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Tagebucheintrag "Teheran - Sari"

Veröffentlicht am 23. Mai 2023

Es wird langsam hell, eigentlich habe ich ein paar Stunden gut geschlafen, denn selbst das laute klappern der Fahrgestelle bei den Schienenstössen und das ewige ruckeln mulmeten mich iegendwann zu.

Der Kondukteur kündigt persönlich die Einfahrt seines Zuges in Teheran an, damit kommt das grosse Aufräumen der der Bettdecken etc. das alle vier Insassen nun gleichzeitig erledigen wollen. Nach meinen Enttäuschungen mit den ausverkauften Tickets, gehe ich als erstes zum Billettschalter und frage gleich nach einem Zug ans Kaspisches Meer. Nach Gorgan, wo ich eigentlich hin möchte gibt es erst wieder Ticket ab Freitag aber nach Sari, der nächsten grossen Stadt davor gibt es bereits heute um 8.00 Uhr ein Ticket...das packe ich!!

Bleiben mir knapp 2 Stunden um auf dem Bahnhofplatz von Teheran die Sonne und das Treiben der Grossstadt zu geniessen. Dann gehe ich rechtzeitig zur Ticketkontrolle um sicher zu stellen, dass mein Bike in den Zug kommt, hier werde ich aber easy durchgewunken, sogar von einem Bahnarbeiter mit dem Lift zum Peron begleitet. Im Zug wird mir nach einer kurzen Beratung mit dem Kondukteur ein praktischer Abstellplatz zugewiesen.

Obwohl der Zug voll ist bekomme ich ein ganzes Abteil für mich alleine, also viel Platz um es mir richtig bequem zu machen. Vorsichtig läuft der Zug über die vielen Weichen und nimmt dann immer mehr Fahrt auf für die fast unendlichen weiten Ebenen. Inzwischen wird Frühstück serviert, ist zwar im Fahrpreis von 4.00 Franken nicht inbegriffen, kostet noch einmal 60 Rappen, dafür gibt es 2 Eier, einen Streichkäse mit viel Brot und Tee.

Jetzt aber höre ich die Diesellock schnauben, die jetzt richtig an Höhe gewinnen muss. Bald finde ich mich in einer faszinierenden Berglandschaft, wo sich auch tiefe Täler aufmachen.

Da muss der Zug hinunter, wo ich ganz klein neben der Strasse die Geleise entdecke, bis dahin ist es aber noch ein langer interessanter Weg, der mich an die alte Gotthardstrecke bei Wassen erinnert. Zwar ist da kein Kirchlein, aber ich sehe weitere zwei Geleiseterrassen unter mir, wo wir bald durchfahren werden.

Von unten im Tal, sehe ich jetzt hinauf zu einer dieser gewaltigen Brücken zwischen den Felsen und staune, wie dieses kühne Bauwerk dort hingezaubert wurde.

Dann bringt mir der Kondukteur einen weiteren Fahrgast in mein Abteil. Ein gesprächiger 20 Jähriger Mann, spricht gut Englisch und er hat die grosse Freude an mir, schwärmt von meinen blauen Augen und meinem Gesicht. Immer wieder bekommt er Anrufe und seine Stimme klingt irgendwie lieblich, auch wenn er mit mir spricht. Hier fragt dich jeder nach Frau und wie viele Kindern, aber als wir das Thema anschneiden winkt er ab und erklärt ganz offen, ich bin ein Gay und liebe nur Männer. Das warf dann für mich noch viele weitere Fragen zu diesem Thema auf, die er mir alle erstaunlich offen beantwortete.

Er war sehr besorgt und hilfsbereit zu mir, gab mir seine Nummer und sagt dazu ich könne ihn jederzeit anrufen, wenn ich etwas brauche oder wissen möchte. Bei meiner Ankunft in Sari wollte ich gleich mein Ticket für die Rückfahrt nach Teheran buchen, denn wenn ich da oben festhänge verpasse ich meinen Flug von und nach Istanbul.

Erstaulicherweise blieb der Boy bei mir, bis ich das richtige Ticket für den Nachtzug gebucht habe, das ist jedes mal eine Prozedur mit Pass und Visum vorweisen und dann kommt das Ticket aus dem Drucker und ich kann dann leider nichts lesen auf welchem Gleis, welcher Wagen und welcher Sitzplatz, das haben wir nun alles gemeinsam durchgearbeitet und mit lesbaren Zahlen versehen.

Wir verabschieden uns und per Bike fahre ich in die Stadt, erster Halt beim Juice Presser, der macht mir einen feinen Bananendrink. Jetzt Hotel suchen und mein Navi zeigt mir den ersten Treffer, als ich nach einem Zimmer frage, sehe ich die Preisschilder 80 Dollar pro Übernachtung, in diesem schrägen höchstens 4 Sterne Bunker. Da muss ich erst einmal passen und fahre das nächste Hotel an, aber genau jetzt macht mein Akku schlapp.

In einer kleinen Bar frage ich nach einem Hotel und ob ich mein Handy etwas aufladen kann. Kein Problem während ich mir einen Drink aus dem Kühlschrank hole und mich draussen hinsetzen kann, wir meinem Handy die neue Energie eingehaucht. Natürlich bin ich nicht lange allein und alles diskutieren jetzt über ein Hotel für mich. Der Sohn vom Barinhaber, ein etwa 15 Jähriger Junge holt sein Bike und will mich unbedingt begleiten und zum Hotel bringen.

Nach drei ungültigen Versuchen, einmal geschlossen, einmal gar nicht mehr da, einmal kein Platz für das Bike, bei denen er meine Interesse vertritt und für mich verhandelt werden wir fündig und ch bekomme wieder einmal ein richtiges Bett, eine warme Dusche und einen Platz für das Bike für 6 Franken. Hast du gut gemacht mein Sohn, sage ich ihm, klopfe ihm auf die Schulter und hebe lachend den Daumen. Das alles versteht er und lächelt.

Nach einer Dusche und einem Telefon mit Nella, gehe ich noch einmal in die Stadt und sehe bei einem Haarschneider, dass keiner bearbeitet wird. Ich schaue fragend in den Laden und da sind 4 junge Männer, die mich alle hereinwinken. Ich zeige auf meinen 10 Tagesbart und auf rasieren, dann kann es losgehen. So ein Coiffeurladen ist hier wohl auch ein sozialer Treff und alle wollen etwas von mir wissen und vor allem auf dem Photo sein, das ich einem in Auftrag gebe.

Frisch rasiert, diesmal mit Schaum, fahre ich weiter an die kleine Bar wo mir geholfen wurde, bedanke mich bei allen für die Hilfe und schenke dem Jungen eine meiner Trinkflaschen mit einem Schweizer Kreuz und Swiss Schriftzug. Als ich gehen will, möchte der Junge wieder unbedingt mitkommen und mit mir herumfahren. Ich sage ihm, dass ich noch etwas Essen möchte, aber dann möchte er mir ein Restaurant zeigen, also los gehts!

Gemeinsam fahren wir ab und als ich bei einem gut riechenden Grill vorbei fahre, rufe ich ihm. Natürlich waren wie immer hier im Iran verschiedene Fleischsorten über dem Feuer, aber im Kühlschrank sehe ich auch noch Pilze und Tomaten aufgespiesst, das bestelle ich mir. Das gefiel scheinbar meinem Begleiter und er geht an die Theke und bestellte das selbe für ihn.

Wir sitzen genau neben dem Grillstand und können zuschauen, wie die Pilze erst eingeölt, dann gegrillt und danach noch einmal mit Öl glänzend gemacht und gewürzt werden. Absolut Spitze finde ich nach dem probieren, dazu die Tomaten mit etwas Salat und immer genug Fladenbrot, ein gelungenes Nachtessen zusammen mit meinem jungen Freund. Natürlich habe ich ihn eingeladen und er bringt mich noch zurück in mein Hotel.... Tschüss mein kleiner Freund und noch einmal herzlichen Dank für deine Hilfe!!

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