Nuba Tour | Die Alte Seidenstrasse | Bukhara nach Nura Hypa

Tagebucheintrag "On the Road again von Sanliurfa nach Viranshehir"

Veröffentlicht am 15. Mai 2022

Ein wunderschönen Morgen erwartet mich und ich fühle mich nach der kurzen Nacht, wohl dank dem "Nickerchen" Schlaf im Flugzeug erstaunlich gut ausgeruht. Ich habe gestern mit einem tollen letzten Frühstück mit meiner Familie, und noch ein Gutzi am Flughafen, ein Menue auf dem Flug und später noch einmal ein Essen in Istanbul wohl wieder einmal zu viel genossen.

So viel es mir heute nicht schwer ohne Frühstück los zu fahren. Es ist schon angenehm warm und das mit kurzen Hosen und Kurzarmtricot und so sehe ich, dass ich wirklich in der Türkei angekommen bin.

Kaum aus der Stadt hinaus, bot sich mir mit dem Abzweiger nach Göpeklitepe, ein kulturelles High Light zu besuchen. Das musste ich mir aber mit einem Umweg von 25 Kilometer und einigen hundert Höhenmeter verdienen. Langsam aber sicher kämpfe ich mich den Berg hoch, ohne zu wissen, was mich da oben eigentlich erwartet.

Im steilsten Teil des Anstiegs kommen mir zuerst 3 Kinder und später sind es auf einmal 10 und alle schreien nach Backschisch und bettelten um Geld. Das ist genau, was ich gestern Abend noch mit dem Hotelbesitzer diskutiert habe. Wenn du da ein gutes Herz hast und einem eine Lira schenkst, kommen immer mehr. Darum immer hart bleiben, nicht zuletzt, weil das eine ungesunde Nehmerkultur hervorbringt, anstatt sein Geld mit Arbeit zu verdienen.

Neben den lästigen, lauten und sehr kleberigen Kindern habe ich aber auch noch eine ruhige und freundliche Begegnung. Es kam mir ein Tourenfahrer entgegen, wir schauten uns nur kurz an und wir beide haben angehalten und uns einander vorgestellt. Er war ein junger Iraner, der in Istanbul lebt und jetzt durch die Türkei fährt.

Bei unserem Gespräch erzähle ich ihm von meinen Reiseplänen in den Iran und dass ich für das Visa eine Adresse, idealerweise mit einer Einladung brauche. Dann sagte er mir, dass er viele Freunde habe im Iran und wenn ich etwas brauche, könne ich ihn jederzeit anrufen. Ja klar brauche ich etwas, nämlich die gesagte Adresse und schon hat er mich mit einer englisch sprechenden Freundin aus Teheran verbunden, die mich nach einem kurzen Abfragen wozu, gerne ihre Adresse geben wird. Was willst du noch mehr, alles regelt sich wie von selbst und so verabschieden wir uns herzlich.

Auf dem Berg oben angekommen sah ich erst ein Museum und ein Visitercenter und auf dem Parkplatz etwa 20 - 30 Busse. Jetzt wurde mir klar, was das für ein Juwel von einer Kulturstätte ist. Das ist der älteste Tempel in der ganzen Türkei und brachte mich damit in eine prähistorische Zeit zurück. Ich fühlte geradezu die Wärme des Lagerfeuers.

Nach dem Museumsbesuch führte ein Bus zur eigentlichen Ausgrabungsstätte und da waren viele eindrucksvolle Bautechniken mit gigantisch bearbeiteten Steinen zu sehen, die ich so noch niemals gesehen habe. Beim Lesen der Schilder konnte ich auch erfahren, dass ich hier im ehemaligen Mesopotamien bin, einem Land von dem die alten Römer schwärmten, die ich in den Monumentalfilmen in meiner Jugend angesehen habe.

Auf keiner Landkarte habe ich den Namen je gefunden und als ich einen der anderen Besucher fragte, der mich nach meiner Reise hier fragte und der meinen Mut dafür in meiner Alter so bewunderte, dass er noch ein Bild von uns zusammen machen wollte. Er war wohl geschichtlich sehr informiert und erklärte mir, dass Mesopotamien zwischen den zwei Strömen bedeutet und das sind die berühmten Euphrat und Tigris. So ging meine Geschichtslektion zu Ende und ich stieg wieder auf mein Bike, genoss noch einmal den Ausblick auf die weiten und fruchtbaren Ebenen rund unter meiner Anhöhe mit dem Blick im Norden auf das Taurusgebirge und im Süden auf die Berge zur Syrischen Grenze, wo sich ganz nahe die umkämpfte Stadt Aleppo befindet..

Dann sauste ich den Berg hinunter, zurück zum Abzweiger und obwohl es schon 15.00 Uhr war, lagen jetzt noch über 80 Kilometer bis zur nächsten Stadt vor mir. Beim auf die Uhr schauen sah ich zufällig auf meine Arme und spürte dabei gleich, dass die eigentlich zum ersten mal so lange an der Sonne waren. Schon leuchtend rot machte ich mich dann sofort daran, meine Ärmlinge anzuziehen.

Langsam spürte ich jetzt auch, dass ich noch kein Frühstück hatte, aber das war hier auf dem Land kaum nach zu holen. Neben einem kleinen Markt lachten mich diese süssen Mocken an und so habe ich mich damit meinen Brennstoff nachgeladen.

Nun fuhr ich auf den weiten Ebenen...Stunden lang gespickt mit entsprechenden Aufstiegen. In meinem kleinen Rückspiegel sah ich die Sonne hinter dem Horizont verschwinden und spürte wie sich die Temperaturen von 25 - 30 Grad am Nachmittag bald halbierten.

Die letzten 15 Kilometer war es bereits schon dunkel und die Temperaturen gingen auf 12 Grad hinunter.

Die Lichter kamen nur allmählich näher, es war mir arschkalt und in der Stadt stütze ich mich auf einen der vielen Grillstände, wo auf heisser Kohle Fleisch und Gemüse gegrillt wurde. Die Wärme tat mir gut und auch ein Crep mit dem warmen Essen hat mich ein wenig aufgewärmt. Aber immer noch schlotterte ich vor mich hin und als ich den Chef nach einem Hotel fragte erschien nach 5 Minuten ein junger Mann, der mich zu einem Hotel begleitete. Wie freute ich mich da auf eine heisse Dusche !!

One comment on “On the Road again von Sanliurfa nach Viranshehir”

  1. Lieber Nuba, ich verfolge deine Tour mit grossem Interesse und freue mich immer wieder über deine interessanten, nachdenklichen, tiefgründigen aber auch humorvollen Beiträge.
    Heb dir Sorg, gnüss jede Tag und bliib xund.
    Liebe Grüsse erika

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