Nuba Tour | Die Alte Seidenstrasse | Bukhara nach Nura Hypa

Tagebucheintrag "Ab jetzt nur noch per Rad"

Veröffentlicht am 12. Oktober 2020

Vorbei jetzt mit den Erholungspausen auf der Fähre. Noch ein letzter Blick aufs Meer und auf die grosse Uhr, sie sagt, dass es Zeit ist los zu fahren. Während mein Navi noch rechnet, fahre ich in die falsche Richtung, wie es sich bald herausstellte.

Nicht mehr schön flach dem Meer entlang, sondern gleich steil das Städtchen hoch und mein Ofen wird bald warm laufen. Nach 150 Hm ist der "Krampf" vorbei und die romantischen Nebenstrassen führt mich auf eine 4 spurige Strasse. Zwar habe ich immer den Pannenstreifen für mich, aber von Ruhe keine Spur.

Auch hier muss ich mich wieder voll ins Zeug legen um weitere 300 Hm zu gewinnen. Nach gut 40 Km die Erlösung, die Strasse biegt ab und führt mich erst ins grüne und bald taucht wieder das Meer auf.

Nach einigen schmucken Dörfern, bleibt kein Platz mehr für eine Strasse am Meer entlang. Vielmehr gibt es ab jetzt ein ständiges Auf um die steile Küste in der Höhe von 100 bis 200 Meter hoch zu umfahren um im nächsten Dorf wieder in einem Hafen auf Meereshöhe hinunter zu kommen.

Jetzt will aber mein Navi nichts mehr wissen vom Meer entlang fahren. Ich kann es kaum glauben. Ich setze mich bei der Abzweigung auf ein kleine Mauer und nimm meine Landkarte in die Hand und versuche mich zu orientieren.

Das hat ein junger Mann bemerkt und fragt mich auf Englisch, ob er mir helfen könne. Dabei erzählt er mir, er sei Pilot, könne aber jetzt wegen Corona nicht fliegen. Deshalb führe er momentan das Modegeschäft seiner Mutter und bat mich zu ihm in den Laden. Hier könne ich die Toilette benutzen und meine Wasserflaschen auffüllen.

Von da an, geht es aus der Stadt Richtung Berge und das alles auf einer groben Naturstrasse. Ab der nächsten Kreuzung gibt es wieder Teer und dazu viele steile Aufstiege. Ich habe nun schon über 1000 Hm auf dem Navi und spüre es nun immer mehr in meinen Beinen.

Noch einmal kommt eine Naturstrasse, die mich neben einer 4 spurigen Autostrasse den Berg hoch führt, um dann oben in diese einzumünden. Inzwischen bricht aber bereits die Dämmerung herein und ich will hier wegen dem vielen Verkehr, schon einmal mein Rücklicht einschalten.

Aber das ist nicht mehr in meiner Halterung am Gepäckträger. Sofort erinnere ich mich an die steile 2 spurige Rampe, wo Lastwagen und Auto so wenig Platz haben und auch kein Radstreifen mehr Platz hat. Daneben, durch eine hohe Leitplanke getrennt ist ein schmaler betonierter Gehweg, auf dem ich mich dennoch sicherer fühle.

Leider endet dieser später im Nichts, nein nicht ganz. Am Ende steht da noch ein riesiger Feigenbaum mit schönen reifen Feigen. Die Zwangspause nütze ich um einige Früchte zu ernten, und zu probieren. Zuckersüss und so landen noch einige davon in meiner Packtasche.

Den ganzen Berg wieder herunter zu fahren, kommt für mich nicht in Frage. Dafür packe ich nun mit aller Energie mein Bike mit den Taschen und drücke es auf die ca 1.20 Meter hohe Leitplanke und versuche es in der Balance zu halten, damit ich selber auf die Strassenseite wechseln konnte. Dabei kippt es auf den Gepäckträger und dabei hat sich wohl mein Rücklicht lautlos verabschiedet.

Schnell wird es nun immer dunkler, nicht zuletzt weil dicke Wolken aufziehen, die nur noch durch die wilden Blitze erhellen. Bald fallen die ersten Tropfen, aber da es immer noch fast 30 Grad warm ist, will ich meine Regenkleider noch nicht von ganz unten aus meiner Tasche hervorziehen.

Meine Hoffnung das ich einigermassen trocken davon komme, hat sich erfüllt. Hier war das Gewitter schon durch und die Strasse am abtrocknen. Es war verdammt dunkel und ich bin von den vielen Lastwagen bestimmt nicht gut zu erkennen. Also packe ich mein helles Frontlicht auf die Packtasche und richte so nach unten, dass es nicht blendet.

So fühle ich mich etwas sicherer, während ich dafür vorne auf die Scheinwerfer der Autos und vor allem Lastwagen angewiesen bin. Kommen dann für einmal eine Weile keine Autos, blendet der Gegenverkehr und ich bin auf mein inneres Radar angewiesen. Damit geht alles gut, bis vor mir die Blaulichter leuchten. Ich sehe 2 Lastwagen und weiter vorne einen Polizisten. Da fahre ich rechts um die Lastwagen herum, doch der Kerl hat mich schon gesehen und kommt auch auf meine Seite. Er ruft etwas und meint wohl mein Licht. Als er aber meinen weissen Scheinwerfer hinten leuchten sah, ist er zu meiner Überraschung damit zufrieden und lässt mich ziehen.

Es fehlen mir noch 25 Kilometer bis ich gemäss meiner Marschtabelle bei 120 Km die nächste Stadt erreichen sollte. Nach jeder Steigung hoffe ich auf die Lichter, die mich von meiner "Nightride erlösen würden. Doch ich muss nochmals 15 Km aushalten bis ich Karacabey erreiche.

Ich fahre durch den langgezogenen Ort und schaue nach einer Hotelbeleuchtung. Ich denke mir schon, da kommt nichts mehr, da bin ich ja schon durch. Doch nach einem grossen Kreisel erblickt ich ein Hotelschild. Es ist bereits nach 22 Uhr und der Mann an der Rezeption hätte mir jeden Preis verlangen können. Er will aber nur gerade 60 Türkische Lira, also kaum 8 Franken.

Natürlich darf man dafür keinen Palast erwarten, aber ich bin heilfroh, meine Bleibe für die kurze Nacht gefunden zu haben. In der Lobby ist noch ein Gast, der kann ein wenig französisch und nach dem Duschen hat er mich zu einem Lokal geführt, wo ich noch etwas essen kann.

Aber alles Fleisch lastig, dabei will ich um diese Zeit nur noch etwas Gemüse. Der Koch schüttelt erst den Kopf, dann findet er noch eine grosse Aubergine und grillierte diese mit Tomaten und Zwiebeln und fertig war mein "exclusiver" Znacht. Während dem Essen erzählt er mir, dass er Chefkoch in einem 5 Sterne Hotel ist. Der Preis von 15 Lira, also unter 2 Franken zusammen mit 3 Getränken ist aber sehr moderat!

Nun bin ich aber mehr als reif für die "Haya" und obwohl ich die Federn in der Matratze spüre, verhelfen mir die 135 Km und über 1400 Hm zum Durchschlafen bis zum Morgen.

"GLUECK IST NICHT DAS ZIEL DER REISE SONDERN DIE ART WIE MAN REIST"

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