Nuba Tour | Die Alte Seidenstrasse | Bukhara nach Nura Hypa

Tagebucheintrag "Der harte Weg nach Ephesus"

Veröffentlicht am 14. Oktober 2020

Schön und warm sieht es heute aus und der Chef vom Hotel bereitet, da ich scheinbar der einzige Gast bin, ein feines Frühstück für mich. Zuerst muss er aber im Nachbarladen frisches Brot einkaufen, was alles etwas verzögerte. Danach geht es schnell und er bringt seine ganze Auswahl und auf speziellen Wunsch von mir noch Rühreier dazu.

Als ich losfahre und auf die Hauptstrasse einbiege, bläst mir ein kräftiger Gegenwind ins Gesicht. Die Strasse führt ans Meer und danach kann es ja nicht mehr weiter nach unten gehen sondern nur noch bergauf. Zum Glück habe ich die 4 spurige Autostrasse fast immer für mich alleine, denn der Wind reisst mich manchmal über den Pannenstreifen hinaus bis in die Fahrbahn.

Nach 10 km halte ich an einer Busshaltestelle, weil mir das kleine Glashäuschen etwas Windschutz bietet. Kurz darauf gesellt sich ein Hund zu mir und legt sich vor meine Füsse.

Heute werde ich wohl einige Körner verheizen und packe einen Eiweissriegel aus. Nach der Hälfte nehme ich meine Karte hervor, um zu schauen wie weit ich es schon gebracht habe. In dem Moment kommt ein kräftiger Windstoss und ich höre meinen Riegel auf den Boden fallen. Noch bevor ich schauen kann wohin, sehe ich den Hund, der meinen Energielieferanten schon verschluckt.

Die Hälfte ist für mich auch gut so steige ich wieder aufs Bike, In dem Moment sehe ich draussen im Meer ein Türkisches Kriegsschiff aufkreuzen. Ja klar, kommt mir in den Sinn, da ist ja die Zankerei mit den Griechen um die Erdgasvorkommen.

Weiter quäle ich mich mit dem Wind und immer wieder über die nahrhaften Steigungen bis 10 Prozent, die auf der breiten Strasse kaum enden wollen. Endlich kommt wieder einmal eine Abfahrt, dabei komme ich jedoch auch nicht richtig in Schwung, denn der Wind lässt diese Freude nicht zu.

Zu meiner Linken eröffnet sich ein breites Tal und an den Bergen sind überall grosse Nummern oder Buchstaben. Was soll den das und ich denke an die Nasca Linien in Peru, wo ich solche grossen Zeichnungen in den Felsen vom Flugzeug aus gesehen haben. Hier wie dort bleibt mir die Bedeutung der Zeichen ein Rätsel.

Ein harter Weg nach Ephesus und es geht nur langsam voran. Ich zähle jeden Kilometer und mache mir im Kopf immer wieder die Hochrechnung, wann ich den unter diesen Umständen ankomme.

Es zeichnet sich immer mehr ab, dass es heute knapp mit der Besichtigung wird. Was mich aber noch zusätzlich antreibt, sind die dunklen Wolken in den nahen Bergen. Beim Abbieger 5 Km vor Ephesus, fallen einige Tropfen und am Himmel sehe ich einen Regenbogen. Hier ist die Strasse nass, also der Regen schon vorbei.

Von weitem sehe ich im Berg schön eingebettet, das antike Stadion von Ephesus. Um 18.30 Uhr stehe ich vor dem Eingang der Stadt, der Eintritt kostet 100 Türkische Lira und damit ist das letzte und entscheidende Teilstück frei nach Ephesus.

Voller Stolz schreite ich den alten gewaltigen Boulvard hinauf und frage ein Pärchen, das mir entgegen kommt, ob sie für mich den grossen Moment festhalten können. Sie fängt mich in voller Emotion ein.

Nun freue ich mich wirklich, dass es doch noch gereicht hat und mache mich auf einen Stadtbummel durch Ephesus. Doch erst jetzt merke ich, was das für eine Nummer war und auch immer noch ist.

Eine riesige Stadt mit Monumentalen Bauten und weiten Strassen durch Säulen, Paläste und Wohnhäuser hindurch.

Die gewaltigen Tempel sind wunderschön erhalten oder wieder aufgebaut worden. Wie haben die Erbauer diese schweren Säulen und Steine wohl aufeinander gebracht,

Die hatten zweifellos dafür einiges auf der Platte und auch die gesamte Stadtplanung ist unglaublich pompös und fantastisch umgesetzt.

Kluge und weitsichtige Köpfe zusammen mit genialen Architekten und handwerklichen Genies und dazu wohl viele Sklaven, welche die Schwerarbeit machten.

Ein Besuch im gigantischen Stadion setzt den würdigen Abschluss, wo ich zusammen mit zwei jungen Frauen die letzten Aufnahmen organisiere. Jeder knipst Jeden, sieht doch nett aus!

Längst ist die Sonne unter gegangen und mit dem spärlichen Restlicht gibt es noch eins zwei Bilder auf dem Rückweg.

Bein Eingang ist schon alles dicht, alle Souvenir Shops sind längst geschlossen und ich bin der letzte Besucher, der die Arena verlässt. Wohl auch der Einzige, der mit dem Bike hierher gekommen ist.

Licht an am Bike und jetzt sind es noch 5 Km bis nach Selcuk, wo ich im ersten Hotel, dem Traum Hotel nach einem Zimmer frage und für 100 Türkische Lira also 8 Franken dieses Traumzimmer auch bewohnen darf.

Mit Ephesus habe ich mir selber einen Traum erfüllt, den ich schon lange in mir trage.

Heute Morgen habe ich den Velopfarrer Philippe Müller, der seit Jahren in der Kirche von Ebnat Kappel, immer im Juni einen Velo-Gottesdienste organisiert angefragt, über den Zusammenhang mit der Bibel und Ephesus.

Er ist hier letztes Jahr ebenfalls mit dem Velo durchgefahren und schreibt mir, dass der Apostel Paulus auf seinen Reisen hier Halt gemacht hat. Ja, dann gehöre ich ab heute ebenfalls in den Kreis der Jünger bzw. der Älteren, die diese wunderschöne Stadt besuchen durften. Danke Philipp für die umgehende und kompetente Antwort!

Lerne von denen, die schon da sind/waren, wo du hinwillst.

3 comments on “Der harte Weg nach Ephesus”

  1. Eifach wieder genial liäbä Nuba wiä du alli Ort so guät chasch beschriebä , als wär i au detä! Das mit em Apostel Paulus het i gwüsst! Freuä mi scho uf de nöschti Pricht! Gell pass guät uf ond los uf din Körper!! Allerliäbschtä Gruäss , Louise
    De Jörg ist im Spital Gallensteine OP er liest dini Tour au wieder mit Begeisterig

  2. Hallo Nuba...super Deine Berichte...man wäre gerne dabei... aber nur allein sind solche intensiven Erlebnisse möglich.... weiter viel Druck auf den Pedalen und genug Luft im Pneu... Alles Gute
    Zum Foto mit den kuriosen Zahlen und Symbolen an den Berghängen... hat mich natürlich interessiert und ich versuchte was zu finden... leider nichts. Auf Google Maps sind jedoch eindeutig sehr viele Krater in diesem Bereich zu sehen. Da wird wohl militärisch geziehlt...kannst froh sein... die nahe Strasse wurde anscheinden nicht getroffen..

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