Nuba Tour | Die Alte Seidenstrasse | Bukhara nach Nura Hypa

Tagebucheintrag "Euphrat Boots - Tour"

Veröffentlicht am 18. November 2020

.Gestern Abend bei Ankunft frage ich noch, wann die Tour startet. Einer der anwesenden Gäste macht sich auf seinem Handy schlau und gibt mir die Auskunft von 8.00 Uhr - 16.00 Uhr.

Von meinem Zimmer aus habe ich einen tollen Überblick auf den Bootshafen von Halfeti. Da mir viel am Herzen liegt, die Tour ja nicht zu verpassen, stelle ich den Wecker auf Sonntagmorgen um 6.00 Uhr.

Als um 8.00 Uhr noch immer alles ruhig und keine Fahrgäste zu sehen sind, fahre ich mit dem Lift in den obersten Stock, wo es jetzt Frühstück gibt. Dazu inbegriffen den traumhaften Ausblick über den Euphrat mit dem Sonnenaufgang über den Bergen.

Hier in der Türkei wird bei jeder Gelegenheit aber vor alle auch nach jedem Essen dieses kleine typische Glas Tee getrunken. Unzählige male wurde ich dazu eingeladen und dafür will hier keiner Geld, das ist einfach ein Geschenk der Freundschaft.

Ja und mit dem letzten Schluck aus dem Teeglas, kommt auch Bewegung im Hafen unter mir. Ich sehe wie sich Boote verschieben und das ist mein Aufruf, jetzt aufs Bike und hinunter ans Wasser.

Hier liegen sicher 30 Ausflugsboote, alle in der gleichen Grösse bereit und ich gehe an den Ticketschalter und mache mich schlau über Abfahrtszeit und Dauer der Tour.

Jetzt wird mir auch klar, was der gute Mann mit 8.00 - 16.00 Uhr meinte. In dieser Zeit laufen von hier Boote aus. Nicht nach Fahrplan, sondern wenn sich eine Gruppe angesammelt hat. Erst dann gibt es auch Tickets, vorher nicht.

Nach kaum 10 Minuten ist es bereits so weit, ich kann lösen, einsteigen und los gehts auf eine 40 Minuten lange Fahrt. Kosten 3 Franken, ich hätte auch das 10 fache bezahlt für dieses "high light"

Die Sonne beleuchtet das Tal, schöner kann es nicht sein. Zur Freude der Fahrgäste und vielleicht auch als Belohnung, für meinen Weg hierher mit dem Bike. Ein absoluter und würdiger Höhepunkt meiner Reise.

Überall in den Felsen sieht man Spuren von Menschen, die hier wohnten und dafür den Felsen geformt haben. War es die schöne Aussicht, das Klima das Wasser oder der fruchtbare Boden, für die Wahl der Bleibe. Ich finde auf diesem schönen Flecken Erde passt einfach alles.

Wir kommen zum Wendepunkt unserer Fahrt, zu einer versunkenen Stadt. Erst jetzt wird mir klar, dass dies ja ein Stausee ist und unten dem heutigen Wasserspiegel wohl die fruchtbaren Felder liegen.

Während der Fahrt habe ich meinem Schweizer Freund von gestern ein Bild und eine Nachricht geschickt und er hat mich darauf gleich angerufen.

Zurück am Hafen, setze ich mich am Ufer auf eine Bank, geniesse die Sonne und freue mich einfach, dass ich es gestern noch gepackt habe, jetzt am Sonntagmorgen hier sitzen zu dürfen. Ich bin stolz und zufrieden mit mir.

Damit bin wohl eingeschlafen, das merke ich als jemand Norbert ruft. Ich wache auf und sehe Deniz lächelnd vor mir. Er wohnt nur einige Kilometer von hier und will mich hier abholen. Er offeriert mir mich mit zu nehmen und ich könne im Haus von seinem Vater wohnen, so lange ich will.

Gerne nehme ich sein Angebot an, wir laden mein Bike in sein Auto und holen das Gepäck vom Hotel. 15 Minuten später sind wir da und ich habe ein ganzes Haus an der Sonne für mich alleine.

Hier kann ich den Nachmittag geniessen und am Abend gehen wir zusammen zum Nachtessen. Vom Hunger her wäre es nicht dringend nötig gewesen, denn hier wachsen mir die Früchte praktisch in den Mund.

Es wird aber ein schöner Abend in einem feinen Restaurant. Deniz ist hier Stammgast und er bestellt ein feines Nachessen mit Fleisch und Gemüse hier aus der Umgebung. Dabei erfahre ich, dass ich hier im Kurdengebiet bin, das von der türkischen Regierung ständig unterdrückt wird.

Gesetzte und Vorschriften werden so ausgelegt, dass die Chancen auf Wohlstand und Entwicklung klein gehalten werden. Darum wandern hier viele Menschen aus, vor allem nach Deutschland in die Schweiz oder die nordischen Länder.

Wieder einmal sind die Vorstellungen, die wir uns aus den Medien machen und die Tatsachen vor Ort zwei völlig verschiedene Welten. Das führt dann immer zu Angst und Unsicherheit, ich werde eines besseren belehrt!

Leider habe ich mich gestern Abend doch ganz schön unterkühlt und mein Husten lässt mich kaum richtig schlafen. Es ist nun zweite Hälfte November, die Tage sind kürzer geworden und die Nächte bitter kalt.

So überlege ich und entschliesse mich, in diesem Zustand mich nicht weiter zu plagen. Ich werde Deniz fragen, ob er mich zum Flughafen nach Sanlisurfa bringt und schreibe ihm mitten in der Nacht eine Nachricht, mich bitte nach dem Aufstehen anzurufen.

Das Leben ist eine Reise. Glück finden wir auf dem Weg nicht am Ziel.

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