Nuba Tour | Die Alte Seidenstrasse | Bukhara nach Nura Hypa

Tagebucheintrag "Bahce - Gaziantep"

Veröffentlicht am 14. November 2020

Vor dem heutigen Teilstück habe ich meinen Respekt. 85 Kilometer durch die Bergwelt und dabei mehrmals auf über 1100 Meter Höhe ist die Hausnummer, die es zu stemmen galt. Denn auf dem Weg sind kaum Unterkünfte zu erwarten.

Das ist auch mit der Grund, dass ich gestern nur noch schlafen wollte, dafür wieder zeitig aufstehen. Warum ist klar, unbedingt mit der Sonne ins Ziel kommen! Darum fahre ich auch gleich bei Sonnenaufgang los, erstmals vom 600 auf knapp 1000 Meter hoch. Da wird mir wenigstens schön warm ums Herz!

Von da oben dann der schöne Ausblick auf die Abfahrt und das weite Tal. Die Strasse führt 4 spurig den Berg hinunter, obwohl nebenan auch noch die Autobahn verläuft, hier mit diesem imposanten Brückenbau.

Im nu bin ich wieder auf 400 Meter Höhe und unerwartet kommt doch eine grössere Stadt, aber die ist noch viel zu nahe, um hier schon halt zu machen. Dafür teilt sich hier die Strasse links durch die Ebene nach Kahramanmaras für mich Richtung Berge.

Bis zum nächsten Anstieg kämpfe ich mit hartem Gegenwind und da ja die Richtung immer Osten ist, hört der auch nie auf. Erst als der lange Aufstieg wieder auf 1100 Meer Höhe, spielt der Wind in den Kurven und Felsen nicht mehr die erste Geige.

Längere Pausen sind heute tabu. Aber an allem kann ich auch nicht nur vorbei fahren. Der riesige Platz mit auf Blachen ausgelegten rotem Gemüse lockt mich doch kurz von der Strasse. Sehen aus wie die roten Schoten, ich teste, ja richtig. Die Haut und die Samen liegen getrennt. Niemand da, den ich fragen kann, ich denke aus den Kernen, die ich koste, könnte es ein Gewürz geben. Die brennen genau so scharf, wie in der saftigen Schote!

Zurück auf die Strasse und in die Steigung, da sehe ich auf der anderen Strassenseite schon wieder rot. Das sind aber keine Schoten sondern rote Zwiebeln, denen die Frauen hier den Stiel abschnitten. Etwas verlegen machte sie mein Anhalten schon, trotzdem war es auch eine willkommene Abwechslung.

Die junge Hübsche zeigt mir eine schöne saubere Zwiebel und sagte wohl dazu. ob ich die möchte. Als ich nicke nimmt sie ein ganzes Dutzend zusammen und füllt mir gleich meine Velotasche damit. Gut gemeint mein Schatz, aber es geht hier bergauf und 1 Kg Zwiebeln zusätzlich kosten mich wieder ein paar Körner mehr.

Was aber so von Herzen kommt,, kann ich nicht abweisen und so habe ich halt noch ein Kilo Zwiebeln im Gepäck. Vor Freude machen wir noch mit meinem und ihrem Handy ein Erinnerungsbild! Sind das nicht einmalige "magic moments"

Immer höher steige ich und immer schöner wird die Aussicht auf die riesige Hochebene unter mir, wo vor allem Kartoffeln angebaut werden. An der Strasse werden sie überall neben denn Zwiebeln angeboten.

Jetzt bin ich wieder über 1000 Meter hoch und da sehen die Berge Anatoliens wieder ganz anders aus. Endlich kommt die ersehnte Passhöhe, mit 19 Grad ganz gemütlich hier oben.

Ausserdem hat hier eine Bauernfamilie ihre Früchte und ihr Gemüse ausgebreitet. An den feinen Trauben komme ich nicht vorbei und kaufe ihm ein Pfund ab. Zwar geht es jetzt gleich einmal bergab, doch nach dem langen Aufstieg. darf auch einmal eine Genuss Pause sein. Ich bekomme einen Stuhl neben dem Stand und Wasser um die Früchte zu waschen. Ach sind die süss!

Während dem Essen frage ich den Vater, wie es weitergeht mit den Bergen bis Gaziantep. Er deutet auf hinunter und flach, noch 40 Km. Ich rechne es ist jetzt 14.30 Uhr. Ich verabschiede mich und sause den Pass hinunter.

Doch schon nach einigen Kurven, eröffnet sich diese lange Gerade, die noch höher hinaufgeht als der Pass vorher. Das kann ja heiter werden mit meiner Marschtabelle.

Es kommen noch zwei drei von der Sorte, dann aber doch mehrheitlich leichtes Gefälle und ich komme überraschend gut voran. Die Ortstafel kommt für mich dann aber mehr als 10 Km zu früh.

Bald weiss ich, das ist eine riesige Stadt, die mich noch einmal auf über 1000 Meter hochfahren lässt, doch das Zentrum dann aber doch 200 Meter tiefer liegt.

Als ich diese Kollegen in der Mitte der Strasse sah, bremse ich von 60 auf 00 hinunter. Das ist doch ein geiles Seidenstrassen Feeling. Die nächsten Passanten , eine Gruppe Jugendlicher bitte ich um ein Seidenstrassen Bild, was mit lautem "Gegröle" ausgeführt wird. Danke meine Freunde, dieses Bild macht mir echt Freude und bringt meine Tour so richtig auf den Punkt.

Meine Rechnung mit Sonne und Wärme geht genau auf, so wie ich es mir gewünscht habe. Ich geniesse die Einfahrt in die Stadt, jetzt da ich keine Gegensteigungen mehr sehe

Dafür lande ich in diesem Moloch genau wieder auf dem Platz mit dem Schriftzug, klar finde ich sofort wieder einen Kameramann für dieses "shooting", hat er doch schön hinbekommen!

Ich bin dankbar für den anstrengenden doch wunderschönen Tag auf meinem Bike.

"Das ist unmöglich".... sagt die Angst

"Zuviel Risiko"....sagt die Erfahrung

"Macht keinen Sinn"..... sagt der Zweifel

"Versuch es mal".... flüstert das HERZ

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