Nichts wie raus hier und so bin ich um 8.00 Uhr schon auf dem Bike. Ein wunderschöner Start heute bei herrlichem Sonnenschein und einmal für den Moment windstill.

Ich komme gut voran aber fühle mich plötzlich beobachtet und als ich auf den Hang hochblicke, sehe ich eine halbe Armee, die mir zuschaut. Das sind sie wohl, die Helden der letzten Luftschlacht.

Es ist eigentlich eine einsame Bergwelt, kaum Dörfer am Weg, darum musste ich zweimal hinsehen, als ich diesen seltenen Abzweiger sah. Auf den ersten Blick denke ich, hier geht es nach Märwil!!

Es geht nicht steil, aber ständig bergauf und ich bin nun schon über 2100 Meter hoch. Eigentlich ein vertrauter Anblick wie bei uns. Wie hoch die Berge im Hintergrund sind, würde ich gerne wissen.

Was mich wundert ist die Bahnlinie über der Strasse, die hier so hoch heraufkommt, leider habe ich nie einen Zug gesehen.

Nach dem Aufstieg kommt die Abfahrt, das ist normal, was aber heute dazu kommt ist ein sagenhafter Rückenwind. Ich denke, der will es jetzt wieder gut machen, was er mir die letzten Tage an Kräften geraubt hat.

So kann ich jetzt selbst auf den langen ebenen Teilstücken mit meinem ganzen Gepäck mit 30 bis 40 Km/h dahingleiten. Die Kilometer fliegen nur so dahin und mein Navi kommt kaum nach mit zählen.

So früh war ich noch nie vor meinem gewählten Ziel das jetzt noch 15 Km entfernt ist. Hier ist aber noch ein grosser Verzweiger und beide Strassen führen am Schluss zu meinem ersten grossen Ziel im Iran...nach Isfahan.

Jede der beiden Strassen hat Vor- und Nachteile und für mich ist auch entscheidend, wo die Städte, bzw. die Unterkünfte am Weg vorhanden sind.

Muss ich mir noch einmal genau ansehen und fahre dafür zu einer nahen Tankstelle, setze mich auf einen Stein und schaue mir die Iran Karte an.

Bald habe ich wieder fünf, sechs interessierte junge Männer um mich, die auch in meine Karte schauen möchten. Ja und wenn ihr schon so interessiert seid, sagt mir bitte, welcher der beiden Wege der bessere ist.

Einstimmig raten mir alle, über Arak zu fahren und einer sagt mir, er hätte ein Haus in der Stadt, ich könne mit ihm kommen und bei ihm übernachten.

Ja gerne, wir einigen uns und fahren die letzten paar Kilometer zusammen in seinem Auto, machen dabei am Weg noch einen Stopp und er will mich dabei noch unbedingt zu einer feine Pizza einladen... da kann man doch nicht nein sagen?

Danach geht es zu ihm ins Haus, wo ich mich duschen kann. Während er eine Stunde weg geht, könne ich mich ein wenig erholen oder schlafen.

Ist doch super und frisch geduscht schlafe ich danach für eine Stunde auf dem Teppich auf dem Boden ein. Später kommt er zurück mit zwei jungen Frauen, eine sei seine Freundin und die Andere ihre Schwester.

Diese Schwester spricht ein perfektes Englisch und so können wir uns hervorragend unterhalten, während sie den beiden übersetzt.

Sie erklärt mir, das ich der erste Ausländer bin, den sie kennen lernen darf und alle haben eine riesige Freude mit mir zusammen über den Iran und die Welt zu reden.

Sie laden mich ein, mit ihnen zusammen in die Stadt zu fahren, was ich gerne annehme. Dort möchte die eine eine Sonnenbrille kaufen und probiert in 5 Läden unzählige Modelle. Meine Meinung was zu ihr passt, ist ihr sehr wichtig.

Sie hat ein schönes Gesicht und kann fast alles tragen und ich muss ihr sagen, es gibt keine richtige und keine falsche Sonnenbrille, sie soll doch einfach die nehmen, die sich für sie gut anfühlt.

Dabei sehe ich mir die Läden ein wenig an und stelle fest, das hier trotz Embargo die ganze Modewelt mit ihren Labels vertreten sind.

Nach dem gelungenen Brillenkauf lade ich die 3 zu einer Eiscreme ein und dann müssen die beiden jungen Frauen nach Hause. Ist mir auch recht, denn ich bin auch langsam reif für die Horizontale. Wir trennen uns und wir alle freuen uns an unserer tollen Begegnung!!

Für Hassan aber ist der Abend noch nicht gelaufen. er hat seine Wasserpfeife aufgeheizt und möchte noch einen mit mir rauchen und wir reden dabei über seine Zukunftspläne mit seiner Freundin. Er würde gerne heiraten, doch sein Einkommen reiche dazu nicht....

Ja das sind dann keine tollen Perspektiven und leider kann ich ihm da keinen guten Rat geben. Aber die Kraft der Liebe wird ihnen einen Weg aufzeichnen, wie sie das schaffen können. Ich nehme noch einen kräftigen Zug und dann verschwinde ich allmählich hinter dem Nebel in die Horizontale.