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Tagebucheintrag "Halfeti -Sanliurfa"

Veröffentlicht am 18. November 2020

Erst um 11.00 Uhr kommt Deniz vorbei und entschuldigt sich bei mir. Komme aber jetzt direkt aus dem Spital, in das er seine Schwester in der Nacht bringen musste. Es gehe ihr sehr schlecht und er müsse gleich wieder zurück.

So gesehen, geht es mir doch gut und wir umarmen und verabschieden uns. Also packe ich mein Bike, ohne mich um zu ziehen und fahre einfach einmal los. Mit langer Hose und Jacke, so wie man zu Hause einfach mal zum Bäcker um die Ecke fährt.

Ich hatte in der Nacht als ich nicht schlafen konnte, einen Flug von Istanbul nach Zürich gebucht für den Donnerstag 19. November. Jetzt ist Montag kurz vor Mittag und ich habe ja noch 3 Tage Zeit um irgendwie nach Istanbul zu kommen.

Das Atmen fällt mir schwer in den Steigungen und irgendwie möchte mich auch schonen. Ohne Druck fahre ich durch die Gegend, auf einem Weg den mir Deniz empfohlen hat. da es weniger Steigungen habe. Für einmal ignoriere ich das Road Book und wähle die Variante Deniz.

Das Navi warnt mich ständig umzukehren, ich bleibe in der Spur und rechne dabei dass ich die 110 Km auf zwei Tage verteile, das wird dann schon reichen.

Auf dem Weg werde ich heute immer wieder eingeladen zum Tee trinken, meist lehne ich ab, denn so lange die Sonne scheint möchte ich fahren. Einmal sage ich zu bei einem Laden. Der junge Chef ist ein richtiger "Plauderi" und er bringt mir eine Flache Wasser. Als er Kundschaft bekommt, stellt er mir den Kunden vor, das sei der Müzin vom Dorf.

Er begrüsst mich ebenfalls und ich schau mich noch ein wenig um und möchte mir noch eine Rolle Guzi kaufen. Du musst nicht zahlen mein Bruder sagt er, das ist ein Geschenk. Dann ruft er seinem Freund und gibt ihm sein Handy für eine kleine Reportage, mein er und zieht sich dabei Ohrhörer mit Sprechset an. Dann machen wir ein 2 minütiges Interview auf Englisch, nun ist aber genug gelabert, ich muss weiter.

Ich habe heute noch kein Bild gemacht, irgendwie keine Lust. Erst als ich die grosse Überlandleitung quere, nehme ich diese aufs Handy. Mein letztes Ziel war es, dieser Leitung ca. 8 Km zu folgen. Sie führt zum Atatürk Staudamm der den Euphrat staut. Ein hystorisches Bauwerk von grosser Bedeutung und der sieht auf den Bildern auch sagenhaft aus.

Doch meine Gesundheit ist mir Moment näher und so lasse ich den Plan sausen. Heute bin ich alles quer durchs Land meist auf kleinen Strassen und Dörfer gefahren. Nach 70 Km mündet jetzt mein Weg in die grosse 4 spurige Hauptstrasse die nach Sanliurfa führt.

An dieser Kreuzung steht ein kleine Bushaltestelle, da mache ich erst einmal eine kurze Pause. esse ein paar Nüsse und meinen letzten Rigel. Ja und da kommt das Dolmus Sammeltaxi und als er mich sieht,hält er an. Ich deute ihm an, ob er mich mit dem Bike mitnehmen kann, was für ihn kein Problem darstellt, da nur gerade 3 Fahrgäste an Bord sind.

Was läuft da eigentlich ab, was ich mir vorstelle oder wünsche trifft einfach ein. Ich denke wieder an Sitki und seine Aussage, es gibt keine Zufälle. Das was du glaubst, wird sich erfüllen, darum achte darauf, dass du nur gute Gedanken in dir trägst!

Schön warm im Bus und entspannt schaue ich, wo die Sonne jetzt steht. Vorbei der Wettlauf, vor ihrem Untergang am Ziel anzukommen. Im Zentrum kann ich aussteigen und jetzt noch ein Hotel suchen.

Dabei komme ich auf diesen grossen Platz und möchte noch ein Bild, von meiner letzten Ankunft machen. Da kommen ein paar Jungs mit Handys, die quatsche ich gleich an und gebe ihnen mein Handy in die Hand.

Einer macht das Bild und die andern wollen mit mir zusammen abgelichtet werden. Alle fragen mich verwundert wo ich her komme und meine Anwesenheit zieht immer mehr Menschen an.

Alle stellen sich vor I`m from Syria, from Pakistan, from Korea, from Irak, from Turkiy und und und. Alle wollen mit aufs Bild und haben Freude an mir, bewundern mich und grinsen.

Für mich ein wunderschöner Schlusspunkt, der noch einmal wiedergibt, auch wenn du alleine unterwegs bist. Da sind so viele Menschen und wenn du offen auf sie zu gehst, dann bist eben nie allein!

Viele der Menschen sind wohl als Flüchtlinge hier und ohne Arbeit. Inzwischen kann ich fast schon an den Gesichtern ablesen, aus welcher Gegend sie kommen. Das nächste Hotel, zu dem ich komme, heisst Asil Otel.

Da kommt mir natürlich mein lieber Freund "Brüggli" in den Sinn und ich sehe schon sein Grinsen, wenn ich ihm die Geschichte erzähle. Er ist Fürsorger und sein täglicher Umgang sind Asylanten.

Das Hotel ist aber alles andere als eine Absteige, schönes grosses Zimmer mit richtig warmen Wasser und einer guten Heizung. 15 Minuten geniesse ich die warme Dusche, kann dabei die Haare waschen und brauche den Föhn nur zum Haare trocknen.

Das richtige Asyl Annahmecenter liegt gleich 50 Meter nebenan und die Menschen stehen Schlange darin und davor. Dieses Bild habe ich erst am nächsten Morgen gemacht.

Ich freue mich noch einmal auf einen Fisch zum Nachtessen und laufe durch die Strassen. Weit und breit sind hier nur Döner und Kebab Garküchen. Ist doch auch gut, nur im Freien sitzen möchte ich heute Abend doch nicht. Ich suche mir ein Platz mit geschützter Platz und so passt auch der Döner.

Ich schreibe heute zwar keinen Blog mehr, und der von gestern fehlt auch noch, dafür buche ich noch einen Flug von Sanliurfa nach Istanbul. An der Rezeption frage ich nach dem Bus Terminal zum Airport, da schlägt mir der gute Mann vor, mich mit samt Bike für 100 Türkische Lira hinzubringen. Tamam. ich meine o.k. das machen wir.

Je älter ich werde, desto mehr verstehe ich dass es OK ist, mein Leben so zu Leben, wie ich es möchte. Auch wenn das nicht jeder versteht.

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