Um 6.30 Uhr heisst es für Nella bereits sprungbereit für die Abfahrt zu sein. Darum gibt es heute nur noch ein kleines Check Out Frühstück bevor der Bus sie abholt. Wir drücken uns ein letztes Mal und schon ist jeder für sich allein unterwegs. Aber unsere Verbindung ist so stark, dass wir uns auch so jederzeit nahe sind.
Ich verabschiede mich heute Morgen erst von einigen Freunden, die ich hier gefunden habe und geht es wieder in die Pedalen. Aber trotz der Ruhepause, laufe ich nur schwer an. Mein Bauch hat hier mit dem feinen Essen so zugelegt, dass er jetzt auf dem Bike richtig Druck aufbaut.
Selber schuld, hast wohl doch etwas übertrieben mit Nachschlag und Süssigkeiten. Fange ich halt etwas verhalten an und verbrenne den Überschuss in den nächsten Tagen.
Auch in der Altstadt von Side gibt es noch eine Verabschiedung von Lokman, er hat Haus und Familie an meinem Weg nach Anatolien. In den nächsten Tagen schliesst er hier sein Geschäft infolge Saisonschluss und fährt nach Hause.
Sollte es für mich Schwierigkeiten infolge Schnee oder Unwetter geben, kann ich mit ihm Verbindung aufnehmen. Ist doch beruhigend, so ein Ass im Ärmel zu haben, fast schon wie eine Rückversicherung!
Jetzt noch einige Eindrücke von der grossartigen Hafenstadt die so rund 2000 Jahre alt sein dürfte. Das Licht leider noch nicht ganz ideal, trotzdem beeindrucken die dicken Mauern, die Bögen und Säulen, geschaffen von grossartigen Baumeistern ihrer Zeit.
Ich verlasse Side und folge der D-400 immer dicht entlang dem Meer. Dabei bin ich wirklich froh, dass keine lange oder steile Aufstiege mich fordern. Es reicht mit dem Gegenwind, der mich bremst.
Immer wieder abartig grosse und schöne Hotelanalgen, direkt an der Strassse. Die grosse Frage dabei ist immer, wie sind diese Tempel ausgebucht? Während meinem Aufenthalt in Side, konnte ich mit vielen Laden und Hotelbesitzer über die wirtschaftliche Lage in der Region diskutieren.
Viele Hotels wurden nach dem Lock Down gar nicht eröffnet oder hatten nur eine kurze Saison von 3- 5 Monaten. Auch die unglaubliche Masse an Geschäften im Fahrwasser der Hotelanlagen sind fast menschenleer. Es muss schon frustrierend sein, jeden Tag die Auslage aus und ein zu räumen für dreimal nichts.
Schöne Frauen, da muss ich warten, dachte ich, auch wenn sie aus Stein sind, aber ewig lockt das Weib. Ich lasse euch auch ein wenig die Fantasie anregen.
Plötzlich spüre ich schwere Tropfen und der Himmel zeigt sich schwer bedeckt. Die dunklen Wolken können nur noch loslassen und ich kann mich gerade noch in einem Outlet Center ins Trockene retten.
Ich begnüge mich trotz Flachetappe mit 75 Kilometer und bin froh, mit einem feuchten Auge bis nach Alanya gekommen zu sein.
Die besten Dinge im Leben sind die Menschen, die wir lieben, die Orte, an denen wir waren und die Abenteuer, die wir auf dem Weg erlebt haben.
Es ist klar, dass Du nach den Ausschweifungen in Side mit Nella etwas durchhängst. Aber Du bist ja ein echter Kerl und wirst das schon wegstecken. Lass Dich nicht unterkriegen.
Grüße von Georg, der Zuhause im warmen und trockenen Wohnzimmer sitzt mit einem schönen Gläschen Roten