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Tagebucheintrag "Gaziantep - Halfeti"

Veröffentlicht am 18. November 2020

Erstmals raus, aus dieser Riesenstadt, einfach Richtung Osten. Da aber heute die Sonne nicht herauskommt, hilft mit mein Navi. Es sind keine 10 Grad und dunstig. Keine Konturen sichtbar, nur braune öde Landschaft.

Die 50 Km bis Nizip laufen super, denn ich profitiere noch von 400 Höhenmetern, die immer leicht mit 1-3% Gefälle nach unten führen.

Jetzt noch einmal 17 Km bis Birecik, wo ich einen grossen Moment dieser Tour erlebe, die Überquerung des Euphrat.

Zwischen dem Zweistromland Euphrat und Tigis liegt ja die Wiege der Menschheit und hier sind auch die ersten Hochkulturen entstanden.

Es bis hierher zu schaffen, war für mich das Ziel, das ich unbedingt schaffen wollte.

Jetzt freue ich mich an jedem Tag, an dem ich noch weiter Richtung Osten vorankomme.

Als Belohnung mache ich in diesem Restaurant unter der Euphrat Brücke eine Mittagspause und schlürfe an der Wärme eine heisse Suppe.

Wieder einmal bin ich mit der Zeit konfrontiert, denn ich möchte heute noch die 36 Km bis nach Halfeti drauflegen.

Denn Morgen ist Sonntag und ich möchte in Halfeti eine Boots-Tour auf dem Euphrat geniessen.

Es ist schon nach 15.00 Uhr das müsste doch aufgehen mit 36 Km und Halfeti liegt nur 100 Meter höher als hier die Euphrat-Brücke in Birecik.

Am Ausgang von Birecik überholt mich ein Auto und der Fahrer schreit, "bisch du en Schwizer", er hat meine Flagge am Gepäckträger gesehen. Dann erklärt er kurz seine Geschichte, er habe ein Schweizer Frau geheiratet und sei jetzt auch Schweizer und habe über 8 Jahre im Kanton Schwyz gearbeitet. Dann gibt er mir seine Handynummer und sagt, wenn du irgend etwas brauchst, ruf mich doch an.

Kaum war er weg, sehe ich eine 4 Km lange Gerade gegen den Himmel steigen. Erst mit 3% und dann bis 10% dazu bläst mir der Wind vom Berg entgegen. So muss ich noch einmal unverhoffte 400 Höhenmeter auf mich nehmen.

Ich suche nach kleineren Gängen, aber da sind keine mehr da. Mit viel Geduld spule ich mich hoch und merke deutlich, dass ich bereits über 80 Km in den Knochen habe.

Kostet natürlich Zeit und jetzt kommt noch die Kälte dazu. Die Sonne die es heute den ganzen Tag nie aus den Wolken schafft, kam jetzt noch kurz um sich gleich wieder zu verabschieden, aber warm kann sie mich damit auch nicht machen.

Die letzten 10 Km brechen an, als neben mir ein Auto fährt und der Beifahrer fragte mich, ob ich Hilfe brauche. Das sind ja schon nette Menschen, dachte ich, dann hielt das Auto und der nette Mann zeigte mir seinen Polizeiausweis.

Sie wollen meinen Pass von mir, ich habe nur die ID, den Pass habe ich im ersten Hotel in Istanbul an der Rezeption vergessen. Aber immerhin habe ich eine Kopie auf dem Handy. Auch wollen sie wissen, wo ich übernachte und was ich im Gepäck habe. Ich bitte ihn, doch selber nach zu sehen. Da hörte er aber bald auf, als er auf meine geschenkten Zwiebeln stösst und alles war in Ordnung.

Mir aber war so kalt, dass ich für die letzten paar Kilometer noch die Regenkleider, mit Mütze, Handschuhe und Halskrause anziehe. Warm ist mir trotzdem nicht.

Jetzt noch eine steile Abfahrt durch die riesigen Felsen des Euphrat-Thals und dann sehe ich endlich ein altes Hotel vor mir. Das Bild ist allerdings vom nächsten Morgen, am Abend war davon nichts sichtbar.

Nichts wie rein und unter die heisse Dusche, denke ich. Aber weder die Dusche noch das Zimmer sind warm. Da wird immer erst nach dem Bezug die Heiz-Lüftung eingeschaltet und das dauert.

Die kurze Dusche ist absolut kein Genuss und nie ist mir dabei warm ums Herz geworden Die Rettung finde ich mit dem Haarföhn, den lasse ich so lange mit "fullpower" auf mich blasen, bis ich endlich wieder auf angenehmer Betriebstemperatur komme. Diese kann ich nur unter der Decke aufrecht erhalten, darum fällt auch der Blog diesen Umständen zum Opfer.

Die besten Dinge im Leben sind die Menschen, die wir lieben, die Orte, an denen wir waren und die Abenteuer, die wir auf dem Weg erlebt haben.

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