Nuba Tour | Die Alte Seidenstrasse | Bukhara nach Nura Hypa

Tagebucheintrag "Sofia und der Weg nach Haus"

Veröffentlicht am 6. Juni 2022

Um es vorweg zu nehmen, nach meinem misslungenen Eintritt in den Iran habe ich mir vorgenommen die Rückreise mit dem Zug anzutreten. Mein Ziel an Pfingsten wieder bei meiner Familie zusammen zu sein. Ich hatte keine Ahnung wieviel tausende Kilometer Schiene vor mir lagen. Auf jeden Fall habe ich mein Ziel in der Samstagnacht erreicht. Noch 2 Minuten vor Mitternacht hält der Zug in Altnau um 23.58 Uhr, wo Nella auf mich wartet und wir uns in die Arme fallen.

So etwas kann man sich nur wünschen, den planen wie wir uns das von einer Zugreise gewohnt sind..."forget it" und noch etwas, ich dachte das ich meinen Tagesbericht locker im Zug schreiben kann... aber das Internet war einmal gar nicht existent oder fiel immer wieder aus, kein Stromanschluss in den Wagen oder kein Platz für meinen Laptop oder es ruckelt derartig, dass die Hände nicht mehr auf der Tastatur bleiben. Darum jetzt hier eine Zusammenfassung meiner letzten Zugreisetage.

Istanbul - Sofia Sofia - Bukarest Bukarest - Budapest Budapest - Buchs Buchs - Altnau

Für die ersten drei Teilstrecken musste ich nach der Ankunft jedes Mal den Internationalen Ticketschalter suchen, Ticket eventuell Schlafabteil buchen, dann stundenlang warten, dabei auf Bike und Gepäck aufpassen, Essen und vor allen Getränke einkaufen. Irgendwann geht es immer weiter, ist ja klar, denkt sich jetzt doch jeder.

Nicht so auf der Strecke Bukarest - Budapest, wo ich in einem Schlafabteil lag und dermassen husten musste, dass alle anderen Mitreisenden auszogen. Da es da sehr eng war, habe ich mein Bike zwei Wagen weiter hinten abgestellt, dort gab es genug Platz. Ein folgeschwerer Fehler, wie sich vor meiner Ankunft in Budapest herausstellte, denn als ich das Bike zum Ausladen holen wollte, stellte ich fest, dass ich ja bereits im hintersten Wagen war.

Haben die jetzt die Fahrtrichtung geändert, zweifelte ich jetzt an meiner Orientierung herum und lief den ganzen Zug ab, bis vorne die Lock sichtbar wurde. Verdammt wo ist mein Bike und diezwei Wagen hinter dem Schlafwagen. Als der Zug in Budapest anhält, eile ich zum Zugführer und erkläre ihm meinen Verlust. Darauf erfahre ich von ihm, dass die Wagen an der Grenze Rumänien-Ungarn abgehängt wurden. Ja klar die haben wir vor etwa 6 Stunden überquert.

Der Schlag traf mich noch harter, als das NEIN an der Grenze zum Iran. Mein Bike das mich seit Istanbul von ganz West bis ganz in den Osten der Türkei getragen hat, plötzlich nicht mehr da. Ausserdem sind auch alle meine Kleider, das Navy und mein neuer Translator in der einen Packtasche.

Nuba, was machst du jetzt...? Die einzige Möglichkeit mein bestes Stück, das mich quer durch die ganze Türkei getragen hat, wieder zu sehen war für mich, die 6 Stunden an die Grenze zurück zu fahren und dort zu suchen. Der Zugführer erklärt mir, dass dieser Zug in 2 Stunden zurückfahre und er mich ohne ein weiteres Ticket mitnehmen würde.

Hier von diesem Bahnhof fährt die ÖBB nach Wien und dann nach auch in die Schweiz. Auf ihrer App kann ich Fahrpläne ansehen und Ticket direkt auf mein Handy buchen. Das anstehen in der Kolonne ist damit vorbei.

Ich wollte den Nachmittag und nächsten Morgen in Budapest geniessen. Diese Freude verkürzte sich nun aber auf 2 Stunden, die ich an der warmen Sonne auf dem Bahnhofplatz verbrachte, nachdem ich Wasser, etwas Essen und Medis für meinen Husten gekauft hatte. Mensch wäre das schön hier gewesen, aber ich muss zurück in den Zug. 6 Stunden zurück auf Feld 1 wie beim Eile mit Weile, zurück nach Rumänien.

Wieder Zoll mit Ausreise aus Ungarn, Einreise Rumänien und das Umgekehrte wird noch einmal kommen, bei der Rückreise. Aber jetzt muss ich erst mein Bike finden!! In Arat dem Grenzbahnhof steige ich aus und suche ein Büro, wo ich meinen Bike-Verlust erklären konnte. Da lief ich aber gegen Wände, jeder den ich ansprach verwarf nur die Hände, verstand gar nichts und schüttelte den Kopf...Am Ticketschalter dann wenigstens eine Frau die etwas Englisch sprach.

Sie schickte mich ins Polizeibüro, wo ich mein Problem vortragen konnte. Der Beamte machte ein paar Anrufe und meinte schliesslich, dass ich mich da bei der Polizei in Budapest melden sollte. .Dann kam er mit mir zurück an den Ticketschalter und wollte mir helfen ein freies Ticket dorthin zu bekommen, aber das gab es nicht, ich musste noch einmal ein Ticket kaufen und erfuhr danach gleich das der nächste Zug erst am Morgen um 5.00 Uhr abgeht.

Also wieder 6 Stunden warten...warten auf einer Holzbank, wo ich meine eine Packtasche mit allen Riemen an die Bank schnallte und dann als Kissen für eine lange frostige Nacht nutzte. Ja und die 6 Stunden wieder zurück nach Budapest. Mit dem letzten Saft in meinem Handy, hatte ich noch meinem Versicherungsberater eine Nachricht geschrieben mit den Angaben von meinem Verlust und der Abfrage, was ich unternehmen soll, so lange ich noch vor Ort bin. Glücklicherweise ruft er mich beim Aussteigen in Budapest zurück und informiert mich.

Ganz auf der anderen Seite des Bahnhofs, sehe ich den Railjet Zug der ÖBB stehen und informiere mich, wann der abfährt. Die Stunde reicht um noch einen Laden zu suchen, wo ich meinen Einkauf mit meiner Karte bezahlen kann, damit ich nicht noch einmal in die Ungarische Währung wechseln muss. Ich wollte nur noch nach Hause, keine Stadt mehr anschauen, keine Bilder schiessen, zum Essen und zum Trinken musste ich mich richtig motivieren.

Als der Schaffner kommt, zeige ich ihm mein Ticket, worauf er mir erklärte, dass dieser Zug über München nach Zürich fährt, ich aber nur ein Ticket für Österreichisches Bahngebiet gelöst habe. Ich müsse in Wien oder spätestens in Salzburg umsteigen. Mein Entscheid fiel auf Salzburg und dort hatte ich genau 4 Minuten Zeit zum Umsteigen. Von Bahnsteig 3 wo der Münchener Zug angekommen ist leuchtet auch auf Bahnsteig 3 der Zug nach Bregenz auf. Ja was jetzt, dann wird der Zug wohl gleich nach Abfahrt der Münchener Zug einfahren, dachte ich. Das war wieder falsch gedacht, denn die beiden Züge waren zusammengehängt, ich hätte einfach nach hinten umsteigen sollen, jetzt aber fährt er ohne mich davon.

In einer Stunde kommt die nächste Chance, aber hatte ich damit den letzten Zug für die Weiterreise von Buchs verpasst? Nein den Letzten erreiche ich noch, ein letztes Mal umsteigen in St. Gallen und bald weiter an den See bis Altnau.

Die Zugreise zurück an den Bodensee gab mir einen Überblick auf das, was ich vorher mit dem Bike geschafft habe, wie es der Rückflug niemals hätte aufzeigen können. Es sind so viele Eindrücke und Erlebnisse die ich gewonnen habe und die für immer in meinen Leben bleiben. Dazu einmal mehr die Erkenntnis. an welchem wunderschönen Flecken der Erde ich leben darf!!!

Zum Abschluss möchte ich mich ganz herzlich für die vielem Beiträge bedanken, die ich von euch erhalten habe. Die Gewissheit, dass ihr mich begleitet, hat mir die Kraft gegeben, auch nach einem anstrengenden Tag meine Erlebnisse noch taufrisch nieder zu scheiben. Ich habe keine Antworten geschrieben, werde aber jeden von euch nach meiner Rückkehr persönlich kontaktieren.. also lieben Dank und bis bald euer NUBA

3 comments on “Sofia und der Weg nach Haus”

  1. Lieber Nuba
    Du bist ein Kämpfer!
    Ich denke: manch anderer hätte schon längst aufgegeben.
    Ich bewundere dich für deinen Mut, deine Spontanität, immer wieder deine Zuversicht , Freude,Elan, Motuvation usw. Möge dich all das das auch auf deinen künftigen Reisen begleiten.

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