Nuba Tour | Die Alte Seidenstrasse | Bukhara nach Nura Hypa

Tagebucheintrag "Bye Bye Orient - Hello Switzerland"

Veröffentlicht am 2. Juni 2023

Die lange Wartezeit gab es auf dem Flughafen nicht, denn ich habe mir bei der Buchung meiner Flüge ein riesiges Ei gelegt. Vielleicht weil ich den Flug von Istanbul nach Zürich schon viel früher gebucht habe, den Flug von Teheran nach Istanbul erst nach dem ich das Visum erhalten habe.

Die Stadt Istanbul hat aber zwei riesige Flughäfen einen in Europa und einen auf dem Asiatischen Teil und ich habe bei meinen Zeit versetzten Buchungen übersehen, dass meine Landung aus Teheran auf dem Asiatischen und mein Abflug nach Zürich auf dem Europäischen Flughafen gebucht habe.

Ein Transfer in den 2 Stunden Aufenthalt ist in dieser 18 Millionen Stadt eine Unmöglichkeit. Zwar geht 10 Minuten nach meinem Abflug gleich noch ein Flug mit Turkish Airlines auf den andern Flughafen aber, der ist voll ausgebucht und somit eine Wechsel unmöglich, wie ich nach meinem langen Umherrennen beim Ticket Sale Schalter erfahren muss.

So fliege ich erstmals nach Istanbul, muss dort mit meinem Bike auschecken, durch die Passkontrolle und den Exit, das ganze einen Stock höher wieder einchecken, mit Gepäck und Bike durch den Röntgen und Personenkontrolle.

Zum Glück geht auch ab diesem Flughafen gleich um 8.30 Uhr ein Flug nach Zürich, aber ich muss ein neues Ticket kaufen und die sind dann nicht so günstig wie bei Vorausbuchung. Auch das Bike, das in Teheran noch als normales Gepäckstück durchging, muss hier extra bezahlt werden.

Mit dem ganzen Zauber bin ich so beschäftigt, das es eigentlich gar keine Wartezeit für mich gibt, aber nun ist alles geregelt, das gelegte Ei ist gegessen, hat mich eben leider einen Penalty gekostet.

Aber ich darf jetzt zurück schauen auf 40 Tage Orientalisches Leben im Iran, einem Land von der Fläche so gross, dass man die Schweiz gleich 40 mal, Deutschland 4 mal, Frankreich 3 mal oder die Türkei 2 mal versorgen könnte. Mit gut 80 Millionen Einwohnern davon 20 Millionen allein in Teheran nebst den Ballungen in den Städten, sonst sehr dünn besiedelt.

Ein Iranischer Lehrer hat mir erklärt, dass der Iran mit seinen Bodenschätzen das reichste Land der Welt ist, denn neben Öl und Gas werden in den zahlreichen Mienen Gold, Silber, Diamanten, Kupfer und auch viele seltene Erden abgebaut. Wie immer kann aber die breite Bevölkerung daran nicht partizipieren, können zwar einigemassen anständig leben, aber für Reisen oder Extras reicht das eben nicht.

Vielleicht sind diese gerade deshalb so gastfreundlich gegenüber Menschen, die im Gesicht etwas anders aussehen. Meine blauen Augen scheinen für Frauen und Männer faszinierend und das verherrlichen selbst Männer und sprechen mich immer wieder fast neidisch darüber an.

Im Iran kann ich zur selben Zeit in den hohen Schneebergen zum Skifahren gehen oder mich am persischen Golf oder am Kaspischen Meer an den Strand legen und zum Baden hinaus schwimmen. Natürlich sind damit jene Sport und Freizeitaktivitäten möglich, aber der grosse Teil der Menschen ist mit dem Überleben beschäftigt.

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Kulturell ist der Iran eine absolute Schatzkammer und mit meinem Besuchen an einigen Weltkulturerbe Perlen, habe ich nicht einmal an der Oberfläche daran gekratzt. Dennoch hat mich dabei mein lieber Freund Ramin viel mehr als jeder Reiseführer das erklären könnte, mitgenommen in die Geschichte des Iran und seiner Bedeutung in der Welt.

Viele ältere Menschen haben mir von ihrem letzten grossen Schah Apache Wil geschwärmt unter dem es den Menschen hier wirklich gut ging, bis dann die Revolution das Land mit dem Islamischen Gottesstaat fast wieder in die Steinzeit zurück versetzt hat.

Aber Regierung und Volk sind hier in den Ansichten um Galaxien auseinander. Auch für mich schien der Iran deshalb als verschlossen, rückständig aber doch mystisch anziehend. Ich dachte, ich werde wohl auf meiner Tour ständig kontrolliert und überwacht. Von dem her bin ich angenehm überrascht und habe hier die Polizei eher als Freund und Helfer, mit Menschen wie du und ich empfunden.

Weil ich mit den Fehlversuchen für mein Visum letztes Jahr doch etwas vorbelastet war, habe ich meine Vorbereitung erst richtig nach dem positiven Bescheid begonnen. Die Planung bis in den Süden nach Shiraz hat eigentlich von der Strecke her gepasst. Von der Zeit her hätte ich jedoch an den 40 Tagen jeden Tag die Schweiz einmal durchqueren müssen.

Darum fehlte mir einerseits die Zeit für die ganze Strecke wieder hinauf in den Norden von Shiraz nach Mashad. Aber auch die Erfahrungen aus dem ersten Teil haben mir gezeigt, was mich in den viel längeren unbewohnten Gegenden, die ich dabei durchfahren müsste und die Hitze, die mich dort erwarten würde so für mich nicht zu machen ist.

Darum war die Entscheidung dafür den Bus und den Zug zu nehmen zwar nicht ganz mit meinen Vorsatz, die Seidenstrasse mit dem Bike zu erobern. Davon musste ich mich bedauern etwas reduzieren, anderseits bin ich auf die weichere Art durch diese Gebiete gekommen und habe mir mit dem Abstecher an den Persischen Golf und an das Kaspische Meer, zwei weitere Highlights gegönnt.

Der Iran, in der Meinung von vielen mit denen ich im Vorfeld meiner Tour darüber gesprochen habe, ein eher undurchsichtiger, gefährlicher und rückständiger Staat, hat sich für mich mit seinen freundlichen, hilfsbereiten und herzlichen Menschen als sicherer aber auch moderner Staat präsentiert in dem aber auch noch viel Platz für Traditionelles, wie z.B. die belebten Bazare Platz haben.

Vieles ist ungewohnt und unbekannt, so wie wir hier im Westen informiert sind, umso schöner, dass ich jetzt hier hinter diese Fassade schauen durfte und dabei nur angenehm überrascht wurde. Ebenso haben mich die Begegnungen mit den Menschen aus den Nachbarländern Irak, Afghanistan oder Syrien, die wir hier mit Krieg und Armut verbinden, dass das alles Menschen auf Augenhöhe sind, mit denen ich ihre Interessen, ihre Wünsche ihr Wissen austauschen konnte.

So geht für mich eine Reise mit unglaublichen Erfahrungen und Erlebnissen zu Ende, dass mir den Horizont für diese Gegend auf wunderbare Weise geöffnet hat. Und das mit dem Bike, einem Werkzeug, dass mich auf jeder Art von Strasse oder Schotterpiste, durch Land und Grossstadt sicher voranbringt, zugleich ein Türöffner im Zugang mit den Menschen, das ich aber auch jederzeit verpacken kann um mit Bus, Bahn oder im Flieger mitnehmen kann.

Ich kehre heute gesund nach Birwinken zu meiner Familie zurück, bin dabei zufrieden mit mir, ein bisschen Stolz den grossen Schritt gewagt zu haben und trage ein wirklich grossartiges Erlebnis mit mir, dass man für kein Geld auf der Welt kaufen kann.

Mein Notgroschen ist immer noch da!

Herzlichen Dank an alle, die mich in irgendeiner Weise dabei unterstützt haben, dabei denke ich an alle Zuschriften, die mich beflügelt haben, aber auch die Flügel hinter denen ich meine Schutzengel gesehen habe, bei meiner Frau Nella, die mir meinen Weg dafür frei machte, mich ziehen liess und wir uns danach jeden Tag am Telefon ganz nahe waren.

Zuletzt aber nicht weniger herzlich geht mein Dank, an alle Menschen die ich antreffen durfte, für die ich interessant war, die mich gemocht und gar geliebt haben und mir soviel Herzlichkeit geschenkt haben, mir einem Fremden aus einem fernen Land.

Warum???? .........vielleicht einfach weil ich der bin und so bin, wie ich eben bin...........euer NUBA

2 comments on “Bye Bye Orient - Hello Switzerland”

  1. Habs leider verpasst.
    Erst jetzt von Richi Trinkler den tipp bekommen.
    Aber gerade jetzt Zeit für diese Lekture.
    Nuba du bist der Hammer.
    Herzlichen Gruss
    Edith Schönenberger

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