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Tagebucheintrag "Semirom - Yasuj"

Veröffentlicht am 13. Mai 2023

Natürlich gab es hier kein Frühstück, ich habe gestern noch Jogurt eingekauft und die Zutaten Mandeln und Datteln nehme ich aus dem Notvorrat.

Zwangsläufig muss ich heute einen grossen Brocken anpacken, den von Semirom ist es 175 bis zur nächsten Stadt mit einer Unterkunft, dazwischen Berg und nochmals Berge. In dieser Situation kommt mir das Lied von Frank Sinatra "my way" in den Sinn wenn er singt "I have bit of more, than I can chew" also er musste auch oft mehr Abbeissen als er kauen oder verdauen konnte.

Trotzdem nahm ich meinen kaum machbaren Weg voller Zuversicht in Angriff, fuhr einen Berg nach dem Andern, kämpfen einmal mehr mit Steigung und Gegenwind und erreiche nach 80 Km diese Westernbuden, oh sorry, wir sind ja hier im Osten, also Easternbuden.

Ja und weil der Zmorgen eher knapp war und auch schon lange her, gönne ich mir hier ein gutes Mittagessen. Auf der Liegecouch kann ich wunderbar entspannen und Mahlzeit und ein kühles Fruchtgetränk geniessen, nur damit läuft auch die Zeit und um 14.00 Uhr liegen dann halt immer noch fast 100 Km vor mir.

Mit jetzt gut gefüllten Bauch mache ich mich auf den Weg, im Kopf der Rechner an, mit dem Tempo und den Strassen die schon wieder weit in die Berge führen, reicht das nimmer.

Also versuche ich es einmal mit meinem Daumen, aber viel Verkehr gibt es hier gar nicht und es muss halt schon ein Auto sein, dass auch Platz für mein Bike und mein Gepäck hat. Noch passiert gar nichts, ausser das mir viele Autofahrer einfach zuhupen und winken, aber da passt halt nichts zusammen.

Da lasse ich meinen Blick und meine Gedanken zum Himmel hinauf gleiten und denke dabei an unseren neuen Engel Fredy. Der kennt ja meine Geschichten von der Seidenstrasse und ich bitte ihn, mir da weiter zu helfen.

Bisher habe ich nur bei den Lieferwagen mit Ladebrücke meine Hand aufgestreckt und denke, warum nicht mal bei den grösseren Brocken probieren und tatsächlich hält weit oben ein Kastenlasti. Ich war mir aber nicht sicher, ob der da nur telefonieren oder sonst einen Halt machen will, fahre aber trotzdem hoch, bis ich den Fahrer sehen kann.

Der hat tatsächlich auf mich gewartet und bietet mir an, mich bis Yasuj mitzunehmen. öffnet die grosse Türe hinten, ja und da ist locker Platz für mein Bike und Gepäck. Dan kann ich vorne einsteigen, obwohl er noch einen Beifahrer hat. Der steigt für mich hinauf hinter die Sitze, wo es noch einen Liegeplatz gibt.

Die Positionen sind bezogen und es kann los gehen auf eine Fahrt, in der ich kaum einen flachen Kilometer antreffe. Dafür geniesse ich eine atemberaubende Landschaft entlang der "Dena protected area" einem riesigen Nationalpark und komme dabei mit meinen beiden Gastgebern Aly und Valy immer mehr ins Gespräch.

Die beiden sind mit dem Lasti für die Firma Speed Oil unterwegs und wohnen aber beide in Yasuj. 25 Km vor ihrem Zuhause, zweigen sie aber links ab und die Fahrt geht einen langen steilen Pass hinauf, denn da oben müssen sie noch eine Lieferung abladen, etwa 15 Kübel mit Oil oder Fett. Von hier aus hat man eine fantastische Aussicht auf die herrlich weissen Schneeberge, die ich hier im Iran niemals so erwartet hätte.

Wir sind wieder am herunterfahren und Aly, der Chaffeur bietet mir an, er würde sich freuen, wenn ich sein Gast bei ihm wäre. Mein Gott, was kann mir noch schöneres passieren und ich sage ihm gerne zu. Dabei denke ich an Fredi und bedanke mich bei ihm, für dieses unglaubliche Paket von Reise und Unterkunft in Yasuj. Beim nächsten Kreisel bitte ich Aly anzuhalten, denn in der Mitte steht für mich greifbar, dieser wunderschönen Engel.

Fühle dich frei wie zu Hause, hier kannst du duschen und dann bringt er mir gleich noch eine lockere Wohlfühlhose und ein T-Shirt. Kaum bin ich frisch geduscht und umgezogen, wollen mich alle sehen, die Schwester von Aly, für mich die Mama hier und dann kommen 2 nein 3 Kinder seine Frau dazu.

Ich war schon dabei mich zu entspannen und an diesem Blogg zu schreiben, doch damit war jetzt gleich wieder Schluss, denn alle wollten etwas von mir wissen und waren richtig begeistert von meinem Besuch. Eines der Mädchen fragt mich, ob ich Wasserpfeife rauche und ich dachte mir an einem so gemütlichen Abend würde das schon passen.

Das riesen Teil wurde jetzt eingeheizt und bald qualmte ich zum Vergnügen mit allen Mitraucher. In der folge kommen und gehen die Gäste hier ein und aus, Nachbarn, Onkel und Tanten und all ihre lieben Verwandten, könnte ich sagen.

All das Übersetzten auf verschiedenen Handys nahm ein Ende als diese junge Sprachstudentin dazu kommt und mir als erstes eine wunderschöne Rose überreicht. Von jetzt an kann ich direkt mit ihr reden und sie übersetzt dann für alle Andern.

Alle Frauen tragen auch hier in der Wohnung ihr Kopftuch und ich frage, warum sie es nicht ausziehen. Die Antwort von der Studentin lautet, wir sind alle Moslem und da gehört das eben dazu. Weiter erfahre ich, dass sie alle die Moschee besuchen und das ihr Vater bei der Polizei arbeitet. Er sei Cyberbearbeiter und überwache den Internetverkehr." Hoppla", denke ich mir, wenn du halt dein Gehalt für diese Dienstleistung beziehst, ist jedes Mittel recht.

Es ein wunderschöner Abend mit herzlich warmen Menschen, dann wird in der Mitte der Runde eine Decke ausgebreitet und wer möchte kann am Nachtessen teilhaben. Gerne probiere ich die Iranische Küche, nur eben den Yogasitz habe ich nicht so drauf und strecke halt meine Füsse hin, wo sie Platz haben.

Anschliessend wieder gemütliche Teezeit und weitere Unterhaltung, obwohl schon gegen Mitternacht, will hier keiner weggehen. Erst als ich gefragt werde, ob ich müde sei und schlafen möchte, merken auch sie das der Morgen naht und sie verabschieden sich herzlich von mir.

Beim Einschlafen denke ich noch einmal an meinen Wunsch den ich zu Fredy geschickt habe, was dann passiert ist und der Engel, der mir nicht im Traum oder beim Meditieren erschienen ist, sondern real und wirklich vor mir stand. Hier kann sich jeder selber seine Meinung über mein Erlebnis machen.

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