hochwasser, denn da kommt doch einiges den Bach hinunter.

Weiter kurble ich mit kleinen Gängen den Berg hoch und wieder sticht mir etwas ganz Besonderes ins Auge. Ich halte an und schiesse ein Bild und denke dabei an die Menschen, die diese alte aber auch die neue Brücke erstellt haben. Zwei verschiedene Epochen und Techniken so nebeneinander. Erst danach sehe ich eine Infotafel mit allen Hintergrund Infos. Die alte Brücke wurde 1872 fertiggestellt und war die Verbindung zwischen Italien, Deutschland, der Schweiz und Frankreich. Im 2. Weltkrieg war sie strategisch wichtig für Material und Truppentransporte und wurde mehrmals mit Bomben attakiert. Sie hielt Stand, doch was die Bomben nicht schafften, schaffte der Zahn der Zeit. Heute ist der erste Pfeiler renoviert und als wichtiger Zeitzeuge mit einer Goldschicht überzogen worden.

Es ist ein strenger aber total faszinierender Aufstieg und das ich das alles hier antreffen darf, verdanke ich vor allem meinem lieben Freund Gustav. Er hat mir gezeigt, wie ich die Strecke am Lap Top einrichten muss um auf mein Garmin Navi zu übertragen. Ebenfalls hat er für mich stundenlang auf Google Earth die schönsten und verkehrsarmen Wege herausgesucht. Danke Gustav, für das was ich bis hierher erleben durfte und auf das was noch kommen wird. Ich denke oft an deinen Einsatz und heute hat mir Gustav sogar eine neue Ersatzstrecke aufs Handy geschickt, weil der Pass ab Kranjska Gora zugeschneit ist. - Mit echten Freunden bist du eben nie allein. -

Auch die schönste Schlucht ist einmal zu Ende und jetzt dreht der Radweg Richtung Toblach vorbei an einem schönen Stausee, wo mich die 3 Kunstwerke animierten um abzusteigen und die Dinger abzulichten. Auf meinem weiteren Weg, dachte ich über einige Begriffe nach, vielleicht gerade darum, weil ich mir auf You Tube einige Beiträge über die Auswirkungen des eben neu aufgeschalteten 5G Netztes angehört habe. Das mit dem autonomen Autofahren, dem Kühlschrank, der selber die Milch nachbestellt oder der Herzschrittmacher, der damit upgedatet wird, ist nur die halbe Wahrheit, die anderen Auswirkungen müsst ihr selber auf You Tube verfolgen.

Von Toblach habe ich schon viel gehört als attraktive Feriendestination. Aber als ich hier einfuhr war komplett tote Hose. Da wimmelt es von Hotels und Pensionen und ich klapperte in der Kälte das halbe Dorf ab, aber alles geschlossen. Erst als ich schlotternd in ein Segafedo Caffe eintrat um mich mit einen special Schoggi-Nussdrink aufzuwärmen, vermittelte mir der Chef ein Zimmer. Glücklich darüber aber wiederum frierend fuhr ich 3 Km den Berg hinunter, den ich eben noch mühsam hochgekurbelt habe. Das Happy End begann, als ich eine Badewanne im Zimmer fand, die mich wohlig aufwärmte und dann gings gleich ab unter die Decke. Guet Nacht.