Da heute kein Frühstück im Hotel inbegriffen ist, denke ich mir, dass ich nicht bis 8 Uhr warte und so etwas früher losfahren könne. Da aber das kleine Fenster nur wenig Licht spendet, kommt wenig Helligkeit in mein Zimmer und so werde ich eben auch erst um 8.00 wach.
Schnell packe ich meine Sachen, hänge alles ans Bike und fahre erst zum Wasser kaufen und danach zum Bäcker. Überall fragen mich die Menschen, woher ich komme und wohin ich möchte. Das gibt immer Gesprächsstoff und Einer ruft dem Andern und jeder will ein wenig quatschen.
Beim Bäcker hole ich mir ein Blätterteiggebäck das sogar noch heiss ist und noch einen Schoggicake, setze mich damit auf eine Bank vor dem Laden und schon bringt mir der Nachbar eine Tasse heissen Tee. Auch hier wieder viel Interesse an mir und ebenso Bewunderung.
Als ich endlich losfahre ist es schon 10.30 Uhr. Ja gut, heute sind nur knapp 100 Kilometer vorgesehen. Aber bald merke ich, dass gestern schon ein harter Tag war.
Nach 5 Kilometer komme ich wieder auf die 4 spurige Strasse, die ich verlassen habe. Zuerst war alles schön flach aber der falsche Wind, so muss ich einen Gang kleiner schalten. Auf der Infotafel waren nur 3 Städte in Reichweite angezeigt. Die eine zu Nahe, die andere zu weit. Also blieb nur Balikesir.
Nach 40 Kilometer wird es dunkler und ich erinnere mich an den Mann in der Bäckerei von heute Morgen, der mir Regen auf seinem Handy anzeigte. Als es damit anfängt, verzog ich mich in eine Gaststätte einer Tankstelle und nimm eine kleine Verpflegung. Als ich wieder losfahre kommen immer schwerere Tropfen. Noch hoffte ich wie gestern, dass doch der Regen nicht zu mir kommt. Doch bei der nächsten Tankstelle muss ich nun endgültig meine Regensachen auspacken.
Der Tankwart hat mir wohl zugeschaut und kommt nun mit einem ganzen Teller voller türkischer Süssigkeiten daher. Was für ein Geschenk, wenn neben dir der Regen fällt!
Mit Jacke und Regenhose geht es wieder auf die Strasse. Aber bald fängt mein Bike an zu schwimmen. Jedoch nicht wegen dem Wasser sondern weil die Luft ausgeht. Noch ein Geschenk, das aber nicht nötig gewesen wäre. Zum Glück im Unglück ist es der vordere Reifen, da muss ich bei meinem Cannondale Lefty nicht einmal das Rad ausbauen.
Ich kann noch bis zur nächsten Tankstelle fahren und dort finde ich einen trockenen Unterstand um den Schlauch zu wechseln. Zurück auf die Strasse, wird es nun richtig streng, denn es geht steil bergauf. Auf so einer Autobahn ähnlichen Strasse, hast du das Gefühl, fast still zu stehen.
Du siehst weit hinauf und das zieht sich unglaublich in die Länge. Seit dem letzten Update zeigt mein Navi bei jeder längeren Steigung das Profil an mit den Höhenmetern und der Steigungsprozenten und wo du dich im Moment auf dem Profil befindest. Ist ja ganz nett, aber hochfahren musst du trotzdem.
Die Aufstiege werden immer dreister und ab nun geht die Gegenfahrbahn an einem ganz anderen Ort durch das Gebirge. Zudem wird es nun dunkel wie in einer Kuh und jetzt kommt der Regen so daher, dass mir trotz Brille die Augen überlaufen und ich kaum noch etwas sehen kann. Hier hinauf hat die Strasse wegen der schweren Lastwagen 3 Spuren dafür nur noch einen schmalen Pannenstreifen auf dem ich mich voll konzentriert hinauf schraube.
Jetzt kommt mein grösstes Geschenk des Tages, denn vor mir hält ein gelber DHL Bus. Ein Mann öffnet auf der rechten Strassenseite durch das vordere Fenster die Seitentüre, damit er nicht in den Regen hinaus muss und fragt mich ob ich mitfahren möchte, was ich in dieser doch sehr besonderen Lage gerne bejahe.
Schnell stemme ich mein Bike in den leeren Bus, damit der Fahrer von der Strasse kommt, was an in diesem Aufstieg nicht ganz ungefährlich ist. Er spricht ein wenig Englisch und sagt mir, dass er in Balikesir wohne, wo ich ja auch hin wolle. Es sind zwar nur noch knapp 20 Kilometer, aber noch mit so vielen Aufstiegen gespickt, dass ich froh bin, die auslassen zu können. Im Zentrum lade ich aus und er schenkt mir dabei noch eine trockene Maske, damit ich überall eintreten kann.
Leider ist es mir zu kalt und ich bin zu nass um noch Bilder zu machen. Ich fahre in die Innenstadt, finde dabei im ersten Anlauf ein freies Zimmer. Ich frage die Frau an der Rezeption nach einem Platz für mein Bike. Nach dem Einchecken wartet sie auf dem Trottoir bis ich meine Gepäcktaschen abmontiert habe. Dann hat sie mein Bike gepackt und hat es über die steile Treppe in den 1. Stock hinauf getragen. Hier scheinen die Rollen etwas anders verteilt zu sein.
Das kalte Wasser blieb mir auch beim Duschen noch erhalten, trotzdem habe ich in den trockenen Kleider bald wieder warm gehabt. Also los in die hübsche Innenstadt wo ich ein feines Fischrestaurant finde. Dort bestelle ich mir meine geliebten Schrimps und komme damit zu meinen wichtigen Eiweissspendern.
VERBRINGE JEDEN TAG EINIGE ZEIT MIT DIR SELBST v. Dalai Lama.
So interessant wiederum mit dir in dem fremden LandD hast ja überall deine Schutzengel zur Seite!
Heute ist Jörg wieder zu Hause und noch etwas müde von der OP
Wünsche dir eine gute Nacht und freue mich bis zu den Neuigkeiten von dir❤️