Nuba Tour | Die Alte Seidenstrasse | Bukhara nach Nura Hypa

Tagebucheintrag "Kashan - Natanz und der geplatzte Traum"

Veröffentlicht am 8. Mai 2023

Heute habe ich mir etwas ganz besonderes vorgenommen und das ist auch der Grund für meinen Umweg über Delijan und Kashan.

Von Kashan starte ich RIchtung Aran mit dem Ziel, auf einem Stück Seidenstrasse durch die Sanddünen durch die Wüste Marenjab zu fahren. Dort gibt es eine riesige Karavanserei, das ist wie eine Festung in der Wüste, wo die Reisenden der Seidenstrasse eine Herberge finden konnten und dabei auch die Kamele auswechselten.

Schon eine verrückte Idee mit dem Bike durch die Wüste, muss ich mir selber eingestehen, aber ich wollte einfach einmal das Feeling haben, da draussen, allein mit mir und diesen einmaligen Umständen zurecht zu kommen.

Genug Wasser dabei zu haben ist einer der wichtigsten Pflichten für mich und so gehe ich in den nächsten Laden und will mir 2 grosse Flaschen kaufen. Zu meiner Erstaunen gibt mir der Verkäufer eine Flasche und sagt, das koste mich nicht. Er begreift aber nicht, dass ich noch eine Flasche möchte und gibt mir dafür einen Becher.

Gerne nahm ich sein Geschenk an und da mir, es sei vielleicht unverschämt, wenn ich nochmals eine Flasche verlange. Also ging ich in den nächsten Laden und erlebe wieder das gleiche Geschenk, diesmal war es sogar noch gekühlt. Also los mit nochmals 3 Kilo Zusatzgewicht, vorbei an diesem Brunnen, wo das Wasser noch fliesst.

Die letzten Häuser noch so etwas wie ein Gefängnis am Wüstenrand und dann beginnt sie, die Wüste. Aber bald komme ich bei einem Schlagbaum an, eine Kontrollstelle und der Mann in der Kabine verwehrt mir die Weiterfahrt. Er zeigt mir seine Infotafel auf der ich entnehmen muss, das Biker und auch Motorbiker hier nicht weiter fahren dürfen.

Alles diskutieren und erklären nützt nichts, ich darf da nicht weiter raus und damit platzt mein Traum von meinem Seidenstrassen Abenteuer. Die 25 Km Anfahrt habe ich buchstäblich in den Sand gesetzt und mach mich unter genauester Beobachtung von meinem "Spielverderber" auf den Rückweg.

Nun läuft er mir gar nicht mehr, es läuft mir doppelt so streng und kommt mir dreimal so lang vor, bis ich wieder zurück in Kashan bin, wo ich in die Hauptstrasse von Teheran nach Isfahan einbiege.

Mein Navi zeigt bereits 50 Km und das bei über 40 Grad an und hier beginnt mein zweiter Start Richtung Isfahan. Aber es läuft unglaublich zäh, die Sonne knallt auch hier gnadenlos herunter. Da kommt mir dieser schöne Park mit grünen Wiesen und schattigen Bäumen gerade recht.

Als ich aufwache, brechen auch meine Nachbarn auf und ich steige wieder aufs Bike und fahre durch die ewig lang gezogene Stadt, vorbei am Flughafen von Kashan auf die unendlich langen Geraden. Dort kommt ein Abzweiger auf die Autobahn und meine Strasse wird nun zur Nebenstrasse, was an dem Belag spürbar wird, der wie ein ausgetrockneter Acker aussieht und die kleinen Asphalt Stücke bremsen mich richtig aus.

Wieder steigt die Strasse permanent 2 -3%, kaum sichtbar aber um so mehr spürbar, dazu bläst der Wind natürlich auch noch entgegen. Ich dachte mir, dass das hier in der flachen Wüste die Berge vorbei sind, aber immer wieder geht es wie auf einer Achterbahn rauf und runter. Eigentlich erlebe ich auch hier meine Wüstenfahrt, nur sind es hier keine Sanddünen sondern sonderbar geformte Bergen, aber wohl die gleiche Einsamkeit.

Nur selten kommt noch ein Auto und als ich die 50 Km Anzeige zur nächsten Stadt sehe, fängt mein Kopf an zu rechnen, wie lange ich in diesem Tempo daran noch kätschen werde. Das will ich mir nicht antun und bei einem grossen Kiesplatz mache ich den Anhalter. Das erste Auto hält und will mir Wasser geben. Ein weiteres Auto, das mir entgegen fährt, dreht noch einmal um und gibt mir 2 Orangen aus dem Fenster. Kurz darauf ein gelbes Auto, der Fahrer mustert mein Bike, meine Packtaschen und sagt zunickend OK.

Ich nehme meine Packtaschen ab und erkläre ihm, dass ich beim Bike die Räder herausnehmen kann. Er aber hat einen Dachträger und die nötigen Befestigungsbänder dabei und so binden wir mein Bike fest. Dass die ein Pedale auf sein Dach drückt, stört ihn nicht, sein Auto ist ja auch nicht gerade der neueste Schrei. Aber es ist auch ein Peugeot, von denen wimmelt es hier, weil diese hier im Iran in Lizenz gebaut werden.

Und ab geht die wilde Fahrt, in den Kurven wird trotz Sicherheitslinien Ideallinie gefahren, allen Löchern und Hindernissen ohne vom Gas zu gehen ausgewichen und auch an nicht übersichtlichen Kuppen weiss mein Pilot, wie es dahinter weitergeht.

In meinem Zielort bringt er mich gleich vor ein schönes Hotel und übernimmt auch das abladen. Über einen Fahrpreis haben wir nicht geredet, aber mit 2 Millionen sprich unter 4 Euro hat er mich alles andere als abgezockt.

Dafür ziehe ich in das bisher teuerste Hotel meiner Reise ein, aber auch das ist noch erschwinglich und vor allem habe ich mir 50 Km einer verdammt harten Etappe erspart, die hätte mich wohl mein ganzes Zahnfleisch gekostet.

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