Nuba Tour | Die Alte Seidenstrasse | Bukhara nach Nura Hypa

Tagebucheintrag "Ankunft in Istanbul"

Veröffentlicht am 30. Juni 2019

Die letzten 30 Kilometer waren für MICH eine Genuss- und Erlebnisfahrt in das Herz von Istanbul. Johnny wollte mich unbedingt begleiten und mir dabei alle seine Plätze und Strände zeigen, wo er schwimmen, velofahren oder einkehren ging. Er kannte sehr viele Freunde und immer wieder trafen wir welche, denen er mich vorstellte.

So auch in dieser kleinen Fischbeizli, wo wir von den Besitzern gleich zum Frühstück eingeladen wurden. Danach machte sie für uns 2 Fischbrötchen und ich kaufte noch das Bier dazu. Immer sichtbarer wurde nun das Stadtzentrum und die Einfahrt der Schiffe in den Bosporus. Hier mussten sie warten für die Einfahrt bis für sie ein Platz frei wurde.

Den grössten Teil konnten wir hier auf Rad- oder Strandwegen geniessen, während auf den Strassen im Stau um die Positionen gekämpft wurde. Als wir bei einer Tankstelle das WC benutzen durften, landete neben meinem Velo ein junger Engländer, der jetzt genau zeitgleich mit mir hier in Istanbul angekommen ist. Ja und genau hier treffen wir uns nach tausenden von Kilometern und wochenlang unterwegs. Wir gratulierten uns gegenseiteig und jeder von uns wusste, was der Andere durchgemacht hatte und welche Freude er jetzt in sich trug.

DANKE FÜR DIE MENSCHEN AUF MEINER TOUR, DIE ICH FREUNDE NENNEN DARF.

Sicher hat jeder eine andere Motivation und eigene Erlebnisse auf dem Weg. Wie ich schon am Start erwähnt habe, war es für mich wie ein Test, wie ich mit mir alleine über eine so lange Zeit zu recht komme. Du fährst alleine, fragten mich viele, denen ich mein Vorhaben erklärte. Hast du denn keine Angst, das ist doch viel zu gefährlich. Das könnte ich niemals...

Ich weiss nicht mehr wo ich den Spruch her habe, Mut ist, wenn man Angst hat und trotzdem losfährt. Ich hatte sehr wohl den nötigen Respekt vor dem was mich da erwarten sollte, ich hatte den Mut und die Entschlossenheit dazu aber ich hatte keinerlei Angst davor.

Was kann mir im schlimmsten Fall passieren? Ich könnte mich verletzten, umfallen oder an Schwäche eingehen. Hier vertraute ich auf meinen Körper, dem ich schon so viel abverlangen durfte und der meine Gedanken immer treu und zuverlässig umsetzt. Stürzen oder Crashen ist nie ausgeschlossen aber auch hier halfen mir Vertrauen, Erfahrung und Können, die Gefahren richtig einzuschätzen und oder zu vermeiden.

GESUNDHEIT IST DER GRÖSSTE BESITZ.

ZUFRIEDENHEIT IST DER GRÖSSTE SCHATZ.

SELBSTVERTRAUEN IST DER GRÖSSTE FREUND.

Die Ausrüstung vor allem beim Velo hatte ich ja sorgfältig ausgewählt umd bei Bedarf reparieren können. Ich hatte aber absolut keine Probleme, dank dem Zahnriemen Antrieb nicht einmal einen Tropfen Öl gebraucht und dank den Schwalbe Marathon Reifen mit Pannenschutz auch nie einen Plattfuss eingefangen.

MY LOVE-BIKE

Meine Bekleidung schützte meinen Körper vor dem, was die Natur für mich bereit hielt. Mit Kälte, Schnee, Dauerregen und Hitze musste ich wohl rechnen und bereit sein, das zu ertragen und allem Stand zu halten. Das brauchte wohl oft einen harten Schädel und einen robusten Körper, aber auch das hatte ich nach über 20 Jahren Rad-Rennsport nicht verlernt.

VORSICHT POLIZEI FALLE

Bleiben Unterkunft und Verpflegung. Hier war ich ebenfalls bereit, mit allem umzugehen, was die Tour mir anbieten würde. Wenn du dafür und so bei allen anderen Punkten, keine zu hohen Erwartungen hast, die dich entäuschen können, dann kannst du ja auch nicht entäuscht werden. Es war von DeLuxe bis Schimmelbude alles dabei, und so ist doch auch das Leben.

Was wäre immer nur Sonnenschein ohne Regen? Was ist das feinste Menue ohne Hunger, auch hier war für mich alles dabei, auch die kargen Nachessen aus dem Notvorrat. Und wie freust du dich dann auf den nächsten vollen Teller mit deinem Wunsch-Menue.

Also vor was sonst noch Angst? Vor den bösen Menschen aus dem Balkan. Viele von denen leben ja auch bei uns und die sind ja an Hand ihrer Auftritte nicht nur positiv in unser denken eingedrungen. Die haben auch bei mir ihre Spuren hinterlasssen. Was ich aber alles auf hier auf meinen Weg erleben und kennen lernen durfte, hat meine Ansicht komplet verändert. So viel Aufmerksamkeit, Hilfsbereitschaft und sogar Zuneigung, sprich Herzlichkeit, hätte ich nie erwartet und ich danke hier allen diesen Menschen, die mich ein Stück weiter begleiteten oder mir geholfen haben.

Es wurde mir nichts, rein gar nichts geklaut, es wurde mir nur gegeben. Selbst die Natur hat mir geholfen, so wurde ich nie von Hunden oder Schlangen gebissen, nicht einmal von Insekten gestochen. Das Wasser habe ich ausgenommen den letzten 3 Tagen hier am Meer, immer vom Hahn getrunken und mein Magen hat das alles mitgemacht. Ebenso das ungewohnte und unbekannte Essen hat er immer akzeptiert und nie eine Revolution gemacht. Ich denke das liegt auch an der Einstellung zum Essen, denn wenn du gut darüber denkst, wird es dir auch gut tun.

Nun bin ich also Quer durch Europa gefahren und sehe von hier aus den Asiatischen Kontinent. Diese Test Tour nach Istanbul habe ich wohl bestanden und mir damit eine Vision erfüllt, die schon lange in mir war, die aber warten musste, bis ich frei dafür war. Ich weiss jetzt, dass ich auch allein mit mir zurecht komme, egal was kommen mag. Mein Vertrauen in mich und meine Gelassenheit wurden noch gestärkt. Nahrung, Wärme und Liebe ist das was du brauchst, alles andere ist Zugabe.

Nahrung ist ja auch in den Zellen als Zucker, Fett und Eiweiss gelagert, zudem hatte ich ja immer noch einen Notvorrat in meiner Tasche. 3 Bidons Wasser am Velo und je nach Etappe noch eine Flasche in der Tasche reichten meist für einen Tag. Wärme, sprich Unterkunft, da muss man schon umgehen können, wenn bei Einbruch der Dunkelheit und Kälte noch keine Bleibe in Sichtweite ist. Das braucht so schon grosses Vertrauen für die Lösung, die da noch kommen sollte. Und die Liebe, die haben mir so viele Menschen mitgegeben.

Darum hier meinen herzlichsten Dank an Nella, die offen war für mein Projekt und jederzeit voll hinter mir stand. Wir hatten täglich 2 mal Kontakt und so fühlte ich sie immer an meiner Seite." YOUR VOICE IS MY FAVORITE SOUND" Speziellen Dank auch an Gustav, mit dem ich zusammen die Strecke ausgewählt habe und der für mich viele *Point's of Interest" heraus gesucht hat und mich immer wieder über extreme Wetter und topographische Verhältnisse informiert hat. Ich weiss er ist diese Reise virtuell mit mir gefahren und weiss nun fast so viel wie ich darüber.

Last but not least" Meinen herzlichen Dank an alle, die meine Tour auf meinem Blogg mitverfolgt haben, sich in Gedanken in mich hinein versetzt haben. Alle die mitgefiebert oder gar mitgelitten haben, mein Vorhaben lässig oder mich sogar ein wenig bewunderten und mich dabei mit einem Kommentar unterstützt haben. Das alles läuft für mich unter Liebe und mit so vielen guten Schwingungen, konnte es mir auch gar nie schlecht ergehen.

ZU TUN WAS DU MAGST, IST FREIHEIT, ZU MÖGEN WAS DU TUST IST GLÜCK

Bleibt noch die Frage, wie und wann geht es weiter auf der Seidenstrasse? Am Mittwoch 3. Juli fliege ich zurück nach Hause. Nach Istanbul führt die Seidenstrasse weiter durch die Türkei, den Iran und dann durch die so genannten Stan-Staaten, wie Usbekistan, Tadchikistan etc. nach China. Zum einen müssen meine Fitness und meine Motivation dafür stimmen, zum Andern ist dort die politische Lage sehr explosiv. Darum will und kann ich dazu noch keine Aussage machen und träume weiter vom Morgenland und den Märchen aus 1001 Nacht...

Istanbul hat mich gestern auch bei Dunkelheit noch fasziniert und so musste sich meine Müdigkeit noch etwas gedulden. Obwohl ich schon als junger Rennfahrer nach der Tour ums Marmara-Meer und nach den beiden Krapf-Bike Wochen in Kappadokien 3 mal hier war, ging ich noch auf den Taskim Platz, die grosse Vergnügungs- und Fressmaile. Leider ist dieser Name erst durch die tragische Revolution mit ihren vielen Toten, aber vor allem den endlosen Gefangennahmen und darauf Folterungen bekannt geworden. Heute ist jeder Meter mit Kameras und allgegenwärtigen Patroulien überwacht. Ach wie schön haben wir es noch in der heilen Schweiz!!

Aber sagt jetzt bitte nicht, dann hätte ich ja gleich zu Hause bleiben können. Was wir immer haben, wird leider nicht mehr geschätzt. Diese Tour führte mich durch Östereich, Italien, Slowenien, Kroatien, Montenegro, Albanien, Nord-Mazedonien, Bulgarien, Griechenland und die Türkei. Damit durfte ich in meinem Leben schon in über 60 Länder Einblick nehmen, rund die Hälfte davon als Rennfahrer oder eben wie jetzt als Tourenfahrer.

Fernweh treibt mich hinaus, singt doch Fredy Quinn in einem seiner berühmten Seemanslieder und in der Tat fühle ich mich doch wie ein Schiff. Der sicherste Platz dafür ist der Hafen, doch dafür wurde es nicht gebaut. Heimweh bringt mich nach Haus, heisst das Lied zum Schluss, und da komme ich jetzt auch gerne wieder zu meiner Familie und zu meine Freunden zurück. Ich freue mich ganz besonders nach dieser freiwilligen Trennung!!!

SCHÄTZE DEIN LEBEN, SCHÄTZE DEINE GESUNDHEIT ,SCHÄTZE DEINE FAMILIE, SCHÄTZE DEINE FREUNDE, SCHÄTZE DEINE FREIHEIT.

FÜR DIESE SCHÄTZE BRAUCHST DU KEIN GELD, ABER SIE MACHEN DICH ZUM REICHSTEN MENSCHEN DER WELT.

DANKE

9 comments on “Ankunft in Istanbul”

  1. Allerliebsten Gruss und herzliche Gratulation lieber Nuba. Du hast etwas geschafft , was viele Menschen nicht bewältigen (ich inbegriffen )alleine unterwegs zu sein ohne Angst und Sorgen! Wir sind mit dir sehr glücklich und dankbar , dass alles so wunderbar geklappt hat , mit allen deinen lieben Weggefährten , ich nenne das höhere Führung! Gottvertrauen Wir vermissen nun unsere Abendlektüre von dir , aber bald kommst du wieder live!!
    Musste heute Jörg in die Berit Klinik bringen hat Morgen um 8h OP. Er hat doch auch ein guter Schutzengel ! Also wünsche ich dir und der lieben Nella einen guten Heimflug Liebe Sonnentalergrüsse

  2. Ja jetzt ist man plötzlich da. Der Traum ist wahr.., und nun ?
    Geniesse und freue dich an deiner Leistung.....
    Ich werde allerdings die tollen täglichen Reiseberichte und Bilder vermissen......falle in ein Loch.

  3. Lieber Nuba,
    Ich bewundere dich und habe grossen Respekt, dass du deinen Traum hast wahr werden lassen und den Mut hattest es ganz alleine durchzuziehen. Man lernt viele neuen Facetten von der eigenen Persönlichkeit kennen, wenn man sich viele Std nur mit sich selber beschäftigen muss. Ich habe deine Reise mit Spannung verfolgt und je nach Situation mitgelitten, mitgefreut und manchmal mit einem Schmunzeln deine Berichte gelesen. ❤️liche Gratulation, dass du dein Ziel heil und gesund erreicht hast.
    Du bringst es auf den Punkt!! Fremde Völker, Sitten und Gebräuche kennen zu lernen erweitert unsern Horizont, unsere Toleranz, baut Vorurteile ab und bringt uns viele schöne Begegnungen mit liebenswerten Menschen. Man soll nicht immer nur das Schlechte sehen, es gibt so viel Gutes und Erfreuliches.
    Gute Heimreise und weiterhin alles Gute. Erika

  4. Rad-sportlich und menschlich eine grosse Leistung Norbert ! Wie ein klassischer "randonneur" aus der Radgeschichte. Gruss Wolfram aus Lindau

  5. Lieber Norbert
    Nach unserem Treffen in Ostrog zu lesen, dass Du gut in Istanbul angekommen und einen Traum verwirklicht hast, freut uns sehr. Herzliche Gratulation und gute Heimreise. Danach viel Spass im Zurückdenken, in den Erinnerungen wühlen und im Planen Deiner nächsten Reise. Hoffe, wir sehen uns 'mal auf ein Bier.
    Herzliche Grüsse
    Jolanda & Thomas

  6. Lieber Nuba,
    Ganz herzliche Gratulation zu deiner grossartigen Leistung! Deine körperliche und seelische Kraft ist ausserordentlich und sehr bewundernswert! Es war so herzerfrischend deinen blog zu verfolgen, wo du deine Eindrücke so lebensnah und interessant beschreibst. Deine Berichte von all den Wetter Strapazen, der abwechslungsreichen Landschaft, von den Hintergründen der Geschichte die du so treffend in deiner Weise darlegst und besonders die herrlichen menschlichen Begegnungen die du erlebt hast, ist alles so wunderbar von dir geschildert. Danke dir, dass du es uns allen ermöglicht hast, bei deiner imposanten Tour mit dabei zu sein, wenn auch nur im Komfort von daheim.
    Ganz liebe Grüsse aus Del Mar,
    Rita

  7. Hallo Nuba
    Sehr interessant, deinen Blog zu lesen. Wie du sicher weisst, fuhr auch ich diesen Frühling genau wie du von der Schweiz nach Istanbul und dann sogar noch ein Stückchen weiter. Eine wahrhaft grossartige Er-fahrung.
    Die Etappe von Ohrid nach Prilep habe ich geau gleich auch gemacht, einfach etwas früher.
    Mein Blog: Radpfarrer.blogspot.com
    Ich freue mich, dich wieder einmal zu sehen und auszutauschen.
    Liebe Grüsse, Philippe

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert