Nuba Tour | Die Alte Seidenstrasse | Bukhara nach Nura Hypa

Tagebucheintrag "Nysa - Pamukkale"

Veröffentlicht am 18. Oktober 2020

Bin früh aufgewacht, denn ich wollte noch die Bilder auf den Blog laden, die habe ich gestern einfach nicht mehr geschafft. Alles drin, dann gibt es ja heute Frühstück im Hotel. Ja und wie, keine Portiönli" auf dem Teller, sondern ein richtig schönes Buffet nach Lust und Laune. Das geniesse ich in vollen Zügen.

Hat natürlich etwas länger gedauert, also packen und starten. Packen ja, starten nein, denn mein Vorderreifen hat "platt". Musste wohl gestern Abend in der Dunkelheit noch etwas aufgelesen haben.

Also Schlauch wechseln, sorry flicken, denn so viele Schläuche habe ich ja nun auch nicht bei mir. Hart aufpumpen, damit der Reifen schön rund läuft, jetzt ist ok und ich fahre zur Hauptstrasse und es geht los, immer weiter Richtung Osten.

Die Freude hält nicht lange, wird es vorne wieder weich, also das Ganze noch einmal. Dabei merke ich, wie warm es schon geworden ist, 28 Grad und auch wie spät? Jetzt nichts wie los.

Ich kann kaum schneller fahren um die Zeit ein zu holen, aber länger ohne Pause, das ist die einzige Möglichkeit. Ja und ab und zu einem Traktor an die Rolle, das spart Kraft und die laufen ganz flott hier. Diesem durfte ich nun schon eine ganze Weile folgen und als er jetzt links abbiegt, sehe ich eine Kneipe und fahre auch links über die Strasse und geniesse einen Airan Drink.

Am Boden arbeiten 3 Frauen und zerschneiden irgend etwas, Gemüse oder Pilze, während ich meine Karte studiere. Denn es sind jetzt 60 Kilometer und gleich biege ich rechts ab Richtung Osten, Richtung Berge.

Zurück über die 4 spurige Strasse und bei der nächsten Gelegenheit zum Pinkeln. Als ich in eine Kiesstrasse abzweige, fahre ich da rein, mache mich leicht. Aber als ich wieder starte, schwimmt meine Kiste, ja weil diesmal hinten schon wieder die Luft raus ist.

Was ist denn heute los, das ist die Defekthexe. Es kommt noch besser, ich habe keine Flicke mehr und nimm darum einen meiner 2 Ersatzschläuche. Aber der nimmt die Luft auch nicht richtig auf und ich stelle mit Schrecken fest, der ist auch nicht ganz dicht. Ich spiele meinen letzten Trumpf, aber nicht ohne vorher meinen Reifen noch einmal peinlich genau zu checken. Die vielen Dornen sind von den Distelzweigen , die hier alle liegen.

Das mache ich auch noch mit dem Vorderreifen und entdecke auch da noch ein halbes Dutzend möglicher Durchstich Kandidaten. Endlich geht es weiter trotzdem habe ich ein etwas mulmiges Gefühl, denn beim nächsten Platten stehe ich da und werde da wohl nicht abgeholt.

Also Ersatz besorgen, aber woher, ich habe auf den bald 1000 Km, die ich heute voll mache, noch keinen Veloladen gesehen. Bitte liebe Schutzengel und lieber Aladin, ich vertraue euch.

Eine kleine Abfahrt und ein wenig Rückenwind bringen mich in Schuss und in Saraköy bei Km 70 kommt die Abzweigung auf eine grobsteinige Nebenstrasse, die ist aber wirklich streng zu fahren und auch der Wind kommt wieder von vorne.

Im nächsten Dorf sehe ich diese schönen Granatäpfel und in der Dorfmitte die Info, noch 20 Kilometer bis Pamukkale. Ja so langsam wird es, denke ich und freue mich jetzt richtig darauf, zu diesem einmaligen Kalkstein-Terrassen zu kommen, die ich schon seit vielen Jahren in den Türkischen Reisekatalogen gesehen habe.

Noch 15 Kilometer und weit am Berg hinten, sehe ich eine grosse weisse Fläche heraus leuchten. Ich halte an und mache ein Bild, genau neben einem wilden Granatapfel Baum am Strassenrand.

Daran sehe ich einige Früchte die aufgeplatzt sind und damit die roten Kerne sichtbar. So eine zwick ich mir, denn das sieht nun richtig reif aus. Mein Messer öffnet sie nun ganz und die sieht schon anders aus, als die Letzte, von der ich mir ein schlechtes Urteil machte.

Ich schneide immer wieder die weissen Trennwände durch und so kommen die leuchtenden roten Kerne hervor, da beisse ich rein. Jetzt schmeckt es wie der gepresste Fruchtsaft den ich in Priene gekauft habe. Allerdings habe ich viel Verlust und am Boden ist es richtig rot von den Kernen und meine Hände kleben.

Aber ich nehme immer diese Reinigungstüchli, die es oft beim Essen gibt, mit ins Tricot und kann mich jetzt damit wieder sauber machen. Sonst hätte ich wohl am Ziel, meinen Lenker nicht mehr loslassen können.

Es geht jetzt ganz schön hoch zum nächsten Dorf und was sehe ich vor mir, einen Werkplatz an der Strasse mit Motorrädern, Roller etc. da könnten doch auch Flicke für Schläuche dabei sein.

Ich deponiere meinen Wunsch bei einem Mechaniker und der ruft den Chef, der ebenfalls am Schrauben ist. Der nimmt mich mit in den Laden und zeigt mir riesige Flicke, die sind aber für Motorrad Schläuche.

Ja aber kleiner, vor Bicycle versteht er nun und geht hinter die Theke. Ja das sieht doch gut aus und dann zeigt er mir noch geschäftstüchtig die Gummilösung dazu. Von der habe ich zwar noch, aber wenn die ausgeht, stehe ich wieder da. Ich nicke und frage "bu ne cadar" was kostet das.

Er schreibt mir 15 Türkische Lira, knapp 2 Franken, das zahle ich gerne und bekomme dabei gleich noch eine grosse Tasse Türkischen Tee. Der Chef hat riesige Freude, dass ich hier mit dem Bike durch die Türkei fahre und findet meine Leistung toll. Ich spüre förmlich seine Begeisterung, klar wir sind ja schliesslich Geschäftskollegen!

Er hat zwar schon einen etwas anderen Stil, aber ich bewundere ihn auch, wie er in dem Chaos seinen Überblick behält.

Dabei kommt mir das Sprichwort in den Sinn, der Dilettant hält Ordnung, aber das Genie überblickt das Chaos. Also steht ein grosses Genie vor mir, ich freue mich ihn kennen lernen zu dürfen.

Jetzt schaue ich mir meinen Einkauf in Ruhe an und breite den gefallenen Bogen von Flicken aus, das sind genug um die defekte von einem ganzen Trümmerfeld zu reparieren und auch die Gummilösung müsste dafür reichen.

Hat doch wieder wunderbar geklappt und bedanke mich bei Aladin und meinen Schutzengeln. Auf die ist wirklich Verlass und damit natürlich auch mein mulmiges Gefühl ohne Ersatzmaterial auf einer noch so langen Strecke unterwegs zu sein.

Noch 10 Km kommt eine Info und der Wind bläst wieder einmal in die falsche Richtung. Da überholt mich doch so ein Handicap Fahrzeug, den schnappe ich mir und fahre im mit gut 20 Sachen gegen den Wind.

Ich bleibe auch noch dran, als er um eine Schafherde kurvt denn der kennt wohl nichts. Als aber eine längere Steigung von 5% kommt, muss ich ihn ziehen lassen.

Egal, ich komme der Sache Pamukkale eh langsam näher und muss jetzt abzweigen. Da oben liegt der weisse Schatz und ich muss bei 10% Steigung für die letzten Kilometer noch einmal hart in die Pedale steigen.

Auf einem schönen Aussichtspunkt auf der linken Strassenseite sitzen 2 junge Männer und bewundern die Aussicht und den Rest an Sonne. Der Himmel ist jetzt voller Wolken und ich komme mit den beiden Jungs sofort ins Gespräch, wie weit es noch ist bis oben und ob es da auch Hotels gibt.

In dem Moment kommt ein Kollege von ihnen die Strasse hinauf mit einer Herde Schafen. Ich packe die Gelegenheit, gebe im mein Handy und bitte ihm ein Bild mit der Schafherde.

Hat er doch super gemacht, ich sage es ihm mit Daumen hoch und er bietet mir noch Mineralwasser an, da jeder nur eine Bierdose dabei hat. Er füllt meinen Bidon, nach der Hälfte sage ich "thank you, is ok." da ich trinke ja schon lange keine Süsswasser mehr.

Er gibt mir noch den Namen seines Freundes an, der eine Pension so oben hat und da könne ich günstig übernachten. Ich wiederhole den Zungenbrecher noch 3 mal bis er richtig stimmt, dann bedanke und verabschiede ich mich herzlich von den Beiden.

Noch ein paar Kurven hoch und es ist schon wieder so dunkel wie gestern. Oben angelangt, sehe ich nun auf Augenhöhe die Kalk Terrassen und freue mich, das Morgen alles zu geniessen, denn da mach ich mir einen Ruhetag.

Immer wieder wiederhole ich den Namen der Pension und sehe jetzt eine Barriere auf der Strasse. Hier ist das Gelände und die Gebäude und ein riesiger Parkplatz des Bades und der Terrassen. Die Strasse führt darum herum, aber sonst alles dunkel da oben,

Ich fahre bereits wieder 2 Kilometer hinunter und bin etwas verunsichert ob ich da richtig bin. Doch hinter der nächsten Kurve dann die ersten Lichter, sieht doch schon besser aus und bald kommen die ersten Pensionen, meine ist nicht dabei.

Jetzt fangen die ersten Läden an und bald fahre ich durch die Fussgängerzone mit vielen Geschäften und Restaurants. Dabei schaue ich immer auf die Bilder mit den Menüs. Meist sind es Kebabs in allen Varianten doch der da rechts hat ein Bild mit Fisch. Ich fahre weiter bis ans Ende des Marktes.

Da sehe ich eine originelle Beiz mit lauter farbigen Velorädern dekoriert. Da fühle ich mich angesprochen. Die Wirtin winkt mich schon herein, doch ich schiesse erst ein Bild mit diesem tollen Ambiente.

Ein Mann der an einem kleinen Tisch sitzt spricht mich auf deutsch an, noch während ich das Bild mache. Bin ich ihm etwa zu nahe vor die Linse getreten, denke ich erst. Aber der ist sehr freundlich und einen richtig poetischen Gesichtsausdruck.

Er freut sich hier wieder einmal deutsch sprechen zu können und erklärt mir, er sei Türkisch Deutscher, komme von hier wohne aber auch in München. Ja und so haben wir uns beide viel zu erzählen, denn ich spüre, unsere Chemie stimmt völlig überein.

Nach etwa 20 Minuten sagt er zu mir, wir könnten doch zusammen etwas trinken, ja aber ich möchte gerne etwas essen. Ja kannst du gleich hier, meinte er. Aber ich habe doch da vorne den Fisch gesehen und möchte so gerne heute Fisch essen.

Zusammen gehen wir zurück durch das bunte Treiben, denn hier ist noch alles offen und hell beleuchtet. Wo war gleich noch der Fisch und zusammen laufen wir an all den Kneipen vorbei. Ja da vorne, ich stell mein Bike ab, während er schon bei dem Chef meinen Wunsch anbringt. Der scheint da Alle zu kennen.

Kurz darauf wird mir ein Tablet mit 3 gefrorenen Fischen zur Auswahl angeboten, Zwei eher länglich schlanke und ein runder dicker. Ich entscheide mich für den runden. Zum trinken bitte einen Airan, der gleich in einem zierlichen Kupfergefäss mit viel Schaum oben drauf daherkommt.

Schmeckt herrlich, mein Freund trinkt nur Wasser und jetzt haben wir Zeit zum quatschen. Er erzählt mir aus seinem Leben, wie er als Chemiker in Ankara gearbeitet hätte und dann noch Ausbildung für und und gemacht habe.

Jetzt sei er hier noch daran, mit 77 Jahren seinen Traum zu erfüllen. Er wird hier ein Art Gesundheitszentrum bauen und hat schon alles an der Hand was er dazu braucht. Das nehme ich ihm nach unseren langen Gespräch über Gesundheit und den Möglichkeiten die das Thermalwasser hier bieten auch ab.

Als mich Nella anruft und ich sie auf dem Handy mit der Phase Kamera auch sehe, nimmt er gleich am Gespräch mit teil. Inzwischen kommt der heisse Fisch auf eine Keramikplatte daher und den muss ich Nella gleich noch zeigen. Ein traumhafter Znacht.

Während ich esse ruft er einen Freund an, der eine Pension hat, spricht mit ihm und sagt dann, Norbert 150 Türkische Lira? Ich doch ok. Jetzt habe ich auch meine Unterkunft, ist ja auch schon 21.00 Uhr. Klappt doch alles, danke Aladin, du schaust doch super für mich!

Nach dem feinen Essen laufen wir zusammen durch den ganzen Basar und biegen bald rechts ab ins Dunkle. Nach 150 Metern sind wir da. Vor der Türe ruft er seinen Freund an, wir sind da und schon öffnet dieser die Tür und winkt mich mit meinem Bike herein.

Toller Typ, zeigt mir wo ich das Bike platzieren kann und zeigt mir oben im ersten Stock das Appartement, das heisst für mich eine ganze Wohnung. Hinten ein riesiges Bad, das er mir gleich einlaufen lässt.

Es kommt braunes Thermalwasser aus dem grossen Hahn und das lassen wir laufen, während wir zusammen die Anmeldung abwickeln, das heisst ID auf Handy ablichten, thats is. Dann gibt er mir den Schlüssel und er und Koca verabschieden sich.

Ich soll ihn Morgen anrufen, wenn ich wach bin, dann gehen wir zusammen frühstücken. So und jetzt erst einmal ankommen und mein Glück geniessen. Gerne würde ich jetzt in das Bad steigen, aber das ist noch viel zu heiss.

Ja und da es hier um eine riesige Badewanne geht, muss ich noch über eine Stunde warten bis ich da nur mal die Füsse eintauchen kann, verschweige ganz ein zu tauchen.

Schliesslich kann ich doch noch ganz unter tauchen und geniesse die tolle Therme gleich im Zimmer drin und es ist auch schon Mitternacht. Unglaublich, alles passt, Gleiches zieht gleiches an, das ist ein Naturgesetz ,dass sich mir hier auf die schönste Art offenbart!

3 comments on “Nysa - Pamukkale”

  1. Lieber Nuba, habe heute alle Berichte nachgelesen, herrlich ausführlich geschrieben! Weiterhin gute Reise, viele positive Erlebnisse und wenig platte Reifen liebe Grüsse Ruedi

  2. Bin wieder von Neuem erfreut wie bei dir alles auf Wunsch klapptDu hast wirklich wunderbare Schutzengel ja es steht ja geschrieben , bittet und ihr werdet empfangen! Du hast das Bitten bei der richtigen Adresse nicht vergessen , bedankt hast du dich auch sehr nettBin schon wieder gespannt was dir der morgige Tag beschertWünsche dir jeden Tag so liebe Menschen welche dir für das leibliche Wohl gut gesinnt sindAlls Liäbi bhüäti Gott❤️louise

  3. Hallo Nuba du bist ein verrückter Kerl. Aber ich glaube das passt zu dir. Ich sehe dich immer noch in der Badewanne als du bei mir im Zimmer warst in Las Vegas. Wünsche dir weiterhin viel Glück auf deiner Tour. Marcel

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