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Tagebucheintrag "Wieder 100 Kilometer Richtung Osten"

Veröffentlicht am 21. April 2024

Ich verlasse die Karawane vor dem Hotel und es geht wieder alles nach Osten. Diesmal nehme ich nicht die Schnellstrasse mit dem Effekt, dass ich eine miserable Piste gemischt mit Superschlaglöchern und Offroad antreffe.

Zum Glück habe ich heute Morgen im Hotel an einer Wasserfilteranlage alle meine Bidon und sogar meinen 2 Liter Tankflasche aufgefüllt...Wasser ist jetzt gefragtes kostbares Gut.

Wasser oder Wasserleitung oder früher Aquadukt begleitet mich schon zig Kilometer weit, sieht man bei uns auch nie, ob da überhaupt noch Wasser drin ist, frage ich mich.

Die Antwort bekomme ich als ich 2 Jungs beim Vorbeifahren baden sehe, zu denen ich gleich hinfahre und nach einem Bild frage, was sie gerne zulassen!

Nach 70 Kilometer endlich mal ein Tante Emma Laden, ich gönne mir da ein Eis und einen kühlen Eistee und weiter geht s durch die verlassene Holperpiste.

Dann kommt allerdings für mich auf einmal action auf. In dieser Verlassenheit, ohne Verkehrslärm höre ich mir interessante Beiträge über Geopolitik, Gesundheit oder aktuelles Weltgeschehen an. So meldet sich dann aber der Akku, dass er müde wird. Bevor er sich aber verabschiedet, schalte ich mit einem Notvorrat bei 20 % ab.

So habe ich in der Folge mein Handy nicht mehr beachtet, bis es sich von der Halterung verabschiedet und ich es erst beim Aufschlag auf mein linkes Knie bemerke. Dadurch fällt es auf die Strassenbahn und wie im Actionfilm kommt auch schon ein Lastwagen hinter mir, der mit seinem rechten Vorderrad genau darauf zufährt.

Wie versteinert starre ich darauf und dann geht ein Film in meinem Kopf ab, wie es platt wird und was ich ohne Handy alles nicht mehr machen kann...keine Verbindung....keine Informationen....keine Bilder....doch der Reifen verfehlt es um ca. 10 cm und ich kann durchatmen und es aufheben. Wie ein Butterbrot beim Herunterfallen immer auf die beschichtete Seite fällt, so ist es auch beim Handy mit der Folge, dass alles zerkratzt ist.

Doch nein, ich habe damals als es neu war, eine Panzerfolie drauf geklebt, und die hat heute Jahre danach meine Benutzeroberfläche weitgehend verschont...jetzt noch mehr aufpassen, denn die Wunde ist jetzt offen!

Was ist da vorne für ein grosses blaues Objekt....komme ich da endlich wieder einmal in ein Dorf oder gar eine Stadt?

Ich komme der Sache näher und es wird zu einer Brücke.....eine Eisenbahnbrücke, wo jetzt gerade auch noch ein Zug darüber fährt.

Später kommt der Bahnübergang und gerade als mein Navy die 100 Kilometer überspringt, sehe ich weit vorne Verkehrsampeln leuchten und fahre bald in eine kleine Stadt ein, in der aber keine Hotels aufgeführt sind.

Dafür sehe ich ein grosses schönes Restaurant und fahre da auf den Parkplatz. Ein paar Männer interessieren sich für mich, einer, ein alter und dominierender Mann, aber sehr freundlich. Den frage ich nach einer Unterkunft und scheine dabei den richtigen getroffen zu haben.

Er gestiert mir.......einen Moment, telefoniert mit seinem kleinen alten Handy, und scheint bereits die Lösung für mich gefunden zu haben. Er ruft einem Freund zu sich und der fährt mir mit seinem Velo voraus, nachdem ich mich bei meinem Organisator, für mich wie der Dorfälteste herzlich bedanke.

Dabei erwähnt er noch, er sei 72 Jahre, dann staunt er aber nicht schlecht als ich noch auf 75 erhöhe... jetzt muss ich mich aber an meinen Vorfahrer anhängen, der mich zu einem kleinen Sportstadion bringt.

Dort werde ich bereits erwartet und kann in eines der Gästezimmer für die Gast-Athleten einziehen.

So etwas kannst du auf keinem Handy noch sonst wo bestellen, da braucht es eben die höhere Anbindung vom Himmel!!

Und das bestätigt sich gleich noch einmal... da ich ja ganz alleine hier bin, schaue ich mich ein wenig um, denn da ist ja noch eine Unterhaltungsecke mit einem Klavier... nebenan ein Kühlschrank. Ich bin so frech und schaue mal da rein...und was sehe ich...ein paar Tupper Behälter...aber in der Kühlschranktür....ganz untern flach drin eine Tuborg Bierflasche!!!

Die muss mir ein Engel da rein gelegt haben!!! Mit einem Freudenschrei nehme ich die zu mir aufs Zimmer und trinke sie genussvoll mit den letzten Fleischbällchen von Oma aus Samarkand!!

Was für ein Hochgenuss nach meinem 100 Kilometer Ritt bei 32 Grad!!

Danke und gute Nacht

3 comments on “Wieder 100 Kilometer Richtung Osten”

  1. Sali Nuba. Supper Berichte und Fotos. Weiter so und alles Gute. Gute Reise. Herzliche Grüsse aus der kalten Schweiz von Hermann

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