Heute stehe ich vor der Durchfahrt von ca 130 Kilometer durch die Berge und damit ohne grössere Orte mit Übernachtungsmöglichkeit. Davor habe ich einen gesunden Respekt, da ich nicht weiss was mich erwartet. Um möglichst viel Zeit dafür zu haben, stehe ich gleich auf, als der jaulende Gesang von der Sinagoge mich um 6.00 Uhr weckt.
Beim der Abfahrt fordere ich meine Schutzengel auf, heute besonders gut auf mich zu achten. Ich habe noch kein Frühstück aber schon nach 10 Km lag es auf der Strasse. Auf dem Marktplatz kommen laufend Traktoren mit Melonen auf dem Anhänger daher und bei der Kurve für die Einfahrt macht sich immer mal so eine schöne runde Melone davon. Wie heisst es doch, das Glück liegt auf der Strasse, du musst es nur aufheben.
Die Strasse wird immer schmaler und schlängelt sich in wildem auf und ab durch die Berge, die aber so verhangen sind, dass ich sie nicht sehe. Obwohl ich die warme Jacke angezogen habe, ist mir arschkalt. Ich schaue auf mein Navi und das zeigt nur gerade schlappe 6 Grad an. Gegen meiner Erwartung geht es nicht bergauf sondern immer weiter hinunter und ich fange an zu schlottern.
Dabei verkrampft sich meine Muskulatur und als eine Tankstelle kommt, fahre ich da hinein und frage für einen Tee. Der ist überall vorrätig und ich bekomme einen Becher mit schön heissem Schwarztee, damit wärme ich meine Hände und auch den Bauch. Nach einer halben Stunde bin ich wieder etwas aufgewärmt und fahre weiter.
Immer noch vorwiegend bergab mit einigen Gegensteigungen, in denen ich merke, wie kalt meine Beine immer noch haben und gar nicht schön drehen. Ich sehe immer weniger und es kommt nun zum "worst case" es fängt an zu regnen erst zögernd dann wie aus Kübeln. Klar montiere ich sofort meine Regenjacke und Hose und fahre weiter.
Nach 45 Km kommt ein kleines Dorf und auf einem Schaufenster sind Bilder von verschiedenen Toast Gerichten. Das packe ich, stelle mein Bike ans Schaufenster und bestelle mir einen Toast und möchte das Chicken Symbol. Danach suche ich die Nähe zum Ofen, aber der ist leider kalt. Der aufmerksame Koch fordert mich auf ihm zu folgen und führt mich ins nächste Haus, da ist ein Coiffeur-Salon.
Der hat den Ofen an und strahlt mir eine wohlige Wärme entgegen und einen heisser Tee ist auch schon organisiert für mich. Das ist wie ein Lotto-Sechser und nach kurzer Zeit wird der Toast vom Nachbar geliefert, nicht mit Chicken Fleisch, dafür mit Eiern drin. Das ganze stellte er mir auf einen Stuhl neben dem Ofen, das schönste was mir zur Zeit passieren kann.
Ich geniesse mein Glück und als der Coiffeur mit seiner Rasur bei einem Kunden fertig wird, denke ich, das wäre doch auch bei mir einmal angesagt. Gerne darf ich auf den Stuhl werde eingeseift und abrasiert. Das wars denke ich, gleich wird noch einmal Seife aufgetragen und wohl noch eine Art Feinschliff abgezogen. "like a baby po" denke ich und werde noch abgewaschen und eingecremt. Das wars, denkste, jetzt beginnt der Meister mit einer Gesichtsmassage, die er in den Nacken, in die Arme, bis in die Hände ausweitet und zieht am Schluss noch an meinen Fingern, bis er ein knacksen hört.
Mit 2 mal Daumen hoch, zeige ich ihm meine Freude und zahle ihm seinen super gemachten Job. Ganze 7 Türkische Lira will er dafür also kaum einen Franken, klar runde ich auf. Danach nimmt er sein Tablet, dass er immer auf dem Tisch hat und schreibt auf dem Translater, ob ich schon eine Unterkunft habe und als ich verneine, schreibt er, ich könne bei ihm bleiben er habe noch ein Bett für mich.
Es war zwar eine kurze Etappe und das Wetter macht jetzt eher auf, trotzdem gebe ich ihm freudig meine Zustimmung. Wir gehen um das Haus und er führt mich unten im Keller in eine Einlegewohnung. wo bereits der Ofen wohlig warm aufgeheizt ist. Daneben gleich das Bett und genug Platz um meine nassen Kleider zu trocknen. Um die Ecke gibt es Dusche und WC. Danke meine lieben Schutzengel, ihr schaut wirklich gut, nein sehr gut zu mir!
Es klopft an meiner Türe und Alci kommt mit einer Decke, herein, breitet sie auf dem Boden aus. Er geht noch einmal hinaus uns kommt mit einem grossen Tablar voller Speisen, setzt sich auf den Boden und meint, wir essen. Im Schneidersitz sitzt er vor das Tablar, ich versuche es auch, aber da ist zu viel Spannung auf meinen Oberschenkeln. Er lacht und so setzten wir uns beide seitlich hin und geniessen zusammen so unser Nachtessen.
Bin so froh ,dass es dir wiederum so wundervoll gegangen ist, bisch eifach en Glückspilz!!!
Liäbä Obädgruäss ❤️
Louise
durchhalten...
Respekt Nuba, Du ziehst es voll durch, danke für deine ausführlichen und bebilderten Berichte, weiterhin gute Reise und viel Glück