Nuba Tour | Die Alte Seidenstrasse | Bukhara nach Nura Hypa

Tagebucheintrag "Sepidan - Shiraz"

Veröffentlicht am 15. Mai 2023

Es war heute schon fast ein warten auf das Frühstück, das erst um 8.00 Uhr angesagt ist, aber ich wollte das noch geniessen. Heute möchte ich am südlichsten Punkt meiner Tour ankommen, somit liegen noch gute 80 Km vor mir.

Es ist zwar Montagmorgen aber, für mich fühlt sich der frische, für einmal windstille Start wie ein Sonntag an. So kann ich wieder einmal einen schönen Rhythmus fahren, es geht auch viel bergab und ich komme super voran. Auch wenn die langen geraden auf einen Berg zulaufen, davor machen sie eine Kurve um einen Felsen und damit bleibe ich auf dem Talboden.

Doch ganz ohne Steigungen komme ich trotzdem nicht davon, bin aber so gut vorangekommen, dass mich das nicht gross stört und ich drehe gelassen den Berg hoch, der jetzt doch immer steiler wird. Dann höre ich einen schweren Kipper der hochtourig, aber weil er eben voll geladen, an mir vorbei schnaubt.

Den könnte ich eigentlich packen und strecke meine Hand aus, bin aber trotzdem ein wenig zu langsam. Schade die Chance ist verpasst, aber nein, der Fahrer hat mir im Spiegel zugesehen und geht etwas vom Gas, so dass ich ihn wieder einhole und meine Hand kann eine Stahlseite greifen.

Während ich mit der linken Hand geschleppt werde nehme ich mir rechts das Handy hervor und halte den Moment noch fest. Nur keinen Scheiss bauen, ich hätte noch gerne auf Selfy umgestellt, aber so lange wollte ich mein Bike denn auch nicht führerlos lassen, denn es hat auch immer wieder Löcher auf dem Pannenstreifen.

Oben angekommen, ziehe ich mich während der Fahrer fürs heraufschalten vom Gas geht, bis auf die Höhe der Fahrerkabine und bedanke mich fürs mitschleppen. War für ihn auch ein nicht alltägliches Erlebnis und er quittierte meine Geste mit seinem Horn, das mir fast die Seele aus dem Leib pustet.

Während er für die Abfahrt einen Gang um den Anderen beschleunigt, ich bin ich schon in der Abfahrt und rausche für einmal mit Hilfe des Rückenwinds mit 70 Sachen hinunter. Die Strasse hat so viel Platz, dass ich nie eine Bremse betätigen muss. Da es wieder flacher wird kommt er wieder von hinten mit Horn überholt er mich und ich profitiere noch lange von seinem Windschatten.

So geht es weiter vor und in die Stadt und es ist für mich schon fast eine Genussfahrt, oder sagen wir es noch anders, wie eine Triumpffahrt. Dass ich es nach meinem Abblitzer am Grenzübergang vom letzten Jahr, nun doch geschafft habe vom Norden zum Süden des Iran zu fahren und erst noch heil anzukommen.

Es ist hier richtig warm und ich spüre die Nähe der Wüste und habe jetzt auch Erfahrungen gemacht, die den weiteren Verlauf meiner Tour entscheidend verändern werden. Was ich mir vorgenommen habe, von hier zurück in den Norden durch so viele leere Wüstengebiete nach Mashhad zu fahren, ist schlicht so nicht mehr machbar.

Ich werde mich hier in Shiraz neu orientieren und die Fortsetzung mit Zug oder Bus organisieren. Gleich bei der Einfahrt in die Stadt komme ich an der Bahn- Station vorbei und informiere mich, wie das mit der Bahn funktionieren würde.

Ein Ticket muss vorzeitig reserviert und gelöst werden, sonst geht gar nichts. Für das Bike gibt es wie bei uns einen Extrawagen mit Bikeplätzen. Die Plätze für die Passagiere scheinen gut ausgebucht und es wird mir empfohlen, gleich ein Ticker zu lösen. Das ist mir eben doch etwas zu schnell und ich nehme mir vor heute Abend zu recherschieren, wie es weiter geht...

Zudem steht jetzt die halbe Iranische Armee hinter mir und will auch an den Schalter, dennoch haben ein paar davon Zeit für ein Bild mit mir.

Bahnhof gesehen, ich weiss jetzt wie der Zug läuft, nur der Bahnhof ist nicht wie bei uns im Stadtzentrum. Dort möchte ich hin zu den Hotels, aber da muss ich noch einmal 20 Km kurbeln. I

Langsam komme ich dem Zentrum näher und ich bin schon in den Seitengassen, da quatscht mich ein junger Mann mit Vollbart an, ich soll einmal anhalten. Das mache ich den auch und bin gespannt, was der will. Er kann kein Englisch und fummelt an seinem Handy herum, sucht seinen Translator. Dabei kommt ein zweiter und dann ein Dritter hinzu, alles kräftige, grossgewachsene Typen.

Alle wollen mir etwas übersetzten, kriegen aber nicht auf die Reihe und ich sage ihnen, dass ich nichts brauche von ihnen und fahre weiter. Am nächsten Rotlicht muss ich anhalten und da stehen die Kerle schon wieder da. Jetzt sagt einer. er müsse mein Handy checken!! Ja hallo, da ist doch der Wurm drin, ich winke ab und da es grün wird fahre ich weiter. Als ich mich noch nach ihnen umschaue sehe ich, das einer ein Moped und die anderen Zwei ein Auto fahren.

Nach 2 Kilometer überholen sie mich wieder und wollen mich anhalten. Das ist ja langsam wie im Krimi und ich schreie sie an, sie sollen zum Teufel gehen. Dann drehe ich mein Bike um 180 Grad und fahre auf der 3 spurigen Strasse den Autos entgegen, was die dann so schnell, auch der mit dem Moped nicht umsetzten konnten.

Bei der nächsten Abbiegung gehe ich dann gleich ganz von der Strasse und sehe an der Ecke ein kleines Restaurant mit einer riesigen Pfanne voll Zwiebeln am Braten. Das gibt sicher ein tolles einheimisches Menü, sieht lecker aus und ich bestelle.

Ein Vollreffer, ein wunderbares Mittag- und Nachtessen zugleich. "Guet und gnueg" eben wie beim Iraner!!

Im Laden nebenan, riecht es nach frischhgebackenem Brot und ich sehe zu, wie die riesigen Fladenbrote aus dem Ofen kommen und dann gleich vor den Laden, wo die Kunden schon darauf warten und ihr Lieblingsstück auswählen. Ich probiere ein kleines Stück, da eh keinen interessiert, darauf reisst die blonde Frau ein Stück von ihrem Fladen ab und schenkt es mir.

Gut darf jetzt auch noch das Hotel sein und zur Feier meiner Ankunft in Shiraz leiste ich mir einen 5 Sterner, das International Hotel Pard. Die halbe Mannschaft kommt angerannt, als ich das Bike in die Lobby schiebe. Es bekommt einen Platz im Chefbüro und mir werden die Taschen in den 5 Stock gebracht.

Bis hierher mussten die Zimmer in der Nacht immer geheizt werden, hier kühlt die Klimaanlage mit riesigen Lärm, was ich gleich abstelle. Ja und weil es draussen auch so schön warm bleibt, gehe ich noch ein wenig flanieren und schliesse meine Ankunft mit einem feinen frischgepressten Rüeblisaft dem noch ein grosser Löffel Eiscreme beigemixt wird ab. Ich finde mir geht es heute so gut, besser kann es nicht einmal dem Schah von Persien gehen!!

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