Nuba Tour | Die Alte Seidenstrasse | Bukhara nach Nura Hypa

Tagebucheintrag "Der Orient wird sichtbar"

Veröffentlicht am 19. April 2023

Um Mitternacht beginnt der Morgen und der kommt noch während dem Steigflug über Istanbul. Interssiert mich nicht mehr und ich schlafe gleich ein. Erst als das Licht für die Landung angeht bin ich wieder wach und sehe von meinem Fensterplatz viele helle sternförmige Lichter, könnten Ölanlagen sein.

Dann kommt das Lichtermeer von Täbris näher und schon setzen wir auf der Piste auf...ich bin im Orient angekommen, im Iran. Unser Flugzeug hat nahe an der Ankunftshalle parkiert und so gehen alle Passagiere da hinein. Mit meinem Sitzplatz 6A bin ich ganz vorne dabei.

Es ist 03.15 Uhr und es brennt helles Licht als ich durch die Windungen hin zur Zollkontrolle laufe. Jetzt wiederholt sich in meinem Kopf, die Abfertigung vom letzten Jahr, die mit der Corona Kontrolle anfing. Eine Impfung war Pflicht und trotzdem habe ich mich ohne durchgemogelt. Heute will niemand mehr einen Test oder einen Impfpass sehen.

Nun stehe ich kurz vor der Kontrolle und lese noch die grossen Warnschilder über das benutzen von Handy, Laptops etc. dann bin ich dran, gebe meinen neuen Pass und das auf A4 ausgedruckte Visum ab.

Are you Suisse fragte mich der Zöllner was ich bejahen konnte, dann checkte er meinen Pass, keine Einträge und schon klatscht der Stempel auf mein Visablatt, was wie Musik in meinen Ohren klang.

Inzwischen kreiste mein Bike auf dem Baggage Band, das ich mir sofort herausfischte, dann musste ich noch meine Quittung dafür vorweisen und durch Röntgentunnel schieben....nichts Verdächtiges und damit bin ich nun endgültig im Iran angekommen.

Es ist jetzt 03.30 Uhr, kein Schalter offen zum Geldwechsel, ja dann eben nicht und ich gehe zum Ausgang. Dort warten eine Horde von Taxifahrern und bieten mir ihre Dienste an. Obwohl ich keine Rial, das ist die Iranische Landeswährung habe, akzeptiert einer das ich mit Türkischer Lira bezahlen kann und fährt mich zügig durch die Nacht ins Hotel Täbriz International.

Schon während der Fahrt hat der Chauffeur meine Lira auf dem Handy umgerechnet und als ich im 100 Türk Lira die einen Wert von 5 Franken hinhalte zählt er einen Rial Schein um den Andern heraus. Auch das ist gut gelaufen und im Hotel werde ich freundlich empfangen, einchecken und auf mein Zimmer geführt. Sieht sehr schön aus mit einem Hauch Orient den ich aber etwas abräumen muss denn auf den Goldkissen und dem ganzen Fummel kann ich nicht schlafen, aber es gibt auch eine weiche Daunendecke und damit gute Nacht.

Doch das Frühstück möchte ich nicht verschlafen und so stehe ich um 9.00 Uhr wieder auf und gehe auf die Suche nach dem Buffet. Ein tolles Angebot und mit Freude probiere ich die Speisen die ich noch nie gesehen habe wie... die Karottenkonfitüre...

Das ganze darf ich draussen an der milden Morgensonne geniessen, wo ich anschliessend mein Bike zusammen schraube. Ich hole mir dann noch einen kleine Umhängetasche und wage gleich einen ersten Ausflug durch die Strassen von Täbriz.

Die Schilder in persischer Schrift sind zu meinem Glück auch in unseren Lettern angeschrieben, so dass ich mich doch ganz gut orientieren kann, denn meinem Handy zeigt leider keine Karte an. Ich bin noch aus der Generation, die damit nicht ganz verloren sind und fahre einfach einmal RIchtung Bazar, der überall gut angeschrieben ist.

Erst folge ich immer dem kleinen Fluss mit einem riesigen Flussbett und denke das es da schon Zeiten mit viel Wasser gab. Zahlreiche grosse und kleine Brücken führen über den Fluss. Hier sieht eine wie die Thurbrücke von Bischofszell aus.

Etwas Fluss abwärts auf der nächsten Brücke entdecke ich dann diese Kamele, die mir natürlich sofort einen Hauch Seidenstrasse einhauchen und bitte den nächsten Passanten um ein Bild von mir und meinen wunderschön nachgemachten Kollegen.

Gleich nebenan verläuft hier noch eine alte Bogenbrücke aber ich fahre weiter bis zur nächsten Iranisch beflaggten Brücke weil mich hier der Wegweiser zum Bazar hinüberführt

Vor dem Eingang ladet ein Mann seinen einachsigen Transporter mit Waren für den Bazar und stemmt dann einen riesigen Berg an Kartons durch die Menge.

Am Strassenrand verkauft ein junger Mann Bananen und mit dem Retourgeld vom Taxifahrer mache ich mit 2 Bananen einen ersten Test Kauf. Ich gebe ihm 2 Noten und esse gleich eine der gutschmeckenden Früchte. Als ich weiter gehen will, rennt er mir nach und gibt mir noch eine 10 000 Rial Note zurück und bedankt sich noch einmal für meinen Einkauf.

Der Bazar ist für mich immer ein mystischer Ort, wo es so viel unbekanntes zu entdecken gibt und die Zeit gleitet mir davon, aber es ist einfach fantastisch hier zu verweilen.

Zuerst sehe ich aber in wohl 100 Geschäften nur Schuhe und Schuhe, ich dachte mir schon das ist wohl eine Schuhstadt aber danach wurde es dann bunter und vielfältiger und interessanter, eben wie in einem Bazar.

Während ich mein Bike durch die Menge schiebe, sprechen mich immer wieder Menschen an woher ich komme und heissen mich herzlich willkommen. Einmal sogar auf deutsch von einem Mann mit Familie und er ist hoch erfreut, dass er einen Schweizer getroffen hat, weil er für Novartis arbeite. Ich unterhalte mich mit ihm und später hätte er noch gerne ein Familienbild von uns allen.

Schade, ich kann mir von all den fantastischen Dingen nichts kaufen, weil ich einerseits keinen Platz habe und anderseits noch kaum einheimisches Geld.

Von den Menschen die mich immer wieder ansprechen frage ich, wie und wo ich Geld wechseln kann und bekomme Informatioen über den Kurs und wo ich tauschen kann.

Ich folge dem Rat und finde an der Strasse wo ein Geldautomat stand und Männer mit Noten tauschen. Bald komme ich ins Gespräch und lass mir ein Angebot auf dem Taschenrechner zeigen. das dem mit den Kursangaben vom Bazar ziemlich nahe kommt. So riskiere ich 100 Euro und der Mann sagt, ich soll hier warten.

Die Euro Note behalte ich noch bei mir und er kommt zurück mit einem riesen Bündel Noten. 55 000 000 Rial erhalte ich gegen meine 100 Euro und bin jetzt mit einem Schlag Multimillionär geworden. Ich zähle 100 Noten a 500 000 viele sind unterschiedlich in Farbe und Grösse, zum Teil mit Kleber zusammen gehalten zum Teil beschrieben und dazu noch 5 etwas grössere 1 000 000 sprich eine Millionen Noten. Keine Chance das alles in mein Geldbeutel zu bringen.

Danach begleitet mich der Mann noch durch den Bazar und erklärt mir, was es da alles zu kaufen gibt und führt mich immer wieder in neue Nebenhallen. Jetzt habe ich es doch langsam gesehen und ich erkläre ihm, dass ich jetzt in mein Hotel gehe und er verabschiedet sich herzlich von mir und bedankt sich noch einmal für unseren Deal.

Auf dem Rückweg komme ich an dieser wunderschönen Bäckerei vorbei und möchte von den so verlockenden Gutzi kaufen. Die Frau fragt mich 1 Kilo aber das ist mir doch to much, ich zeige ihr auf ein halbes Kilo aber sie füllt einfach bis der Karton voll ist. Zum Bezahlen suche ich mir ein paar der lumpigsten und geflickten Noten heraus und zahle damit erfolgreich meinen Einkauf.

Mit den vielen Zahlen und dem Haufen Geld muss ich mich erst noch anfreunden und ich mache eine Auslegeordnung, rechne eine Million um, das sind dann noch schlappe 1.80 Euro.

Gerne würde ich Nella jetzt anrufen, ich verbinde mein Handy mit dem WLAN vom Hotel aber WhatsApp funktioniert nicht. Als ich aber meinen kleine LapTop öffne, kann ich zu meinem Erstaunen meine Bloggseite öffnen und beginne gleich, die vergangenen Tage festzuschreiben.

Obwohl ich dabei die feinen Gutzi probiert habe, gehe ich dann doch noch in den Speisesaal und bestelle mir ein einfaches Menue mit Reis und Gemüse. Wird alles frisch zubereitet und während ich darauf warte frage ich den Kellner wegen dem Empfang von WhatsApp. Er erklärt mir, dass hier im Iran alles gefiltert wird und der Zugriff erschwert ist. Er empfiehlt mir das App xxx herunter zu laden, gebe ihm aber gleich mein Handy, damit er es für mich versucht. In der Folge habe ich bald 3 Kellner bei mir am Tisch, alle sehr freundlich und jeder ein Internet Spezialist um auf seine Art die Zensur zu umgehen. Jeder versucht sich an meinem Handy und am Schluss habe ich 6 verschiedene App die vielleicht einmal kurzzeitig Verbindung erstellen aber dann doch wieder nicht. Schliesslich gibt mir einer sein Handy und ich kann an Nella wenigsten eine Nachricht senden, dass ich erfolgreich im Iran angekommen bin.

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