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Tagebucheintrag "Tag der Begegnung"

Veröffentlicht am 11. Mai 2019

Heute Morgen dachte ich noch, heut fahre ich die 110 Km nach Bruneck, doch es sollte anders kommen. Ich verlasse Meran in Richtung Bozen und fahre weiter der Etsch entlang, die inzwischen schon zu einem stattlichen Fluss geworden ist. Als ich nach 25 km an einem Tisch stand, der am Flussufer zum Rasten einlädt, sassen dort 4 E-Bikefahrer. Als ich vorbeifuhr sahen sie mein Schweizerfähnli hinten am Gepäckträger und brüllten laut: "lueg än Schwizer". Da ich dabei etwas Heimat heraus hörte, drehte ich kurzer Hand um, stellte mich vor und setzte mich zu ihnen.

Es stellte sich heraus, dass sie auch Thurgauer aus Müllheim waren und so kamen wir ins plaudern und lachen. Einer war ein Verwandter von Beni Lerch aus Bischofszell. Ich stellte mich danach als der ehemalige Lehrmeister von Beni vor . Er hatte nicht nur den Beruf des Zweiradmechanikers bei mir erlernt, sondern auch das Fernweh. Er war damals so fasziniert von meinen Reiseerlebnissen, dass er mich immer wieder aufforderte, Chef erzähle mir noch eine weitere Story. Nach der Lehre schrieb er mir zahlreiche Karten aus fernen Ländern und mit seiner Stories.

Der andere Herr stellt sich als Res Manser aus Hörhausen vor und er sei einer der Manser Buebe, die mit ihrer Turgauer Musik die Herzen der Festhüttenbesucher erwärmen und für Stimmung sorgen. Dann fragte er mich, ob ich denn früher auch Velorennen gefahren habe und ich erklärte ihm, dass ich 13 Jahre als Eliteamateur gestartet bin und dass das Krapf Team 2 mal die Marken Meisterschaft der Fahrradhersteller gewonnen hat. Er wollte auch wissen ob ich denn auch die Ostschweizer Rundfahrt bestritten habe, dass war damals ein 4 tägiges Etappenrennen.

Er erklärte mir, er sei der Truck Fahrer für das Zielgelände gewesen und habe täglich alles auf und abgebaut. Der Mann kannte alles, selbst meine Frau und ihre Geschwister und natürlich das Musigschöpfli in Birwinken. Wir erzählten und hatten es lustig, so dass ich ganz vergessen habe, ein Bild von den 4 zu machen. Zum Glück haben wir noch unsere Visitenkarten getauscht.

Nach Bozen ging es dann Richtung Brennerpass auf einem schönen Radweg mit vielen grosszügigen Tunnels, die mittels Lichtschranken vor dem Eingang beleuchtet wurden. Erst nach vielen Kilometern merkte ich an einer alten Brücke, dass ich ja auf der alten Brenner Eisenbahnlinie hinauf fuhr. Das hat für mich den Vorteil, dass die Steigung zwar stetig, aber doch sehr moderat ausfällt, genau richtig für so eine alte Lock wie mich.

Jetzt wird mir plötzlich richtig warm am Rücken und ich raste bei einer Bank, ziehe meinen Windschutz aus und geniesse eine kleine Pause. Auf der anderen Seite des Radwegs sitzt auch ein Biker und der kommt nun auf mich zu und fragt mich wohin des Weges. Schon sind wir mitten in einer Diskussion und er erzählt mir, er komme aus Bayern. Er war früher Bergführer aber jetzt wo er seine Hüften operieren musste, könne er nicht mehr so gut laufen aber dafür biken. Er erzählte mir von den interessanten Touren in Nepal und vieles mehr.

Jetzt wird es aber Zeit weiter zu kommen - doch Moment - ich habe mir ja am Start vorgenommen Freunde zu gewinnen und da sind sie ja. Der Weg ist das Ziel habe ich mir ebenfalls vorgenommen und wo ich heute ankomme ist damit doch eigentlich egal. In Klausen führt der Radweg mitten in das schmucke Bergdorf, vorbei an einer schönen Bäckerei und natürlich kann ich es mir nicht verkneifen einen Nussgipfel zu kaufen. Den geniesse ich an der Sonne auf einer Bank und mach mir Gedanken wie weit ich noch fahren soll. In Anbetracht, dass es schon 17.00 Uhr geschlagen hat, entscheide ich mich nochmals 13 km bis Brixen drauf zu packen so dass ich dann 80 Tageskilometer verbuche.

Als ich in Brixen gerade vom Radweg in die Innenstadt abbiegen möchte, überholt mich ein junger Rennvelofahrer mit vielen raffiniert montierten Taschen an seinem Renner. Er sieht natürlich mein Schweizer Fähnli und fragt auf schweizerdeutsch woher und wohin. Ich sage Istanbul, er sagt Griechenland. An der Abzweigung steigen wir beide noch ab, reden über unsere Route und das schlechte Wetter, das Morgen Nachmittag kommen wird. Er meint, dass es besser ist, früh los zu fahren und dann unter zu tauchen. Wir wünschen uns gute Fahrt und machen ein Bild voneinander und tschüss, tschau Severin. Er fährt auf den Camping Platz und ich auf den sonnigen Marktplatz.

Dort geniesse ich noch eine italienische Spezialität mit Käse, Ton und Zwiebeln und mit den letzten Schluck Bier verschwindet die Sonne hinter den Bergen. Gleich ist es wieder frisch und es wird Zeit eine Unterkunft zu suchen. Der Tag im Spiegel, ich bin zwar alleine unterwegs aber doch nicht alleine, denn nach dem Gesetz der Resonanz - Gleiches zieht Gleiches an - damit kann ich ja nicht anders als "make Friends"

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