Nuba Tour | Die Alte Seidenstrasse | Bukhara nach Nura Hypa

Tagebucheintrag "Söke - Didim - Söke"

Veröffentlicht am 16. Oktober 2020

Heute packe ich das Anhängsel, das auf meiner Tourübersicht auffält. Es ist eine Sackgasse, 60 Km lang und wieder zurück. Das ist eigentlich eine kühne Distanz für eine Sonderetappe, die man ja auch weglassen könnte und den direkten Weg von West nach Ost durch die Türkei nehmen. So aber nicht bei mir, ich freue mich riesig auf den heutigen Tag und fahr um 8.00 Uhr los.

Mein Navi macht es mir schwer, aus der Stadt heraus zu finden, denn es sind 2 Abgänge aufgezeichnet. Für heute Richtung Süden und Morgen geht es dann gegen Osten. Aber welcher ist welcher und so wird es nicht einfach, aus dem "Tschungel" heraus zu finden.

Als ich den richtigen Ausgang erwischt habe, kommt dieses Schild, das mir Klarheit verschafft, was der Reihe nach kommt. Die 3 Antiken Städte möchte ich heute besuchen. Mein Gepäck habe ich im Hotel zurück gelassen, das ich einfach heute Morgen für eine Nacht verlängert habe. Das ist zur Zeit überhaupt kein Problem, denn es sind so wenige Touristen unterwegs. Täglich bekomme ich Zimmernummern wie 102 / 103 oder ähnlich.

Es ist schon einige Zeit vergangen, seit ich meine Ziele ausgesucht habe, darum weiss ich gar nicht mehr, was mich da alles erwartet. In Priene ist es der Riese, der der die ganze Welt auf seinen Schultern tragen muss.

Doch die Antike Stadt finde ich erst nachdem ich eine steile Rampe hinauf gefahren bin. Ich muss mein Bike am Eingang abstellen und löse ein Ticket. Dann nehme ich es aber trotzdem mit in die Open Arena, damit ich nicht so weit laufen muss. Da kommt aber schon ein Wärter und schickt mich damit zurück zum Eingang. Da möchte ich aber auch nicht noch einmal zurück und gebe es ihm einfach in die Hände, da er Richtung Eingang unterwegs ist.

Die Strassen und Treppen, die ins Stadtzentrum führen sind steil und anstrengend wie eine Schweizer Bergtour. Es sind keine Besucher hier, ausser da vorne ein Team, das eine Photosession abhält. Die müssen wegen mir kurz unterbrechen und ich steig weiter hinauf.

Damit komme ich zu einem ganzen Komplex mit verschiedenen Bäder. Gleich dahinter liegt die Arena. Von denen habe ich bis jetzt schon einige gesehen, trotzdem finde ich jede für sich einzigartig.

Hier ist die ganze Show Fläche noch hervorragend erhalten, mit Altar und Sesseln für die ausgesuchte Elite. Da keiner von denen da ist, erlaube ich mir, neben dem Altar platz zu nehmen und stell mir vor, die Show beginnt. Gerne hätte ich ein Bild von diesem Tron, aber meine Selfikamera ist schwer beschädigt. Kein Besucher da, der von mir diese tollen Augenblicke festhalten könnte.

Aber wie heisst es bei Saladin mit der Wunderlampe, was man sich ganz fest wünscht, das bekommt man auch. Ich fange an zu wünschen und doch kommt keiner. Da muss ich meinem Glück etwas nachhelfen, laufe zurück zu der Photosession. Da sitzen 2- 3 Leute herum, die gerade nichts zu tun haben und nach kurzer und netter Darlegung meines Wunsches, wird einer für mich ab delegiert. Danke Aladin, hat doch super geklappt.

Obwohl ich heute viele Kilometer und viel zu entdecken habe, lasse ich es mir nicht nehmen, in die oberste Reihe hinauf zu steigen und möchte von ganz oben das Ambiente geniessen. Wie viele Menschen sind da wohl gesessen und was für eine Show haben sie hier erlebt. Ich vergesse mich eine Zeit und komme wieder zu mir. Ich bedanke mich beim Universum, dass es mir hier so viele Wünsche erfüllt, hier auf meinen Weg durch die Türkei.

Das ist immer noch mein erster Streich und ich will ja 3 Fliegen mit einer Tour jagen, also weiter. Zum Tempel, von dem allerdings nicht mehr viel steht, aber ein toller Standort mit einem herrlichen Ausblick. Ich steige all die Treppen und Strassen wieder hinunter und am Ausgang steht mein Bike startklar, es geht weiter.

Auf der Weiterfahrt fallen mir diese schönen Mandarinenbäume auf und ich kann es nicht lassen, meinen Hosensack damit zu füllen, nachdem ich eine probiert habe. Zuckersüss wie eben nur gestohlene vom Baum schmecken können. Nebenan hängen noch Granatäpfel, teste ich auch, indem ich sie mit meinem Schweizer Sackmesser aufschneide, aber das ist nicht der Bringer, kaum Fruchtfleisch nur Kernen, eher eine Enttäuschung.

Weiter geht es vorbei an dieser Burg, wer wohl da oben das Vergnügen hatte und das Fussvolk unten geplagt hat. Doch ich muss weiter, von hinten höre ich einen grossen Traktor, dem gehe ich in den Windschatten denke ich.

Er ist sogar ein Mähdrescher der mit fast 30 Km jetzt vor mir fährt. Ein Riesending und trotzdem muss ich mich konzentrieren, denn hinten in der Mitte ist der Kühler, der gibt grausame Wärme ab und aussen die Räder, die geben zwar tollen Windschatten, da könnte aber jederzeit ein Stein aus dem Profil herausspringen und das muss ich auch nicht haben. Also bleibt nur ein schmaler Platz, wo es mir richtig wohl ist.

Das geht so gute 10 Km im Schlafwagen, dann heult er kurz auf und geht auf die linke Seite weg. Allein geht es wieder strenger, dafür sehe ich wieder alles vor mir. Da taucht dieses Bollwerk vor mir auf, ist das schon Miletos?

Nein es ist nur eine Fata Morgana, nein eigentlich auch nicht, es ist eine Täuschung infolge des Gegenlichts, aus der nächsten Perspektive sehe ich, es ist ein Hügel, ein Rebberg.

Aber jetzt geht der Weg nach Miletos, was geht da wohl ab? Schön an der Anfahrt diese richtig reife Baumwolle, hinter dem Mähdrescher habe ich gesehen, wie die Baumwolle geerntet wird. Ich würde meinen, die hier ist auch fällig zum Pflücken.

Und das ist jetzt Miletos, eine wunderschöne offene Arena, "bombastisch" schön und gross. Ich schau mir das erst einmal aus der Distanz an, das heisst von einem kleinen Stand aus, wo es frischgepressten Granatapfelsaft gibt.

Den möchte ich jetzt erst recht aus meiner Enttäuschung mit der Frucht probieren. Die Frau presst nicht die Früchte auf dem Stand aus sondern holt aus einem Kühlschrank gekühlte Exemplare. Saft auspressen ist ein harter Job, den ihr Mann übernimmt und sich auch ganz schön ist Zeug legen muss. Dann kommt der Drink, ohhhh, das ist ein Hammer, ich bestelle gleich noch einen, damit ich noch ein Bild von seinem "Murks" machen kann.

Ich geniesse es um einmal ein wenig auszuruhen, es ist ja auch schon Mittag und 45 Km sind auch schon abgespult. Jetzt muss ich mir aber die Kiste schon noch genauer anschauen. Ich fahre mit dem Bike bis vor den Eingang und steige hinauf. Da springt mir ein Wächter hinterher und schreit, es ist nötig ein Ticket zu lösen. Sorry,, hier sind die 18 Lira, dafür mache bitte noch ein Picture von mir, wie ich dankbar in der Arena "kniee" und dieses Wunder geniessen darf.

Dieser ist noch einmal grösser als Priene, hat wunderschöne Bänke die ein richtiges Profil haben, um die Füsse zu versorgen oder um die Sitzfläche zu vergrössern. Hier muss ich sehr weit hinaufsteigen um das Ganze von oben zu erleben. Kein Problem die Zeit und die Mühe nehme ich mir gerne und was sehe ich oben, wieder so ein schöner Thron an der schönsten Stelle im Station.

Ich setzt mich nieder, wieder kein Mensch in ganzen Stadion und ich frage Aladin, kann ich nicht noch einmal ein Bild haben von dieser schönsten Stelle mit mir auf dem Tron? Ich geniesse es noch eine Weile und versuche ein Bild von meinen Beinen mit den neuen Biorelax Magnetbändern, die ich für diese Tour gesponsert bekommen habe, zu machen.

Ja und Aladin hat mich erhört und es kommen noch 2 verrückte Bike-Touristen die Treppe hoch. Klar doch unter Bikern, das gibt Bilder für die Ewigkeit. Es sind 2 Türken, die ihr Land ebenfalls entdecken.

Einmalig dieses Gefühl da oben und das kannst du mit allem Geld nicht kaufen. Dafür musst du den Mut haben, los zu fahren und den Weg finden über hunderte oder tausende von Kilometern. Ja und dann auch noch die Treppe hoch, nicht nur bis zur Mitte, nein bis hier hinauf. Danke das ich das erleben darf. Für den einen sind es nur Steine, Steinhaufen, für mich ist es Kultur, Archidektur Kunst, Genialität aus 1000enden von Jahren vor mir und ich stelle mir wieder vor, was hier abgegangen sein muss.

Die Akustik wenn die Ränge voll besetzt sind, das Ambiente, die Aussicht über das Stadion hinaus.. ja ich soll nicht träumen es liegt noch mehr vor mir, aber geniessen und stille halten und einfach SEIN, das gehört eben auch dazu.

Langsam steige ich wieder hinunter und sehe mir die Öffnungen für die Aus- und Zwischengänge an. Vorbildlich und grosszügig, das würde wohl auch bei einer Katastrophe funktionieren und von der SUVA oder vom BUWAL als korrekt anerkannt.

Ich komme unten an und staune auch hier noch wegen der vielen wunderschön bearbeiteten Steinen die hier herumliegen. Ob die wohl hier bleiben oder ihren Platz einmal wieder finden werden? Auf jeden Fall steckt hier unglaublich viel Arbeit und Können in jedem Stück, besonders auch in den Säulen und ihren Details.

Ich gehe zurück zu meinem Ankunftspunkt am Granatapfel Stand und kaufe bei der Grossmutter noch einen Pack Feigen. Die sind nicht alle gleich gross wie im Supermarkt, aber ich denke, dass die hier wild wachen und keine Chemie drin haben. Die Oma freut sich und ich darf noch ein Bild machen und sie sagt tesekkürler/mersi und meint danke.

Die Zeit, sie läuft, aber ich bin wohl nur einmal hier und ich besuche doch noch das Museum das ca 500 Meter vom Stadion entfernt liegt. Noch einige schöne Bilder, wie es hier wirklich einmal ausgesehen hat. Als ehemaliger Rennfahrer staune ich über die Beschriftung hier am Oberschenkel, ob der Mann wohl "Profirennfahrer" und einem guten Sponsor hatte.

Auch der Garten vor dem Museum bietet noch so viele Motive, ich ziehe noch einige Besonderheiten für mich in mein Handy, dann aber weiter.

Noch einmal 20 Kilometer bis zu meinem südlichsten Wendepunkt. Ich gebe Gas, doch da vorne stehen 5 Velofahrer am Strassenrand. Der eine steht vor dem Rad und ich halte an und frage, can I help? Doch nein, ist alles o.k. dann erkenne ich die 2 vom Station und wir plaudern noch einige Worte. Die haben unglaublich viel Gepäck, weil sie campen.

Sie fragen mich nach dem Gepäck, ja das ist in meinem Hotel erkläre ich, so viel aber habe ich nicht. weil ich nicht campe, das Hotel sei doch sehr günstig. Ja für dich meint der eine und kennt sich scheinbar aus, mir dem Wechselkurs. Ja, ich weiss auch, die Türkische Lira ist tief gefallen und das ist eine Inflation für die Menschen hier.

Wir verabschieden uns und ich schenke ihnen noch 2 Appenzeller Biberli, die sie eben aufteilen müssen, heute Abend beim Dessert. Weiter geht es, jetzt wieder dem Meer entlang vorbei bei diesen Wasserpark so wie gestern. Ja und bald kommt Didim meine letzte Destination vor dem Umkehren.

Schon weit her sehe ich die hohen Säulen des Appollo Tempels. Ich frage einen alten Mann auf dem Velo, wo es zum Eingang geht und er fährt mir voll begeistert voraus und führt mich vor den Eingang.

Woooow, das ist aber auch eine Nummer. Sieht total geil aus. Eine Wucht. Leider nur noch wenige Säulen die noch stehen, aber die lassen die Dimension dieses grossen Bauwerks erahnen. Wie ich da stehe, denke ich schon wieder, wie haben die das hin bekommen, ohne Kranen und Hydraulik.

Tausende Jahre alt und doch so gross, so klever, so schön. Appollo Tempel heisst er, das ist oder war die Gottheit und dafür hat das Volk schon immer einen hohen Preis bezahlt. Was war hier los, keine Sport oder Theater. Vielleicht einer Art Kirche oder einfach das Machtzentrum. Schön und imposant auf alle Fälle, ich bin tief beeindruckt.

Ich bedanke mich bei meinem Führer und schenke ihm von den Mandi aus meinem Hosensack und suche ihm das Schönste heraus, da wo die Blätter noch dran. Er freut sich. Er fragt mich, ob wir zusammen noch hinein gehen? Doch diesmal reicht mir der Blick von aussen, es ist hier die beeindruckende Grösse, die ich jetzt auch von hier hautnah erlebe.

Ich schaue auf die Uhr, 16.30 Uhr und ich muss noch einmal 60 Km zurück fahren. Ich verabschiede mich vom alten Biker und fahre noch an diesem originellen Brunnen vorbei, wasch mir die kleberigen Hände vom Mandarinen schälen und da kommt er auch schon wieder. Er stellt sich neben die Brunnenfigur und möchte, dass ich ein Bild von ihm mache. Mache ich doch und gebe ihm mein Handy um von mir auch eins zu machen. Nachdem er mir erst den Kopf abschneidet und beim zweiten Mal nur die halbe Brunnenfigur drauf ist, hat er es geschnallt und macht doch noch "passables" Bild.

Was für ein geiler Tag, jetzt muss ich ihn nur noch heim bringen, aber auch das kriegen wir noch hin. Ich fahre zügig und entschlossen aber wenn es was zu sehen gibt, muss die Zeit dennoch sein, um es einzufangen.

Zum Beispiel der Fischerhafen mit den alten Kähnen..

An diesem leuchtenden grünen Nadelbäumen vor dem blauen Meer bin ich erst vorbeigefahren, als aber später keine Bäume mit diesen intensiven Farben mehr kamen, bin ich noch einmal umgekehrt um das fest zu halten.

Die Windräder auf dem Hügelzug gefielen mir und ich dachte mir dabei, die laufen nur da oben, weil ich immer Gegenwind habe.

Aber auch dagegen ist ein Kraut gewaschen, denn drei mal schaffte ich es hinter einen Traktor zu fahren und die laufen hier gerne 35 Km/h. Einer hatte einen Anhänger geladen mit Holzabfällen und auf dem sass ein Mann. Der wunderte und freute sich, dass hier ein Velo mithalten konnte, Nach zirka 2 Km meinte er, ich soll mich doch festhalten, was ich auch dankend annahm. Vielleicht wieder 3 Km und ich kam dem Söke immer näher.

In einem Dorf sah ich diesen Abzweiger, bei dem Söcke nur 25 Km weit weg war, das war die neue Hauptstrasse die ca 5 Km direkter hinführt. Danke Aladin, das kriegen wir auch noch hin.

Es war genau 17.30 Uhr als die Distanztafel noch 22 Km anzeigt. Die jetzt 4 spurige Strasse hat einen feinen Belag und der rollt richtig gut. Darüber hinaus freute ich mich an jedem Lastwagen, dessen Sog mich wieder etwas beschleunigte.

Mein Navi zeigt jetzt genau 100 gefahrene Kilometer an und es fehlen jetzt noch 15 Km. Ich schaue zur Sonne wie hoch sie noch steht und halte sie dabei fest.

Noch 10 Km sie ist noch da und ich halte sie fest.

Noch 5 Km sie ist nicht mehr da, aber sie spendet noch Restlicht über den Berg.

Ja, und jetzt beginnt die Stadt, fragt sich nur, welche Ausfahrt ich nehmen muss, um ins Zentrum zu kommen. Aber ich habe intuitive die Richtige erwischt und fahre einfach hinein, bis ich an den ausgetrockneten Fluss komme, der durch die ganze Stadt fliesst.

Jetzt ist Licht angesagt, aber ich bin inzwischen schon ganz nahe an meinem Hotel. Doch da ich nach dem Duschen nicht mehr raus will, gehe ich in eine Imbiss Stube. Leider hat es das Menue mit Reis und Gemüse nicht mehr. Dafür gibt mir die junge Frau ein Müsterli von einem traditionellen Türkischen Nachtessen, das gross an der Wand beworben wird.

Ist doch gut und ich habe Hunger, da ich heute nur von Früchten gelebt habe. Unglaublich unter 2 Franken mit Getränk und mein Bauch ist voll. Jetzt aber ab ins Hotel, zu meinem Gepäck und meiner Dusche und anschliessend soviel Erlebtes noch aufschreiben. Jetzt ist mein Kopf leer, mein Herz voller Freude, das Ding durchgezogen zu haben und damit lässt sich sicher gut schlafen.

Danke für all die unbezahlbaren Erlebnisse, Augenblicke und Momente

3 comments on “Söke - Didim - Söke”

  1. Hallo Nuba.. weiterhin viele schöne und unfallfreie km. Geniesse weiterhin die vielen unvergesslichen Eindrücke die du jeden tag aufnehmen tust. Und uns daran teilnehmen lässt. Toi toi toi. L g ch

  2. Was Zufall ist kein Zufall.. Alle Wege führen dahin, und der Weg zeigt sich und blendet..
    Wer sich Selbst zu finden will, wird die Willenkraft entscheiden...

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