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Tagebucheintrag "Ankunft in Teheran"

Veröffentlicht am 28. Mai 2023

8 Stunden im 6 Bett Abteil durch die Nacht, das war nur noch ein Schatten vom Luxuszug von Mashad, aber wie schon einmal erwähnt beginnt ja um Mitternacht auch der Morgen und so komme ich früh um 7.00 Uhr etwas gerädert in Teheran an.

Gestern Abend beim Einsteigen hatte ich noch riesige Diskussionen wegen meinem Bike, das die Kondukteure einfach nicht mitnehmen wollten, da der Zug komplett ausgebucht war. Aber ich wusste noch von meiner Hinreise nach Sari, dass im hintersten Wagen, der nur noch eine Art Materialdepot ist, mein Bike, wenn ich das Vorderrad herausnehme und es aufstelle, perfekt Platz hat. Alles ok. staunte der Kondukteur und bringt mich zu meinem Abteil.

Heute Morgen zuerst mein Bike wieder zusammen bauen, Taschen anhängen und hinaus ins Freie. Auf dem Bahnhofplatz entspanne ich mich in der Sonne und esse mein Frühstück, Bananen, Jogurt und Nüsse, fast wie zu Hause. Darauf wünsche ich mir ein schönes Hotel mit Dusche und Internet. Ich habe genau jetzt, wo ich in dieser 20 Millionen Stadt ein Hotel suche, keinerlei Empfang mehr.

Der Bahnhof ist hier auch alles Andere als nur annähernd im Zentrum der Stadt und ich fahre viele Kilometer in Richtung der Hochhäuser und frage mich dabei durch. Wie ein Wunder komme ich zum grossen Bazar und da pulsiert das Leben, da müssen auch Hotels zu finden sein.

Dieser Bereich ist total abgesperrt und ich kann mein Bike mit den Taschen zusammen nur mit der Hilfe von zwei Sicherheit Leuten über die Absperrung heben. Dann aber nach 3 Stunden Anfahrt finde ich meine Unterkunft.

3 Stunden klingt nach sehr lange, aber diese Stadt ist von Verkehr so ziemlich das Verrückteste was ich je gesehen habe. Vielleicht noch zu vergleichen mit Bombay, wo noch die heiligen Kühe im Strassenverkehr mitmixen, aber dadurch alles etwas entschleunigten. Ich scheue mich ja nicht mit meinem Bike in den 4 spurigen Kreiseln mich durch alle noch so dichten Autokolonnen zu durchqueren, aber hier sind einfach keine Lücken offen oder werden sofort durch die unzähligen Motoradfahrer ausgefüllt.

Für die Busse gibt es übrigens Extraspuren, die sind eigentlich Einbahn, aber da fahren schwärme von diesen Motorradfahrern den Bussen entgegen und weichen im letzten Moment auf das Trottoir oder irgendwo noch aus. Die meisten auch ohne Helm und viele auch ohne Kennzeichen. Trotzdem funktioniert das so alles und ich habe noch nie einen Unfall gesehen.

Im Hotel habe ich Empfang und rufe meinen Freund Ramin aus Täbris an. Er hat für mich die Tickets nach Kish Island gebucht und ich habe ihm die Rechnung für Hin und Rückflug von gut 55 Franken (dabei war ein Weg mit Business Class) an einem der Bankautomaten gestern überwiesen.

Als ich ihn frage, ob das Geld angekommen ist, sagt er, Nuba wo bist du, in welchem Hotel, wir können das besprechen, ich bin in 10 Minuten bei dir. Der meint wohl, er rufe mich in 10 Minten zurück, aber nein, der findet mich tatsächlich in diesem kleinen Hotel und kommt im 4 Stock aus dem Lift auf mich zu.

Er zieht die SIM Karte aus meinem Handy, tauscht die Plätze meiner Sunrise und meiner Irancell Chips aus und ich bin wieder auf Empfang. Auch meine Überweisung hat den richtigen Weg gefunden und ist bei ihn gutgeschrieben. Alles wieder im grünen und er hat ein paar Stunden Zeit für mich um mir einige spezielle Plätze zu zeigen.

Geschichte ist das Steckenpferd von Ramin und zu Fuss gehen wir zum Palast des Königs. Er löst Tickets und ich denke, ja ist schön aber nicht so mein Ding. Aber Ramin erklärt mir das alles während wir in den Hof und danach in die Säle und Zimmer gehen. Das Objekt hat eine Grösse und einen Prunk, dass es mir die Sprache verschlägt.

Dabei weiss Ramin alles, zum Beispiel die Ansage bei Sonnenaufgang des Königs vom welchem Balkon, oder die Staatsempfänge etc. stattgefunden haben. Unfassbar auch die 65 Frauen die ein König damals offiziell haben durfte und da kamen dann noch einige darüber hinzu...damit muss man dann auch noch umgehen können!!

In den Räumen für Staatsempfänge sind unzählige Kunstgegenstände, die der König aus Europa, China, Indien oder Russland an Geschenken erhalten hat. Atemberaubende Einzelanfertigungen nebenbei auch ein Klavier aus der Schweiz.

Der Prunk ist einfach überwältigend und die Kunstwerke und technischen Gegenstände wie antike Uhren, Schreibmaschinen, Briefbehälter in denen Dokumente transportiert wurden, ich komme aus dem Staunen nicht heraus.

Doch dann kommt der König noch höchstpersönlich die Treppe herunter und fühlt sich richtig wohl im edlen Glamur. Aber Spass vorbei, der Iran ist so reich an Kultur wie kaum ein anderes Land und war eine geopolitische Grösse, die vor allem in der westlichen Welt unglaublich gut vernetzt war.

Langsam meldet sich der Hunger und Ramin führt mich in das grösste Restaurant von ganz Iran. Ich bestelle was mich in der Auslage an Iranischen Spezialitäten anspricht, Ramin ein Meneu aus der Speisekarte. Damit mein Essen nicht kalt wird fange ich schon einmal an, doch ein paar Minuten später, steht sein Meneu auch auf dem Tisch.

Ging aber superschnell sage ich und Ramin erklärt mir, dass eine riesige Küche im Untergeschoss ist und dort 200 Köche im Einsatz sind. Das Restaurant umfasst dabei weitere 4 Stockwerke... also "en Guete" Sein Pouletfleisch das wir uns teilen ist ein absolutes Highlight. Er sagt, das sei Bio und der Betrieb unterhalte eine eigene Farm dafür. Ramin eröffnet mir laufend neue Dimensionen!

Heute ist Sonntag aber nicht wie bei uns, hier wird normal gearbeitet und Ramin hat um 17.00 Uhr noch ein Termin. So trennen wir uns, ich gehe zurück zu meinem Hotel und kann dieser Verlockung am Heimweg nicht wieder stehen. Ein Vorbote was mich demnächst zu Hause etwas Zeitversetzt dann auch erfreuen wird.

Der Internetempfang in meinem Hotelzimmer ist so schlecht, dass ich in den Coffee Raum hinaus muss, dort ist guter Empfang. Da sitzen zwei Jungs und wir kommen schnell miteinander ins Gespräch. Der eine Iraner der Andere aus Afganistan und er stellt mir sein Land ganz anders dar, als was wir zu Hause im Fernsehen mitbekommen. Er rühmt die Taliban und schwärmt wie sicher sein Land ist, er werde Morgen zurückfliegen und ich soll ihn doch einmal besuchen. Ja, das alles kannst du halt zu Hause nicht erfahren und nicht erleben....!!

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