Nuba Tour | Die Alte Seidenstrasse | Bukhara nach Nura Hypa

Tagebucheintrag "Shiraz - Kish-Island"

Veröffentlicht am 18. Mai 2023

Heute beginnt der wohl allersüsseste Teil meiner Tour. Ich bin nicht etwa reif für die Insel, sondern freue mich einfach, auf das was mir viele Iraner vorgeschwärmt haben, die Insel Kish im Persischen Golf.

Mein Bike und mein Gepäck darf ich im Hotel deponieren, denn ich kehre nach 2 Tagen ja wieder hierher zurück. trotzdem muss ich aus checken, denn ich brauche zum Fliegen ja meinen Pass.

Doch jetzt kommt die Cru. Dieses Hotel ist im Gegensatz zu jedem Kaugummiladen irgendwie nicht mit dem Zahlungsterminal verbunden. Als ich eincheckte, hat ich noch genau 19 Millionen Rial in Cash auf mir, die ich anzahlte auf eine Hotelrechnung von24 Millionen Rial.

Nun habe ich ja eine gut gefüllte Prepaidkarte und wollte mir schon vorgestern und und gestern Bargeld abholen. was an jedem Bankomaten möglich ist. Aber diese "dofen" Kisten geben maximal 2 Millionen Rial pro Tag heraus, da kann ich an noch so vielen Automaten probieren, es gibt einfach nur 2 Millionen Rial also Fr.3.60 . pro Tag. Also fehllen mir heute Morgen 1 Million Rial sprich 1.80 Fr um meinen Pass zu bekommen.

Der Receptionist zeigt mir, wo der nächste Automat ist und ich laufe die 500 Meter dorthin. Das ist zwar recht nahe, aber dieser Quartierautomat übersetzt nicht ins Englisch sondern zeigt Text und Zahlen nur in der persischen Schrift, die man übrigens von rechts nach links schreibt. Da ich ja nun schon zweimal Bargeld bezogen habe, wusste ich ungefähr den Ablauf und wo das Maximum 2 Millionen stand. Jetzt kamen all die Aufforderungen in Persisch und bald ging nichts mehr. Scheisse denke ich, wenn meine Karte jetzt nicht mehr rauskommt und in 3 Stunden geht mein Flug...aber dann nach viel blinken und in Progress macht es klick. Meine Karte kommt und auch das Maximum an Kohle, ich kann damit das Hotel bezahlen und abreisen.

Für die 2 Tage habe ich nur einen kleinen weichen Rucksack mit dem Nötigsten dabei und laufe einen Kilometer bis zur Metrostation. Dort läuft ein Fahrgast neben mir und fragt ob ich der Cycliste sei, er habe mich gestern im Hotel gesehen. Ja klar sage ich und freue mich, dass ich jemand habe der mir das lösen des Tickets und die richtige Richtung zum Flughafen zeigt. Wie immer mache ich noch ein Bild von den Haltestationen, damit ich am Rückweg wieder am richtigen Ort aussteige.

Dann gehts Richtung Flughafen, wo die Station aber min 1 Km von der Abflughalle entfernt ist. Also noch einmal einen Spaziergang, dann einchecken mit dem Bus aufs Flugfeld. Mein Freund Ramin aus Täbriz hat mir den Flug gebucht und ich sehe auf dem Bordingpass "Business" ja ist auch o.k. man gönnt sich ja sonst nichts und ich bekomme neben dem breiten Sitz erst noch einen schönen Fensterplatz.

Beim Abflug sehe ich die weite Wüstenlandschaft, die sich nach Shiraz ausbreitet und stelle hier oben endgültig fest, dass ich bei meiner Planung zu wenig recherchiert habe, was mich da erwartet und dass das, was ich bisher an Einöde durch die Berge, nur ein "Müsterli" war, zu dem was mich hier erwartet. Aber lassen wir das noch so stehen, jetzt erwartet mich erstmals die Insel.

Neben mir sitzt ein junger Mann, der sehr mit seinem Handy beschäftigt ist und mich kaum ansieht. Dann aber schläft er kurz ein, genau als die Boxen mit einem Sandwich mit Getränk verteilt werden. Ich nehme sein Menue zu mir auf das Tischlein und als er wieder aufwacht, gebe ich es auf seinen Abstellplatz. Damit kommen wir ins Gespräch, er erzählt mir, das er in Kish eine Taucher und Paragleiter Station leite und ich erzähle ihm von meiner Bike Tour durch den Iran. Schon sagt er, ich bin Ahad von der Kish Diving und dabei tauschen wir unsere Telefonnummern aus.

So findet jeder den Anderen interessant und als ich mir am Ausgang zum Flughafen überlege, welcher von den 20 Minibusen nun an welchen Strand oder zu welchem Hotel fahren, sagt er, "com with me, I have a car" Aus der gekühlten Flughalle heraus trifft mich der Wärmeshock, aber dann kommt schon sein Kollege angefahren und ich kann im gekühlten Auto Platz nehmen. 10 Minuten später bin ich an der Beach von Kish, mitten am bunten Strandleben.

Aus dem Kühlschrank darf ich einen Drink auswählen und setzte mich vor das Clubhaus, wo mir weitere Mitarbeiter aus der halben Welt vorgestellt werden. Leider kann ich mir solche Namen selten merken, darum nenne ich sie für mich einfach nach ihrer Herkunft....

Der Jamaikaner

der Afrikaner

Der Araber

Der US Harley Davidson Typ

und ich bin Nuba from Suisse

Mit denen hänge ich eine Weile herum, geniesse meinen Drink, die Wärme und das bunte Beachleben mit dem kommen und gehen der Boote. "You can go with the diving" sagt Ahad und ich darf auf ein Boot steigen wo ca Dutzend Fahrgäste schon auf mich warten. Da ich meine Badehose noch im Auto liegen gelassen habe, gibt mir der Araber eine neue aus dem Kleiderständer, auf die Blaue zeigt er, ja ist o.k.

Ich steige als Letzter an Bord und schon hebt sich der Bug des Boots und ab geht die wilde Fahrt. Ca 200 Meter vor der Küste halten wir an und setzen Anker. Dann kommt der Tauschlehrer und sagt zu mir, du bist als erster dran. Wie bitte, ich tauchen, mit Sauerstofflasche, das kenne ich noch aus den Filmen mit Jaqu Picard... und schon werden mir Flasche angegurtet, in 3 Minuten erklärt.....nicht durch die Nase atmen, Mundstücke mit den Lippen fest umschliessen, Druckausgleich mit Nase zu und Druck auf die Ohren geben, kenne ich von den Pässe Abfahrten.... und schon bin ich tauchklar.

Dann fragt er noch nach meinem Gewicht, scheinbar zu leicht und ich muss noch einen Gewichtsgurt mit Bleielementen anziehen, wohl wegen dem Aufrieb. Jetzt hinsetzen auf die Bootskante mit dem Rücken zum Wasser. Ich muss mich immer erst an das kalte Wasser gewöhnen und gehe langsam hinein, hier wird das wohl ein Schock für mich wenn ich einfach rückwärts hinein plumse und dann werde ich wohl einen so tiefen Atemzug nehmen, dass ich die halbe Flasche leer sauge.

Doch nichts von dem, das Wasser ist so warm, das ich mich gleich richtig wohlfühle und sofort den richtigen Atemrythmus finde. Gemütlich bringen mich die Flossen voran Richtung Meeresgrund wo schon viele Kollegen, ganze Fischschwärme auf mich warten. Mein Tauchlehrer nimmt mich an die Hand und weist mir die Richtung, zeigt auf die wunderschönen bunten Fische die mich scheinbar willkommen heissen, denn die schwimmen gemütlich auf mich zu und um mich herum.

Eine neue unbekannte Welt tut sich für mich auf, still...friedlich...harmonisch...und ich als Besucher werde sogar hier akzeptiert. Ein unglaubliches Glücksgefühl kommt in mir auf, ich hatte auf Sonne, Strand und türkische farbiges Wasser gehofft, das ist alles da und gleich das Paradies mit dieser Unterwasserwelt dazu. In meinem Buchregal zu Hause steht ein Buch mit dem Titel: Erwarte nichts und du bekommst alles, ja sogar die Tränen, aber das sieht ja hier keiner...

Es wird Zeit zum Auftauchen, denn die anderen Gäste wollen auch ins Paradies. Das ganze Equipment wird mir noch vor der Leiter zum Boot abgenommen und ich kann erleichtert an Bord klettern, mit einer unvergesslichen Erinnerung im Herzen. Gelassen sehe ich den anderen Gästen zu, wie auch sie sich freuen während mich der Wind trocknet....und wo sind wir hier.... im Iran...einem Land wo viele meiner Freunde und Bekannten niemals hingehen würden...

Als auch der letzte Glücklich auftaucht, fahren wir wieder mit Vollgas zurück ins Clubhaus. Dort fragen mich alle, "how war`s" und mein Lachen ist wohl so breit, dass sie mir gleich ein Menue offerieren, das ich exclusiv im Chefbüro zwischen einem riesigen Berg von Equipment einnehmen darf.

Längst habe ich wieder meine lange Hose angezogen, doch die Show ist noch nicht zu Ende, Ahan ruft mir, das Paragleiter Boot laufe aus und ich soll doch mitgehen. Ich muss mich doch wieder umziehen frage ich, sei zwar nicht nötig, trotzdem ziehe ich wieder die blaue Badehose an, klettere mit einer Stufentreppe die ans Boot gestellt wird hoch und schon wieder heulen die Motoren, der Bug hebt sich und hinaus geht es auf See.

Während der Fahrt werden Schwimmwesten und Gurten verteilt und dann steigen immer 2 Gäste mit dem bunten Schirm in die Luft und freuen sich, die Schwerkraft damit zu überwinden und wie ein Vogel da oben zu schweben. Hell begeistert kehren sie sicher wieder aufs Deck zurück. Diesmal bin ich der Letzte der hochgezogen wird, dafür der Einzige und kann so ganz für mich dem Himmel entgegen fliegen. Immer mehr Leine wird für mich frei gegeben und ich steige und steige. Da ich alleine bin, "turble" ich ganz schön umher und fühle mich wirklich wie der Vogel, der sonst mich da unten sieht.

Und dann denke ich da oben, zwischen Himmel und Erde, wie es kommt, dass ich das alles einfach so geschenkt bekomme, mir zufällt, schöner als ich es beim besten Reiseveranstalter hätte buchen können. Dabei kommen mir wieder Fredi und Romi in den Sinn, meine beiden Freunde, die sich eben von dieser Welt verabschiedet haben und meine Reise auf der Seidenstrasse kennen. Machen sie mir hier ein Geschenk oder wie kommt es sonst das mir alles nur einfach so zufällt.

Die Beach leert sich allmählich und Ahan und sein Freund winken mir zu, sie fahren nach Hause und wie selbstverständlich nimmt er mich in seine Wohnung. Hier kannst du schlafen und zeigt mir wo was ist und wenn ich etwas brauche, könne ich ihn anrufen. Hier ist dein Schlüssel, die Wohnung gehört dir. Leute, ihr müsst euch das einmal auf der Zunge aber auch im Herzen zergehen lassen. Der Mann hat mich heute Morgen zum ersten mal gesehen, wo sind wir hier...ja eben, im Iran, für viele der dunkelste Ort auf der Weltkarte...aber das ist mein Weg, den ich gehen darf, damit ich euch zeigen kann, was ich hier erlebe.

Natürlich stimmt hier vieles nicht, was diese so genannten Führer hier dem Volk aufzwingen. Die Menschen haben eine ganz andere Meinung und suchen sich ihren Weg, damit umzugehen. Ich finde, das machen sie hervorragend und freue mich, immer mehr über sie zu erfahren und mit ihnen zu erleben.

Danke für den wunderschönen Tag

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