Gestern Abend find ich, nur noch ein Hotel mit einem 3 Bett Zimmer das vier mal so viel kostet als am Vortag. Leider funktioniert trotzdem das Internet nicht und mit der leichten Decke komm ich gegen Morgen sogar ins frieren. Also so schnell als nur möglich raus, denn zum Frühstück gibt es eh nichts.

Was ich an den kleinen Hotels liebe, dass sie als Familienunternehmen geführt werden. Diese Menschen kommen dir in der kurzen Zeit die eine Übernachtung bieten so nahe, dass der Abschied jedes mal sehr emotional und herzlich abläuft. Alle diese kleinen Hotels habe ich immer völlig intuitive im ersten Anlauf gefunden. Ich vermeide es über Booking einzuchecken, denn dies sind die Raubritter der Hotellerie, nehmen eine satte Marge für sich und diktieren obendrein die Stornobedingungen. Das möchte ich diesen kleinen Kämpfern ersparen.

Zum Frühstück ass ich meine zweite Melonenhälfte von gestern auf einer Bank in der Fussgängerzone und lass mich von der Morgensonne verwöhnen. Mein Tagesziel für den Sonntag ist ganz klar Izmir, wo ich etwas früher ankommen möcht damit ich die Stadt etwas länger geniessen kann.

Gute 60 Kilometer, nur mit einigen Bodenwellen bestückt, soll eigentlich keine gröberen Probleme darstellen. Doch etwas kommt wohl immer, heute ist es ein steifer Gegenwind, der mich permanent abbremst.

Also mache ich nach 30 Km eine kurze Pinkelpause, fahre in einen verlassenen Parkplatz, steige vom Bike, lasse den Hosenladen herunter und will schon laufen lassen. Da schaut mir von meinem vorgesehenen Zielort ein kräftiges Gebiss entgegen. Geschockt dreht ich mich einige Grad in eine andere Richtung und lass es dorthin laufen.

Dann zieht es mich weiter und bei Km 50 bin ich am Ägäischen Meer angekommen. Bei angenehmen 25 Grad stelle ich mein Bike in einen Park an und setze mich ans Meer.

"Wow Beautiful", sage ich zu mir und in dem Moment ruft mich Nella an! Gerne nehme ich den Anruf entgegen und freue mich auf ihre Stimme. Das ist Telepathie Ich dehne meine Pause noch ein wenig aus, lege mich eine Weile in die Wiese und geniesse den Moment. Bleiben noch rund 10 Km, die ich ganz locker auf den Radweg angehe, der führt am Containerhafen vorbei direkt in die Innenstadt von Izmir.

Einen Moment muss ich nochmals anhalten, denn als ich diesen Frachter sehe, glaube ich erst ich sei am Genfersee angekommen, aber nein es ist schon Izmir.

Als ich so am Pier entlang radle und herumschaue, kommt ein junger Biker zu mir und fragt, ob ich etwas suche. Ja, wenn du mich so fragst, ja ich suche noch ein Hotel für heute Nacht. Ja und so will er mir bei der Suche unbedingt helfen und fährt mit mir zum nächsten Hotel in der Nähe. Ich erkläre ihm, dass das nicht meine "Nummer" sei.

Darauf fragt er mich, ob ich "warm shower" kenne. Klar sage ich und schon habe ich eine Einladung in sein Haus von ihm. Als ich in fragt wo das denn steht, war die Antwort so 15 Km von hier auf einem Berg und ausserdem in der Richtung, wo ich jetzt gerade herkommen bin. Sorry, nein danke und dazu erklärt ich ihm, dass ich jetzt die kurze Zeit hier verbringen möchte.

No problem, und zusammen finden wir bald das richtige Hotel ganz in der Nähe am Pier. Noch eine weile bleiben wir vor dem Hotel zusammen und tauschen uns aus. Er erklärt mir, er sei Tierarzt in einem Tierspital und habe seinen Job eben abgebrochen, weil ihm sein Chef keinen guten Lohn bezahlt. Ebenso habe er mit der Freundin abgebrochen und hänge im Moment einfach herum.

Was sind die Pläne für Morgen fragt er mich, und ich erkläre ihm wo ich hin will und was ich wo ansehen möchte. Er kenne das alles und das sind wunderschöne Plätze, die er mir gerne zeigen würde. Ob er den Morgen mit mir fahren dürfe.

Ja, warum nicht, wenn gleich der Reiseführer mitkommen möchte, wir können es ja versuchen, ob das zusammen passt. Wir tauschen die Handynummern, sein Name ist übrigens Ahmed.

Die Zeit vergeht, ich checke ein, nimm eine Dusche und verbringe den Abend am Pier beim Sonnenuntergang, wo ich ein feines Nachtessen geniesse.