Nuba Tour | Die Alte Seidenstrasse | Bukhara nach Nura Hypa

Tagebucheintrag "Von Bukhara in die Prärie"

Veröffentlicht am 13. April 2024

Heute Nacht hat es gestürmt und geregnet aber ich habe trotzdem gut geschlafen. Beim Aufstehen war die Welt wieder in Ordnung, als ich aber abfahren will, fallen wieder die Tropfen...wird schon werden denke ich und fahre trotzdem mal los, erst durch das topmoderne Bukhara.

Ich komme kaum 10 Kilometer zu einer Bushaltestelle, wo ich unterstehen kann. Dabei wird es kälter und ich ziehe mir die Jeans über die Rennhosen und oben noch einen Pulli dazu an. Nach einer guten halben Stunde zieht es mich weiter.

Bei diesem Bahnübergang mache ich ein Bild und sehe dabei wie es da vorne düster und dunkel wird. Da braut sich etwas zusammen und ausser dem Bahnwärterhäuschen ist nichts da, was Unterstand bietet.

Just nach der Barriere steht ein Auto am Strassenrand. In seinem offenen Kofferraum steckt ein Stock und daran an einer Schnur hängt ein Fisch aus Karton dran. Der Mann steigt aus seinem Auto, zeigt mir sein Handy wo er im Translator schreibt, sei mein Gast und folge mir. Den muss mir Aladin geschickt haben und ich nehme seine Einladung dankend an.

Er stiegt in sein Auto und biegt gleich auf die nächste Nebenstrasse ein. Hier geht schon bald der Belag aus und wir fahren im Sand und Kies, ich folge ihm so schnell ich kann. Der Mann hat Geduld und wartet immer wieder auf mich. Aber es scheint so als hätte auch die Regenfront auf mich gewartet und so sehe ich mich gezwungen ihm im grössten "Schiff "zu folgen.

Nach etwa 2 Kilometer biegt er tatsächlich in seinen Hausplatz ein, öffnet die Garage und ich kann mit meinem Bike hinein fahren. Die Wärme tut gut und vorne sitzen 2 Frauen am Essen. Wir 2 Männer gehen in einen Raum, natürlich alles mit schönem weichen Teppich ausgelegt. Dann wird ein Tischtuch am Boden aufgefaltet und gleich die Speisen darauf gestellt. Eine kräftige Suppe mit allem drin. Ich finde Fleischstücke, Teigspiralen, Tomaten, Rüebli, Zwiebeln und und...ist warm und schmeckt prima. Nur das am Boden sitzen beim Essen ist nicht so mein Komfort.

Eine Salatmischung und Tee mit Süssigkeiten kommen dazu, aber es kommen auch immer mehr Menschen. Mit meinem Handy kann ich nicht übersetzen da kein WLAN im Haus ist und das mit der Ucell WIFI Karte ist auch nicht gerade der Bringer. Eine Unterhaltung ist schwierig aber bald kommen 5 Mädels herein, wie ich erfahre alles Studentinnen und eine spricht sehr gut Englisch.

Jetzt können wir uns unterhalten und natürlich möchten sie zuerst über die Familie alles wissen, dann woher und wohin und wie alt. Zum Schluss sagt eine, ob ich die Umgebung etwas erkunden möchte und was mich mehr interessiere, die Kultur oder die Natur. Ich bin offen für alles, was sofort auf Russisch übersetzt wird.

Als alle weggehen sagt mein Freund, dass er gläubiger Moslem sei. Er legt einen Gebetsteppich auf den Boden beginnt zu singen und zu beten, kniet nieder, den Kopf bis auf den Teppich und wieder hoch...Dauert sicher eine Viertelstunde. Ich sitze daneben und staune über sein Repertoire an Liedern und Gebeten, seine Überzeugung und wie er in sich geht.

Mein Freund nimmt mich später mit seinem Auto mit und bald fahren wir an einer Art Klostermauer entlang, durch ein Tor und kommen in einen Friedhof. In der Mitte eines Unterstands nimmt er einen Eimer an einem Seil und zieht damit Wasser aus einer Brunnenstube. Trinkwasser ist dort auch in Mengen vorhanden, was er mir auch anbietet.

Nebenan ist ein Gebetsraum mit einer 10 Meter langen Bank an der Wand, wo schon eine Familie wohl beim Beten sitzt. Wir setzen uns daneben und mein Freund steht gleich wieder auf und singt wieder ein Gebet. Anschliessend steigen wir durch den Friedhof einen Hügel hoch mit toller Aussicht. Ich sehe zwar jede Menge kleine Erdhügel auf dem Plateau, mach mir aber keine Gedanken darüber, bis mich mein Freund anhält, da herunter zu kommen, denn da unten sei jemand begraben, bzw am schlafen.

Wir steigen zwischen den Gräbern den Hügel hinunter zurück zum Auto. Das war wohl der kulturelle Teil, jetzt geht es in die Natur. Man könnte auch sagen auf eine"Pampas Rally", vergleichbar mit den Dünenfahrten durch die Wüste. Immer wieder kratzt dabei der Auspuff am Boden.

Da vorne kommen uns einige Rinder entgegen und er sagt das seien seine Tiere und sein Land und auch seine Seen. Ich staune nicht schlecht, denn wir sind schon ganz schön weit raus gefahren und ich zeige ihm meine Bewunderung.

Wir müssen den gleichen Weg zurück, denn Strassen sind hier schlecht und auch nicht im Überfluss vorhanden.

Ich bedanke mich für die Extra Show für mich und merke dass er eigentlich arbeiten muss, bald steht er auf dem Feld neben dem Haus und schwingt die Hacke, während ich die Umgebung noch etwas erkunde.

Schön wenn ich jetzt WLAN hätte, dann könnte ich noch etwas am Blog schreiben um in der Nacht etwas mehr zu schlafen. Ich nehme mein Tablet und suche, ob der vielleicht einen Notizblock enthält, so dass ich meine Gedanken schon mal niederschreiben könnte.

Später komme ich zu meinem gesuchten WLAN vor dem Haus draussen auf einer Bank. Hier komme ich aber bald ins schlottern, da ein kühler Wind weht. Das wichtigste ist bis dahin festgehalten. Ich schliesse mein Tablet tausche das WIFI gegen die warme Stube im Nachbarhaus.

Dort ist bereits das Nachtessen bereit und wieder auf dem Boden serviert. Das ist ein High Light für jeden Veganer, viel Gemüse in einer Art Paste vermischt und super gut gewürzt. Dazu gefüllte Pasta Jogurt Sauce.

Noch während dem Essen sagt Mansur, dass ich noch etwas Hunger aufsparen soll, wir gehen nach dem Essen zu seinem Bruder und er möchte das wir bei ihm auch noch mitessen.

Also geht es noch einmal hinaus und durch die Dunkelheit laufen wir mit Handylicht etwa 200 Meter zu seinem Haus. Da sitzt die ganze Familie beim Essen und wir sitzen dazu auf den Boden. Da steht das Usbekische Nationalgericht in üppiger Auswahl. Der älteste Bruder, der Hausherr spricht ein wenig Englisch und so unterhalten wir uns über Usbekistan. Ich frage dem Vergleich zu früher als hier noch Sowjetunion war. Im Gegensatz zum Iran, die dem alten Schah noch nachtrauern, sehnt sich hier keiner zurück, sie seien freier unabhängiger geworden und hätten heute viel mehr Möglichkeiten.

Beim Abschiednehmen gebe ich zuerst der Frau die Hand, doch die ist damit völlig überfordert, zieht mit einem Schrei die Hand zurück und springt dazu gleich zwei Schritte zurück. Auf dem Heimweg erklärt mir Mansur, dass eine Muslemische Frau nie einem Fremden die Hand geben darf...sorry...da muss ich wohl noch viel lernen.

Weiter erklärt er mir bei der Lektion, dass der Moslem sich vor jedem der 5 Gebete am Tag das Gesicht und die Hände und Füsse waschen muss. Ausserdem erfahre ich, das bei dem Gang zur Toilette Verschmutzungen entstehen obwohl sie auf den Stehclos für vorne und hinten in die Hocke gehen...ja dass man sich danach die Hände wascht geht für mich noch klar.

Längst wird es Zeit für die Nachtruhe, denn ich habe Mansur versprochen, dass ich Morgen mit ihm auf den Markt gehe, wo er seine Fische verkauft und dafür müssen wir um 4.00 Uhr aufstehen. Also Freunde gute Nacht!

Das Reisen führt uns zu uns selbst zurück

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