Nuba Tour | Die Alte Seidenstrasse | Bukhara nach Nura Hypa

Tagebucheintrag "Weiter in die Berge"

Veröffentlicht am 23. Oktober 2020

Um 8.00 Uhr holt mich Alci ab zum Frühstück. Ich bin soweit startklar, Gepäck schon am Bike. Im Laden neben seinem Coiffeur Salon holt er blitzschnell 2 Brotringe, damit laufen wir über die Strasse und da ist eine grosses altes Restaurant. Darin sehe ich jetzt wieder den Chef, der immer wieder mit 2 Gläsern Tee über die Strasse zu Alci in den Salon kam.

Ja und nun heisst es Abschied nehmen, Ich gebe Alci die Hand und drücke ihn an mich. Seiner Frau schenke ich eine fein riechende Rosenseife in einer quadratischen Geschenkbox, darunter passt genau ein 50 Türkisch Lira Note einmal gefaltet. Als sich diese darunter doch verrutscht, will sie mir das Geld zurück geben. Ich zeige auf die Kinder, das ist für die Jungs und jetzt ist alles gut.

Nun steige ich auf, halte die rechte Hand auf mein Herz, was sie auch machen und los geht es Richtung Berge. Wir winken uns noch einmal und ich hebe ihm den Daumen hoch. Diese Begegnung mit soviel Wärme und Menschlichkeit, ist für mich ein bleibender Wert fürs ganzes Leben.

Heut ist ein wunderschöner Morgen und obwohl es nur 6 Grad warm ist, friere ich nicht. Ich habe mich warm angezogen und es geht auch gleich bergauf. Doch die Temperaturen von gestern und heute, dazu die Nebelschleier in den Bergen kündigen jetzt auch hier den Herbst an.

Die Strasse wird immer schmaler und einsamer und dabei kommt mir der Eintrag von Gustav im Road Book in den Sinn. Ab jetzt wird es für 135 Km einsam, keine bewohnten Orte. Er verfolgt mich natürlich auf meinem Blog und als ich mich dieser Teilstrecke näherte, hat er mit geschrieben, es sei unmöglich da durch zu kommen. Darauf hat er die Strecke umgeändert, aber ich habe dabei einen wichtigen Abzweiger verpasst und bin jetzt doch auf dieser einsamen und nahrhaften Strecke unterwegs.

Mit der Kälte und dem Regen von gestern, in dieser Gott verlassenen Bergwelt, da hätte Gustav wohl recht gehabt. Ja aber dazu ist es Dank der Begegnung mit Alci eben nicht gekommen, also "forget it" Heute ist es dafür traumhaft schön, hier oben durch zu fahren.

Wenn auch nicht ganz ungefährlich, denn hätte ich diese Kurve verpasst und diesen offenen Notausgang nehmen müssen, hätte der Flug länger gedauert. Aber Kurven sind ja da um darin herum zu fahren und es werden noch viele kommen!

Dafür kommen praktisch keine Autos, vielleicht alle 20 Minuten mal eines oder eher noch so uralte Töffs und alle winken und hupen, wenn sie mich sehen. Wenn ich absteige für ein Bild oder eine Pause, verlangsamen sie ihr Tempo und erst nach meinem winken und dazu den Daumen hoch, drücken sie wieder aufs Gas. Kein Wunder, wer da nicht hinauf muss, lässt es sicher bleiben aber ich will da rauf.

Es ist ein ständiges auf und ab und ich sammle hier oben gezwungenermassen viele Höhenmeter. Dafür wird die Aussicht immer schöner und auch immer wärmer. Mein Navi zeigt steigende Temperaturen auf 15, gegen Mittag dann bis 25 Grad an.

Von meinen 2Trinkflaschen war heute Morgen nur eine voll, in die andere habe ich zwar eine Zitrone ausgepresst, beim Abschied am Start habe ich dabei völlig vergessen, noch Wasser einzukaufen. Aber keine Sorge, zur richtigen Zeit treffe ich im Aufstieg diesen Brunnen, kann Wasser auffüllen und dabei noch meine verspritzte Schweizer Flagge reinigen. Damit sorge ich auch hier, für eine saubere Schweiz! Danke.

Ich habe mich eben wieder eine Steigung von 400 Höhenmeter hoch gekurbelt und schau noch einmal zurück, wo ich her gekommen bin. Den riesigen Kessel habe ich jetzt durchfahren. Jetzt noch wenige Höhenmeter bis ganz oben.

Jetzt geht es erst einmal hinunter, jedoch spüre ich sofort, auf dieser Seite bläst ein anderer Wind und hier ist es sicher gleich 10 Grad kälter. Darum ziehe ich meine Jacke an und wegen dem vielen losen Kies in den Kurven auch den Helm. Ja und auch so eine Gais könnte ja auch im dümmsten Fall vor mein Vorderrad springen. Aber nein, das machen sie nicht!

Auch nicht wegen der Stämme habe ich den Helm angezogen, die fallen mir bestimmt nicht auf den Kopf aber ich muss schon ein wenig zaubern um da durch zu kommen.

Noch einmal geht es im losen Kies hinunter, aber 30 Km/h ist mir dann doch zu brav, ich will ja meine Abfahrt geniessen und nicht verbremsen. Die Freude hält eh nicht lange, bald geht die Strasse bereits wieder steil nach oben.

Mein Navi überrascht mich mit der Anzeige einer weitere Steigung von über 4 Km und 400 Höhenmeter. Immer wenn dabei die aktuelle Höhe von 555 Meter steht, denke ich an zu Hause, denn so hoch liegt die Rosengartenstrasse in Birwinken.

Dabei sehe ich über mir, wie schwarze Wolken aufziehen die gegen die Sonne kämpfen. Wer wird hier wohl gewinnen, noch scheint die Sonne, aber auch einige Tropfen kommen. Noch hoffe ich auf die Sonne, noch bleiben meine Regenkleider in der Tasche.

Im Moment scheint sie noch und erstmals tauchen einige Häuser auf und irgendwie zieht es mich gleich an diese Tankstelle. Der Tankwart spricht mich sofort an und sieht in mir wohl sofort den "Alemannen". Sprichst du deutsch, ich ja, woher kommst du Schweiz, wie heisst du, Norbert und dann legt er los. Norbert hat mein Chef geheissen, ich habe 9 Jahre in Deutschland gearbeitet. Hast du Hunger?

Ja, wenn du mich so fragst, klar habe ich Hunger und schon führt er mich in das kleine Restaurant gleich neben seinem Büro. Er hilft mir bei der Bestellung, Chicken mit Gemüse und Salat und zum trinken einen Ayran. Kaum bestellt fängt es an laut auf das Blechdach zu klopfen und jetzt sehe ich, dass die Sonne verloren hat. Bald giesst es wie aus Kübeln, aber was solls, ich sitze im Trocknen und gleich kommt mein Essen.

Dabei fragt er mich, wo ich hin wolle, ich sage, dass ich noch fahre bis ich eine Unterkunft finde. - Kaum bin ich fertig mit essen, kommt er mit seinem Motorrad und sagt, steig auf Norbert, ich zeige dir einen Bungalow und fährt mit mir zu einem Freund. Der organisiert von hier aus Trekking Wochen und darum stehen hier etwa 10 so Häuschen. Ich bin aber der einzige Gast!

Für 100 Türkische Lira kannst du hier übernachten, "tamam" sage ich zum Vermieter, das heisst einverstanden. Wir fahren zurück an die Tankstelle, dort hole ich mein Bike und lass mich hier gerne für heute nieder. Einmal mehr fällt mir alles zu? Ich schaue auf zum Himmel, diesmal nicht wegen Sonne und Wolken, sondern um mich zu bedanken an der Stelle, wo das für mich vorgesehen wird.

Wir reisen an entfernte Orte um faszinierende Menschen zu beobachten, die wir daheim ignorieren.( v. Jean Jacque Rousseau)

DANKE

4 comments on “Weiter in die Berge”

  1. Lieber Nuba manchmal kann ich vor lauter Staunen fast nicht ruhig bleiben , du wirst so behütet von Oben , dass es sicher viele deiner Bekannten fast schwindelig wird beim lesen deines Tagebuches. Du hast den Text im Kopf :bittet und es wird euch gegeben! Freue mich mit dir über dein Urvertrauen ! In Gedanken mit dir unterwegs /warte ich auf dein Lebenszeichen , bestimmt hast du heute Abend wieder eine wunderbare Story zum schreiben !
    Liebste Sonnentalergrüsse
    Louise

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