Nuba Tour | Die Alte Seidenstrasse | Bukhara nach Nura Hypa

Tagebucheintrag "Achtung los, aber in die falsche Richtung!"

Veröffentlicht am 12. April 2024

Eigentlich folgt man der Seidenstrasse ganz einfach Richtung Osten. Heute aber fahre ich erstmals zurück in Richtung Turkmenistan, das Land das ich wegen der politischen Tatsachen übersprungen, bzw. überflogen habe. Um die Lücke nicht noch grösser werden zu lassen, habe ich mich entschlossen, von Bukhara zurück bis an die Grenze Turkmenistan/Usbekistan zu fahren, um wenigstens einmal dort über den Zaun zu schauen.

Dafür wollte ich um 7.00 Uhr los fahren, habe dann aber meinen Blog von gestern noch mit ein paar Themen ergänzt, die mich beim Einschlafen beschäftigt haben. Gerade als ich um 8.00 Uhr damit fertig werde, will jemand in mein Zimmer laufen. Ich schaue wer den der Gast sein könnte und da draussen steht ein Mann der sich entschuldigt, die falsche Tür gewählt zu haben.

Im Zimmer nebenan sind 3 Männer, die am Frühstück sitzen und mich jetzt ebenfalls zu ihnen einladen. Ja klar komme ich, da es ja in diesem Hotel kein Frühstück gibt und damit ist das so auch schon wieder geregelt.

Das Angebot auf dem Tisch ist aber karg mit Blätterteigbrot von vorgestern und eine Art Braten dazu natürlich viel Tee. Nicht der Schatten von gestern Morgen, aber die Kerle passen zu mir und mit dem Translator verständigen wir uns. Liebe herzliche Menschen, die ihr weniges Essen mit mir teilen und viel Interesse an mir und an dem was ich mache bekunden. Sind das die bösen Russen wie uns die westlichen Medien seit Jahrzehnten einhämmern??

Sie erzählen mir, dass sie auf eine Ladung Tomaten aus Turkmenistan und eine Ladung Melonen aus dem Iran warten, dazu zeigen sie mir Bilder von Ihrem Lastwagen. Dann werde ich gleich eingeladen, dass wenn ich die Stadt Krokant, die an meinem Weg liegt erreiche, ihn anrufen solle, ich könne dort bei ihm wohnen. Wir tauschen die Nummern und ja gerne, ich werde es bestimmt versuchen.

Damit ist zwar mein Zeitplan um gute 2 Stunden verspätet, aber ich muss mir kein Frühstück mehr suchen und auch dass ich kein Wasser mehr habe, da füllt mir der Chef meine 3 Flaschen aus einer grossen 20 Liter Bottle alle auf und das ist eben einfach wieder so passiert. Auch hier hilft er mir die Taschen laden und wir drücken uns beim Abschied nehmen wie alte Freunde. Unglaublich, ich treffe einfach immer wieder lieben und netten Menschen!

Nachdem ich bis jetzt nur in Jeans herumgefahren bin, habe ich für heute die Rennhosen montiert. Ich fahre aus der Stadt heraus, hier nichts mehr von Antike, durch eine normale moderne Vorstadt.

Hier ist alles flach praktisch ohne Steigungen, trotzdem geht es auf der zerfallenden Strasse nur langsam vorwärts. Hier wäre ich mit einem Fully gut bedient, den die ganze Zeit wechseln sich die Löcher auf dem Asphalt und die Erhöhungen die sich dabei gebildet haben ab und zwingen mich immer wieder aus dem Sattel. Zwischendurch ziehe ich darum das Kiesbett daneben vor, aber da lauft es eben auch streng!!

Nach etwa 30 Kilometer schreit plötzlich ein Mann aus dem Feld an der Strasse, von der Gestik her, ich soll einmal anhalten, was ich auch mache. Er springt mir entgegen und fragt mich auf Russisch, was ich aber nicht einordnen kann. Dann aber sagt er komm zu mir nach Hause ich gebe dir frisches Wasser und schon hat er mich begeistert.

Dort ist wohl seine Mutter am waschen, während er mir mit meiner grossen Flasche Wasser holt. Bald kommt er mit gefüllter Flasche mit wunderschönem gekühlten Wasser und seinem Kind zurück. Danke mein Freund, wer würde wohl bei uns zu Hause die Arbeit für einen der einfach so auf der Strasse daherkommt unterbrechen? Die Tafel zeigt mir noch 41 Km nach Qoraköl an, die einzige grössere Stadt wo es auch Hotels gibt. Mein Navy zeigt mir 32 Grad an und zum ersten Mal in diesem Jahr setzte ich meine Arme der Sonne aus. Limitiere aber den Spass auf eine Stunde, danach ziehe ich die Ärmlinge an, denn meine zarte Winterhaut meldet sich bereits mit brennen.

Nach 65 Km erreiche ich die Stadt und fahre ins Zentrum um etwas zu essen und ein Hotel zu finden. Als ich die Strasse überqueren möchte, ruft mir einer laut zu und da ich ja eh auf die andere Seite möchte, gehe ich zu ihm. Er spricht zwar kein Russisch, aber hier bin ich in einem Education Center gelandet wo überall Englisch angeboten wird. Da kennt er einen Lehrer, der ihm alles übersetzt und sich dabei auch mit mir austauscht.

Schon wieder habe ich ein Angebot für Essen und Übernachtung von dem "Lauthals" der mich gerufen hat. Dabei stehen überall junge Menschen herum die unsere Gespräch verfolgen. Bald stellt sich heraus, dass es Schüler vom Englisch Unterricht sind und der Lehrer fragt mich nach unserem Gespräch, ob ich nicht 10 Minuten als Zwischenlektion zu den Schülern sprechen würde.

Sag niemals nie, denn der Lehrer hat sich auch hilfsbereit gegenüber mir gezeigt. Also nehme ich die Herausforderung an. Obwohl schon alle Stühle besetzt sind, kommen immer noch mehr Schüler dazu, die sich hinten aufstellen müssen.

So nun Nuba "the teacher in action"...ich bedanke mich, dass ich vor ihnen sprechen darf und frage sie, ob ihnen die alte Seidenstrasse etwas sagt? Eigentlich klar, denn diese führte ja genau hier durch und gerade vor ein paar Kilometer habe ich noch dieses Bild auf dem Mittelstreifen der Strasse gemacht.

Ich erzähle ihnen einige High Lights und gespannt schauen alle Augen auf mich. Die Jungs und Mädels freuen sich an der willkommen Auflockerung des Unterrichts und als wir zur Fragerunde kommen, will eine etwas über mein Land wissen, was ich gerne mit der vielfältigen Landschaft und den 4 Sprachen beantworte. Ein anderer fragt mich, wie viele Länder ich schon besucht habe und bei meiner Zahl über 70 auf allen Kontinenten war die Bewunderung perfekt.

Die Zeit verging wie im Flug und ich muss den Jungs und Mädels imponiert haben, denn alle wollten mit mir ein Bild haben...ich konnte kaum genügend lächeln...aber das wahr wohl für uns alle ein tolles Erlebnis!!

Auch der Lehrer und noch eine Lehrerin fanden meinen Auftritt cool und wir tauschten unsere Handynummern.. und wenn ich irgend etwas brauche oder wissen möchte, darf ich sie jederzeit anrufen...das ist ja schon fast wie eine Lebensversicherung gebe ich ihnen lächelnd zur Antwort.

Jetzt gehe ich mit meinem alten Haudegen gemeinsam zu seinem Haus. Dabei kommen wir an einigen Läden vorbei und er hält vor einem der Geschäfte und schiebt mich da einladend fast hinein. Noch denke ich, super da hat es eine Auswahl von Biersorten und ich lese 2 davon aus. Beim Bezahlen will mein Freund aber noch eine Wodka Flasche dazu und stellt sie neben meine Biere. Ist ok, als geladener Gast kaufe ich ihm die Flasche.

Zu Hause öffnet er das Bier und auch die Wodka Flasche und schenkt in 2 kleine Schalen ein, Bier für mich die gleiche Menge an Wodka für ihn...und dann Prost und weg damit. Seine Frau bringt uns etwas zum Essen scheint aber gar nicht begeistert von uns Beiden. Nach einer halben Stunde fallen meinem Freund die Augen zu und das ist für mich die Gelegenheit, um mich zu verabschieden.

So fahre ich zum nächsten Hotel und finde dort meine Ruhe und einen WIFI Anschluss um diese Story zu schreiben!

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