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Tagebucheintrag "Gazipasa - Anamur"

Veröffentlicht am 8. November 2020

Mein Road Book informiert mich mit der Bemerkung, die D-400 windet sich bis auf 500 Meter in die Berge. Zudem zeigt mir die Karte keinerlei Dörfer oder Städte bis Anamur

Trotzdem packe ich beim Abzweiger nach der Antiken Stadt Antioiochia, den steilen Aufstieg. Ich weiss nicht genau, ob ich den Namen aus der Bibel oder von einem Monumental Film im Kopf habe.

Auf jeden Fall will ich mir das anschauen, was da Sache ist. Ich fahre also den Berg hoch und hinten noch ein Stück Richtung Meer hinunter.

Auf einer schönen Aussicht Plattform treffe ich auf die alten Mauern und bin im Moment nur mässig beeindruckt. Ich mache ein paar Bilder und ziehe wie immer den Hauch der Antike in mich.

Zur Anlage gibt es keinen Eingang und der Eintritt ist damit frei, doch dann kommt ein Aufseher. Er begrüsst mich und zeigte mir seinen Ausweis.

Da ich der einzige Besucher bin, nimmt er sich Zeit für mich und zeigt mir viele Details, die mir so nicht aufgefallen sind.

So zum Beispiel, das Abwasser System, das Badhaus und das kleine Stadion und auf dem Hügel nebenan der Tempel der Aphrodite.

Dann nimmt er sein Handy hervor und darauf sind riesige Plätze mit wunderschönen Mosaiken. Auf einem davon standen wir beide, das ganze jedoch wieder abgedeckt unter Steinen und Schutt.

Er läuft voraus und zeigt auf ein antiken Pool und hier sieht man deutlich eine Folie die das Mosaik unter dem Kies schützt, das bis an den Rand des Beckens reicht. Eine Amerikanische Forscherin hat hier mit ihrem Team alles freigelegt, Bilder und Pläne gemacht und mit Filz, Schutt und Kies wieder zugedeckt.

Zusätzlich erklärt er, das riesige Feld nebenan ist der Marktplatz und auch darunter alles aus herrlichsten Mosaik unter der Abdeckung.

Damit bekommt für mich die Stadt neben der exzellenten Lage, einen ganz anderen Stellenwert. Schönheit und Reichtum muss sie hier ausgestrahlt haben und ich bin glücklich, dass ich den Abstecher durchgezogen habe.

Zurück den Berg hoch und zur D-400, die sich nun wirklich immer höher an die 500 Meter Höhe hinauf windet.

Tolle Aussicht und dann die rasante Abfahrt. Schnell sind die Höhenmeter wieder zu Nichte und ich bin wieder auf Meereshöhe.

Kann aber meinen Augen kaum trauen, als ich schon wieder einen brutalen Aufstieg vor mir sehe den mir mein Navi mit 480 Höhenmeter bestätigt.

Also das ganze von vorn, dabei habe ich von den schon fast 1000 HM mehr als genug, aber es gibt heute nur eine Möglichkeit und die heisst Anamur.

Die Sonne ist längst unter und ich hoffe, dass diese harte 14% Rampe, die ich mit den letzten Körner hochdrückte das Tor zur Abfahrt eröffnet.

Ich schalte das Licht ein und kann tatsächlich einige Kilometer hinunterfegen. Dann wird die Strasse 4 Spurig und führt nun durch einige neue gut beleuchtete Tunnels.

Noch gute 25 Km bis Anamur als mich mein Navi rechts von der Strasse führt, ja klar zum Kap Anamur und zum Anamurium. Nur 2 Kilometer entfernt aber sicher 200 HM hinunter ans Meer.

Da es nun wirklich dunkel ist, fahre ich zögernd ein Stück die kleine Strasse hinunter, bis ich das Kap und somit den südlichsten Punkt der Türkei erkennen kann. Mein Handy zaubert mit dem Restlicht diesen mystischen Punkt noch ganz passabel auf.

Zurück auf der Hauptstrasse erwarten mich noch immer zahlreiche Aufstiege und da ich heute ohne Frühstück los gefahren bin, habe ich jetzt ein richtiges Loch im Bauch.

Jetzt erinnere ich mich an die feine Schoggi, die mir Nella nach Side gebracht hatte. Im dunkeln suche ich in meinem Gepäck, hier nicht, dann eben in der anderen Tasche und da ist das süsse Rechteck.

Zusammen mit ein paar Baumnüssen ein absolutes Festessen und Energie für die weitere Nachtfahrt. Endlich kann ich volles Rohr die fast leere Strasse hinunter fegen, denn ich habe ja beide Spuren für mich und die langgezogene Stadt wird sichtbar.

Noch immer 10 Km bis ins Zentrum und als ich endlich ankomme, gehe ich in den ersten Kebab Laden und bestelle mir endlich was zu essen.

Immer mehr Schälchen mit Salat und Gemüse werden vor mir aufgestellt, dann noch das Hauptgericht. Wer soll das alles essen? Keine Frage, ob süss, ob scharf ob sauer, ich putze alles weg, nichts geht zurück!

Jetzt ist schon 21.00 Uhr und ich habe zwar den Bauch voll, aber noch keine Bleibe. Ich frage beim Zahlen und der Kebap Kurier nimmt seinen Roller und fährt mich zu einer kleinen Pension.

Vielen Dank und das wars, über 90 Km und 1500 Höhenmeter, ich bin wie eine Lauge und will nur noch eines. Den Deckel von meinem Lap Top kriege ich nicht mehr hoch, das muss bis morgen warten!

Guet Nacht!!

Eine Reise gleicht einem Spiel. es ist immer etwas Gewinn und Verlust dabei - meist von der unerwarteten Seite. - (J.W. Goethe)

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