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Tagebucheintrag "Kurtalan - Bitlis"

Veröffentlicht am 20. Mai 2022

Zuerst möchte ich heute Morgen noch die Bilder laden, denn gestern Nacht hat gar nichts mehr funktioniert. Frühstück gibt es vom Bäcker, aber noch die Brötchen von gestern, das Hotel hat leider kein Essen. Dafür bin ich frei und lege frühzeitig los, zufällig vorbei am Bahnhof. Durch die Absperrung sehe ich einen Zug auf Gleis1, für mich ein Grund noch einmal umzudrehen. Kein Mensch auf dem Bahnhof und auch der Zug leer, aber immerhin könnte man sich hier mit dem Zug bewegen.

Ich habe aber auf meiner ganzen Tour durch die Türkei noch keinen Zug unterwegs bestaunen können, ausser im Bahnhof von Istanbul.

Mein Weg geht über die Geleise und gleich in die Berge, die hier immer noch im saftigen grün leuchten. Die Aufstiege kosten Zeit und Kraft und so packe ich mein Beduinenfutter aus und geniesse die feinen Früchte und Nüsse.

Dabei checke ich noch meine Mails auf dem Handy durch und da trifft mich gleich der Hammer. Die Iranische Botschaft in Bern hat meinen E-Visumantrag erneut abgelehnt, jetzt wo ich der Grenze immer näher komme.

Ein automatisches E-Mail ohne Möglichkeit auf antworten. Mich haut nicht so schnell etwas um, aber das geht mir jetzt schon ans Gemüt. Der Hunger ist mir vergangen und ich suche einen Platz an der Strasse wo ich ungestört in die Botschaft nach Bern anrufen kann.

Hier mache ich mein Büro auf, leg mir die Pass und Referenznummer des E-Visa bereit und rufe an. Da kommt aber auch nur die Stimmer des Automaten und auch nur auf Persisch.

Frust lass nach und freue dich an der Natur, da wo du jetzt bist. Ja da sieht es doch ganz nett aus. Trotzdem muss sich noch einen Gang herunterschalten, es will gar nicht mehr laufen.

Nach 40 km komme ich an die wichtige Abzweigung von Ziyaret Richtung Bitlis und Van. Die Sonne brennt und bei der nächsten Tankstelle suche ich den Schatten und erfreue mich für einmal an zwei kühlen Fruchtsäften. Dabei merke ich, wie mich die Hitze "groggi" gemacht hat und kämpfe am Tisch mit dem Einschlafen.

Doch plötzlich ein Höllenlärm über mir und ich sehe und höre über dem riesigen Dach über der Tankstelle den Regen nieder prasseln. Das kühlt natürlich etwas ab, aber kaum habe ich leer getrunken, scheint auch schon wieder die Sonne und ich fahre weiter.

Die Tafel orientiert mich endlich mal richtig über die bevorstehenden Distanzen. Ich überlege Bitlis ist für heute zu weit, zumal noch ein Aufstieg von über 1000 Höhenmeter dazu kommt. Also packe ich noch die 6 Kilometer bis Baykan.

Dabei wird die Strasse eng gemacht und es wird viel Polizei sichtbar. Dann sehe ich den Grund, ein gekippter Lasti mit weit verbreiteter Ladung und es stinkt nach ausgelaufenem Diesel.

Einige Polizisten, die nur noch absichern müssen, rufen mich und spenden mir nach einem kleinen Schwatz eine Flasche Wasser. Bald fahre ich in Baykan ein und sehe von weitem ein alt ehrwürdigen Hotelkomplex. doch als ich den Eingang suche sieht alles verlassen aus. Das Hotel sei längst nicht mehr in Betrieb. Es gibt auch kein anderes Hotel und ich müsse nach Bitlis oder Tatwan fahren.

Da musste ich mich erst mal hinsetzen und sofort wurde mir ein Tee gebracht und alles noch einmal erklärt. Abwarten und trinken heisst doch das Sprichwort und mein Tee war noch nicht leer, als mir einer der alten Männer ein Handy ans Ohr hielt und eine Stimme zu mir sagte, komm in die Apotheke, 100 Meter auf der linken Seite. Dorthin wurde ich wie gestern wieder hin begleitet.

In der Apotheke arbeiteten ein halbes Duzend Mitarbeiter und einer erklärte mir, dass ich einen Moment warten möchte. Nach 10 Minuten kam der Chef und stellte sich mit Oskan vor. Wieder erst einen Tee trinken in seinem Büro und dann beraten wir die Lage.

Mit dem Bike die Passstrasse hielt er für keine gute Idee, denn diese ist erst zum Teil ausgebaut. Auf der alten Strasse sei es so eng und gefährlich mit den vielen Lastwagen. Abends um 20.30 Uhr fährt ein grosser Bus der auch Platz für mein Bike hat. Während unseres Gesprächs sitzt er am grossen Bildschirm seines PC und checkt gleich alles durch, und erklärt mir und telefoniert.

Ich brauche nur zu nicken und schon hat er einen Platz für mich im Bus und auch schon ein Hotel in Bitlis reserviert. Ob ich Whats up habe fragt er mich und kurze Zeit darauf habe ich die Hoteladresse und den Link auf Google Map auf meinem Handy. - So weiss ich wo ich aussteigen darf.

Darauf erklärt er mir die geschichtlichen Zusammenhänge der Region und der Stadt Bitlis, welche Stadtteile, welche Moscheen und Sehenswürdigkeiten es gibt und und und. Dasselbe für die nächste Stadt Tatvan und die Überquerung des Vansee mit der Eisenbahnfähre.

Ich bat ihn für Zettel und Schreiber, damit ich mir das aufschreiben kann, nicht nötig meiner er, du erhältst alles ausgedruckt.. So bleiben noch rund 4 Stunden Zeit, bis der Bus fährt und ich zeige ihm meinen Blogg auf nubatour.ch was ihn völlig begeistert. Denn auch er ist einer den das Fernweh treibt und er erklärt mir, dass er erst gestern aus Kanada zurückgekehrt ist und schon im 57 Ländern unterwegs war und dazu schwärmt er von seinen nächsten Reiseplänen in Afrika und nach Machu Picchu in Peru.

So hatten wir viel Gesprächsstoff und ich bewunderte ihn, für die Zeit, die er mit mir teilte, obschon doch der Laden lief. Ich hatte fast ein schlechtes Gewissen und um ihn wieder frei zu geben, fragte ich ihn nach dem Internet Passwort, damit ich in der Wartezeit meinen Blog von heute schreiben könne. Ja klar und bot mir gleich seinen eigenen Laptop an zum Schreiben. Doch da stand alles auf türkisch und so packte ich meinen eigen Kleinen aus und konnte ungestört in seinem Büro schreiben.

In dieser Zeit hörte ich ihn am PC schreiben und als ich fertig war, bringt er eine Liste mit meiner Hoteladresse und allen Ausflugszielen, die wir vorher besprochen haben, also einem individuellen Reiseprogramm für die nächsten 2 Tage in Bitlis und Tatvan. Dabei erklärt er mir, dass er in Amerika Apotheker studiert habe und daach auch noch Fremdenführer und zeigte mir seine Lizenz dafür.

So vergeht die Zeit und in 10 Minuten wird dir Apotheke geschlossen. Er kommt mit mir 50 Meter die Strasse hoch wo der Bus fährt, dort kann ich mein Bike deponieren. Zusammen machen wir noch einen kleinen Stadtrundgang an den Fluss hinter seiner Apotheke und dann schlägt er mir vor, wo es ein gutes Nachtessen gibt.

Danach geht er in seine Wohnung und ich geniesse das Nachtessen. Später kommt er zurück und holt mich ab, wir gehen zu seinem Freund um dort auf den Bus zu warten. Als ich das Essen bezahlen will, sagt er, das sei schon erledigt. Ich kann es kaum fassen, da passt wohl alles an Achtung, Sympathie und Zuneigung zusammen und ich denke er spürt meine Dankbarkeit, die ich ihm auch auszudrücken versuche.

Bei seinem Freund, der gleich neben der Bushaltestelle einen Handyshop hat, diskutieren wir weiter, laden mein Handy noch auf, bis der Bus kommt. Ein neuer Luxusbus hält einfach auf der Strasse und im Gepäckbauch ist locker Platz für mein Bike mit Taschen. Ozkan nennt mir noch den Preis für das Ticket mit Bike macht 150 Lira oder 10 Franken.

Herzlich verabschiede ich mich und steige in den angenehm beheizten Bus, wo wie im Flugzeug an jedem Sitz ein Monitor leuchtet. Der Bus ist gut ausgebucht aber ich finde noch locker einen freien Doppelplatz und fühle mich in dem flauschigen und gut geformten Sitz richtig wohl.

Interessiert schaue ich mir die Strasse an und stelle fest, dass da vor allem in den Kurven wenig Platz zwischen Fahrzeugen und Leitplanken bleibt und das bei enormen Lastwagenverkehr. Das bestätigt meinen Entscheid den Bus zu nehmen mindestens als vernünftig und verzeiht meinem Innern, mich für die Schoggi Variante entschieden zu haben.

Das mit dem Aussteige Punkt, den mir Ozkan eingerichtet hat und der Anfahrt im dunkeln zum Hotel passt perfekt. Während der Fahrt habe ich ihm ein Whats Up geschrieben und mich noch einmal für alles bedankt und jetzt kommt die Gegenfrage, bist schon im Hotel angekommen. Die Antwort muss noch zehn Minuten warten, denn ich bin noch auf dem Bike. Ich sehe auf dem Handy wie meine Position dem Ziel näher kommt und bald kann ich ihm bestätigen...gut angekommen...noch einmal, vielen herzlichen Dank und gute Nacht.

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