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Tagebucheintrag "Pfingsten - Tag der Begegnung"

Veröffentlicht am 10. Juni 2019

Sonntagmorgen, heile Welt. Genussvoll und fast ohne Anstrengung fahre ich zur Stadt hinaus und ca. 10 Km auf einer kleinen verträumten Landstrasse. Doch dann sah ich, wie die Berge immer näher kamen und es keinen anderen Weg gab als darüber.

Das Strässchen wurde immer enger und steiler, keine andere Chance hier hoch zu kommen, als mit schieben. Es wurde so steil, dass die Fersen nicht mehr am Boden bleiben konnten und das trotz guter Dehnung. So kam ich so doch noch zu meinem Pfingst-Spaziergang.

Nach 250 Höhenmeter war der Spuck zu Ende und ich sah in ein riesiges Tal hinunter. Am gegenüberliegenden Berghang sah ich die Autobahn von Niksic nach Podgorica wie eine Schnur durch die Landschaft. Auf meiner Hangseite war bereits der nächste Aufstieg in Sicht, der mich erwartete.

Also hinauf zum Felsenkloster Ostrog führte meinen Weg mit 200 Höhenmeter zu einer Kapelle mit Parkplatz. Hier war der Wegweiser nach meinem Zielort Podgorica. Aber das besagte Kloster war noch einmal 200 Meter weiter oben. Da es eine Sackgasse war und ich ja wieder hierher zurück musste, entschloss ich mich mein Gepäck hier zu deponieren.

Die einzigen, die ich dafür fragen konnte waren 2 Schweizer, Thomas und Yolanda. Sie hatten mein Swiss Alps Tricot mit Schweizer Flagge gesehen und sprachen mich an. Die beiden machten hier Veloferien und hatten schon einige tolle Touren hier in der Nähe gemacht und fuhren jetzt miteinander hinauf zum Kloster.

Als ich frei war von Gepäck, packte ich ebenfalls den steilen Aufstieg, den viele Menschen von hier aus zu Fuss gehen. So ohne Gepäck war das fast wie eine Spazierfahrt und bis 12 % Steigung fühlten sich wieder als erträglich an. Viele steile und kurze Kehren, gemacht um viel Höhe zu gewinnen.

Ich wollte da hinauf, einerseits weil ich wusste, dass dort eine wunderschöne Klosterkirche steht und anderseits war Pfingstsonntag, genau richtig um da oben Danke zu sagen, dass bis heute alles gut gelaufen ist. Ich denke, das war es wert. DANKE

Oben sah ich das Schweizer Paar wieder und wir machten zusammen noch ein Erinnerungsbild. Gerade als wir den Weg damit etwas versperrten, kamen weitere 4 Schweizer in Motorrad Bekleidung dazu. Es waren alles Serben, die in der Schweiz aufgewachsen sind und in Zürich wohnten. Es sollte der Tag der Begegnung werden.

Danach fuhr ich wieder zur Abzweigung, lud mein Gepäck wieder auf und fuhr nun wieder auf meiner Strecke, noch 30 Km nach Podgorica. Kurz darauf überholten mich die 4 Töffler mit riesigem Echo. Dann war es wieder still und ich hing schon wieder in der nächsten Rampe. Es ging richtig streng, war ja auch steil und mein Thermo zeigte mit 43 Grad einen neuen Rekord an.

Ich muss trinken schoss mir durch den Kopf, aber meine Bidons wurden immer leichter.Ich kam herrlich voran, denn im Vergleich zu meinen 700 Metern die ich heute aufgestiegen bin, konnte ich dank Gutschriften aus den Vortagen von 1200 Höhenmeter diese herrlichen Bergstrassen hinunter fahren.

Als ein kleiner Supermarkt kam, dachte ich an meine leeren Bidons. Erst dachte ich, Pfingsten geschlossen und fuhr schon vorbei. Doch"gröhlten" mir 4 Männer nach, also doch offen und drehte noch einmal um. Die freuten sich riesig, als ich zu ihnen kam und sofort holten sie mir ein Bier um mit mir anzustossen.

Grosses Palaver, leider konnten sie nur ein paar Brocken englisch, aber trotzdem wurde es eine interessante Unterhaltung. Der Markt war ein richtiger Treffpunkt, denn immer mehr ihrer Freunde kamen dazu und jeder wollte mit mir anstossen und ein Bild machen.

Die waren alle besorgt, dass mir das Bier nicht ausging, so kam ein Zweites, ein Drittes, ein Viertes und ich vergass die Zeit. Man soll Pfingsten feiern wie es kommt und ich denke ich bin sicher 2 Stunden hier hängen geblieben. Als sie mir das Fünfte Bier aufmachten, musste ich passen, den ich hatte schon einen kleinen "Penalti" beisammen.

Wir verabschiedeten uns so herzlich, als wären wir in der Zeit Brüder geworden und ich suchte meinen Tritt für die restlichen 20 Kilometer. Hier fuhren kaum Autos und es gab auch keine grossen Steigungen mehr. Dafür musste ich den vielen Löchern auf der Strasse ausweichen.

Dann sah ich noch eine tolle Burg auf dem Berg und davor eine alte Fabrik, die hatte auch schon bessere Zeiten gesehen. Warum ist denn hier alles verlassen? Der Krieg ist doch nun schon lange zu Ende.

Kurz vor der Stadt überquerte ich eine Brücke und bog danach in eine grosse Hauptstrasse ein, die Richtung Zentrum führte. Von der anderen Einfahrt waren gerade 2 Rennvelofahrerinnen eingebogen, die zügig eine kleine Steigung hinauf drückten.

Heute ist Tag der Begegnung und wollte die beiden unbedingt noch einholen. Die nächsten 5 Kilometer wurden zu einer Verfolgung. Jetzt meldete sich wieder der alte Rennfahrer Instinkt und die Bierschwemme musste da Platz machen. Ich brachte wieder Druck auf die Pedalen und schaffte es zu ihnen aufzuschliessen.

Während dem Fahren, schoss ich ein paar Bilder von ihnen, und als wir an einer Ampel halten mussten, stiegen wir alle kurz ab, für eine weitere Begegnung. Es waren Mutter und Tochter und sie konnten auch gut englisch. Noch ein Bild und Tel. Nummer tauschen und weiter ging ich, um irgend eine Unterkunft zu suchen.

Da Montenegro ein weisser Fleck in der Versorgung mit meinem Skyroam Wifi Signal ist, hatte ich den ganzen Tag kein Internet, Erst an einer Tankstelle konnte ich mich dann einloggen und ein Zimmer buchen. Dann war ich wieder offline und das Suchen der Adresse wurde zum Challenge, weil mein Navi die Adresse nicht annahm. Aber wer sucht, der findet und so begegnete ich auch noch meiner Schlummermutter.

One comment on “Pfingsten - Tag der Begegnung”

  1. lieber norbert,
    es hat uns sehr gefreut, dich in montenegro zu treffen. nun lesen wir mit interesse deinen blog und können so manche steigung oder bild gut nachvollziehen. du machst ja quasi unsere route rückwärts;-) wir sind inzwischen gut in sarajevo angekommen und fliegen morgen leider bereits wieder nach hause. dir weiterhin alles gute und interessante begegnungen.
    herzliche grüsse,
    jolanda & thomas

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