Nuba Tour | Die Alte Seidenstrasse | Bukhara nach Nura Hypa

Tagebucheintrag "Es gibt noch andere Nummern"

Veröffentlicht am 31. Mai 2019

Gleiche Aussicht wie gestern, heute aber ohne Regen. Als ich gestern früh aus dem Zimmer hinaussah, glaubte ich vom nächtlichen Dauerregen, sei die Strasse überschwemmt, doch nein es war ein kleiner Fluss. Ich machte mich startklar in der Hoffnung, dass es jetzt alles herunter geregnet hat, was da noch oben war. Aber es hörte nicht auf, auch um 12.00 Uhr nicht und als mit mein Gastgeber sprach, sagte er ich soll doch noch eine Nacht bleiben, morgen komme die Sonne und ich willigte ein.

Heute Morgen sah die Sache schon ganz anders aus.. Die Sonne schien auf den Fluss und auf den Schrott, denn ich war bei einem Auto Abbruch gelandet. Nachdem ich gestern die Regenschlacht nicht noch einmal wiederholen wollte, startete ich heute zeitig los. Wohl gleichzeitig mit einem Mann, der mir nach dem ersten Kilometer entgegenkam, zu Fuss mit einem riesigen Rucksack. Er rief mir von der anderen Strassenseite etwas zu und kam zu mir hinüber. Natürlich hielt ich an und tauschte mich mit ihm aus.

Er erklärte mir, er sei schon 10 Jahre zu Fuss unterwegs durch ganz Europa, genau durch 36 Länder und habe so, haltet euch fest, 83 000 Km abgespuhlt. Er sei mit 40 Jahren ausgestiegen, hatte keine Arbeit mehr und seine Frau habe ihn verlassen. Nun habe er keine Familie, kein Uhr und kein Geld mehr. Aber jetzt lebe er, vorher habe er nur geschufftet. Später zeigte er mir ein paar Zeitungsberichte, wo er überall durchgekommen sei. Er laufe täglich 30 Km und als ich das für mich kurz überschlagen hatte, dann kommt das schon hin mit seinen 83 000 Km in 10 Jahren.

Er ging weiter, ich fuhr weiter und ich kam mir mit meiner Nummer nach Istanbul, mit ihm im Vergleich, eher Bescheiden vor. Aber auch das muss erst noch gefahren sein und das war gar nicht so leicht, denn vorne kam eine Tafel mit 10% Steigung. Das Gleich zum Anfang und irgendwie merkte ich, das neue Mehrgewicht vom Viagra Honig und meinem Einkauf von gestern.

Entlang der Strasse fallen mir viele leere und verlassene Häuser auf, die aber nicht erst seid gestern unbewohnt sind. Aus Türen und Fenstern wachsen überall stattliche Büsche und Bäume und die Natur erobert sich das Terrain zurück. Ob das noch vom Krieg ist oder infolge Abwanderung bleibt mir vorerst noch unklar, kann ich aber sicher auf meiner Tour noch klären.

Die Strassen sind teilweise immer noch nass mit vielen Pfützen und überall läuft Wasser über die Strasse. Gestern sagte mir mein Vermieter, dass es seid 50 Jahren nicht mehr so viel geregnet habe. Aber bei bewölktem Himmel bleibe ich trocken, aber von den angekündigten 20 Grad, zeigt mein Navi bis am Mittag nur 12-13 Grad an. Ich machte einen kleinen Verpflegungshalt und innert Minuten gleich doppelt so warm, also endlich aus dem Windschutz raus! Ah ja, der Wind war heute ein richtiger Kollege, der mich für einmal wirklich unterstützte und mitnahm.

So kam ich schon kurz nach 13.00 Uhr in Sibenek an. Ich hatte damit einen kleinen Umweg nach Split eingeschoben, und freute mich, als ich in einem wunderschönen antiken Hafenstätdchen ankam. Am Meer lies ich mich von der Sonne verwöhnen und suchte mir auf Booking eine Unterkunft. Nur 0.2 km vom Zentrum dachte ich, wunderbar, dann bin ich ja gleich dort. Da aber die ganze herrliche Altstadt an einen riesigen Hang gebaut war, gab es keine Strassen nur Treppen und Treppen. Also suchte ich erst eine Umfahrung weit aussen herum , bis ich auf der Anhöhe war und dann mit Velo und Packtaschen jene Treppen hinunter, dass es nur so klapperte.

Mitten in der Altstadt. hatte ich nun die Höhle gefunden. Die Unterkünfte sind meistens nicht bedient. Der Schlüssel liegt in einem Save und der Vermieter schickt nach der Buchung den Code um den Save und die Türe zu öffnen. Das Zimmer war sauber und die Dusche schön warm, aber wenn du mit dem Velo kommst, dann wird es eng. Sehr eng und anstrengend die steile Treppe hoch, die schmäler ist als mein Lenker, dann noch die scharfe Ecke und dann gings hinein, Millimeterarbeit!

Jetzt wo die Sonne schien, gab es für mich nur noch eins, das wirklich wunderschöne Städtli mit noch mehr Treppen hinunter und ans Meer, ins gemütliche Hafenbeizli, einen Tisch an der Sonne suchen und einen feinen Fisch bestellen, heute einmal einen gebratenen Shark. Das ist doch ein Leben, wieder ganz, ganz nahe am Paradies.

Bei Interesse: Olivier Pieczonka, sein Profil, seine Touren auf Google, You Tube, Facebook etc.

Zukunft beginnt nicht mit Z wie zögern, sondern mit Z wie zupacken (von Karl Heinz Karius)

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