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Tagebucheintrag "Qeydar-Hamadan"

Veröffentlicht am 29. April 2023

Ich weiss was mich heute erwartet, denn ich habe gestern bei Google Map die Strecke weit aufgezogen. Es wurden dabei zwar ein paar Dörfer an der Strecke sichtbar, aber dort gibt es keine Hotels. Bis Hamadan sind es 178 Km, einige Hoffnung eine kleinere Stadt....nach 124 Km.

Darum wollte ich früh aus dem Hotel raus, aber die Reception ist um 8.00 Uhr noch unbesetzt, was mir eigentlich egal war, denn zum ersten mal im Iran musste ich den Pass nach dem EInchecken nicht abgeben. Doch auch dieser Vorteil nützte nichts, weil die Schiebetür noch verschlossen war. Überall suchte ich nach einem Schalter, dann montierte ich halt zuerset meine Taschen ans Bike, lade das GPS und dabei höre ich einen Schalter klicken und die Türe aufgehen.

Ich sehe einen Mann zu seinem Auto laufen und schon bin ich auch draussen und bedanke mich bei ihm. Das ist wohl weil heute Sonntagmorgen ist, aber weit gefehlt, auf dem Weg zur Ausfallstrasse sehe ich alle Geschäfte Garagen und Handwerksbetriebe offen.

Frühstück war hier nicht inbegriffen und als ich am Strassenrand die vielen Lieferwagen mit Früchten und Gemüse sehe kommt mir die Aufforderung von Nella in den Sinn, ob ich denn auch Früchte sprich Vitamine esse. Das war tatsächlich in den letzten Tagen nicht der Fall und so kaufe ich mir Bananen, was dann umgehend einen Auflauf von Menschen um mich herum auslöst.

Die Stadt liegt auf über 2000 Meter und als ich aus den letzten Häuserreihen herausfahre, weht mir ein harter Gegenwind aus Süden entgegen. Auch als es bald etwas hinuntergeht, bin ich immer am drücken und es gibt keinen Speed. Bergauf brauche ich gleich die vorne die Scheibe links, zum Glück habe ich an diesem Bike noch 3 davon.

Bald sehe ich die Berge vor mir und wo die Strasse hinaufgeht. Da gibt es keine Spitzkehren zum erholen und wo der Wind vielleicht einmal von hinten bläst. Das ist schon zermürbend und lässt meine Hoffnung selbst mein Minimalziel bis ... zu kommen schmelzen.

Wenn gerade keine Auf und Abstiege vor mir sehe sind es die weiten Hochebenen, wo der Wind ohne jeden Widerstand auf mich los fegt. Wenn sich dann doch einmal die Richtung um ein paar Grad ändert, muss ich voll dagegen lehnen, damit es mich nicht in die Strassenmitte bläst. Auch der Sonnenschein und die Temperatur von 16 Grad fühlen sich alles andere als warm an.

Als ein kleines Dorf kommt steige ich ab und suche Schutz in einem Hauswinkel, der gerade bei einer Bodenwelle der die Autos zu einer massiven Temporeduzierung zwingt. Dort hebe ich meinen Daumen und mach auf Anhalter, was sich bald als erfolgreiche Strategie erweist, denn wenn der Fahrer schon so abgebremsten muss, ist er eher bereit, auch ganz anzuhalten.

Meine Rechnung geht so bald auf und einer dieser blauen Pickup, die es hier wie Sand am Meer gibt, hält an. Auf der Sitzbank sitzen neben dem Fahrer die Frau und zwei Kinder. Da habe ich wohl keinen Platz dachte ich, aber der Fahrer steigt aus und öffnet hinten die Ladetür und da die ganze Brücke leer ist kann ich mit Bike hinten einsteigen. Die abmontierten Packtaschen dienen mir hervorragend als Polster.

Das Navi habe ich vom Lenker abgenommen und so sehe ich dass er mit 90 Km gegen den Wind fährt und ich erst einmal erholen kann. Doch es ist eine kurze Freude, denn schon bald hält er an und sagt er sei hier zu Hause. Auch ich steige von der Brücke und fang an abzuladen. Dann deutet er mir an, er lade mich noch zu einem Tee ein und zeigt mir an, wieder aufladen und fährt weg von der Hauptstrasse, durch das Dorf zu seinem Haus.

Dort Schuhe ausziehen denn überall liegen wunderschöne Perserteppiche. Wir setzen uns auf den Boden, wo schon seine Mutter wartet, der Tee kommt und eines der vier Handy gewannten Kinder macht von unserer Runde ein paar Bilder mit meinem und ihrem eigenen Handy. Damit können wir uns dank dem Translator auch etwas unterhalten und so erhalte ich die Einladung, auch zum Mittagessen zu bleiben, was ich natürlich gerne annehme.

Natürlich läuft die Zeit und die vielen Kilometer vor mir kommen wieder zurück in meinen Kopf. Mit Salam und Merci, dass ist übrigens auch in persisch eine Kurzform von Danke verabschiede ich mich von der Familie und will jetzt vor dem Haus mein Bike abladen, Der Vater will mich aber unbedingt noch durch das verwinkelte Dorf bis zu Hauptstrasse fahren.

Wir drücken uns und halten die Hand aufs Herz

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