Zusammen packen - Zusammen fassen

Vor dem Einpacken benutze ich mein Bike, um noch einmal die 3 Kilometer in die City zu fahren. Dort kaufe ich mir noch einmal vom Ofenbäcker die feinen gefüllten Fleisch-Gemüsetaschen.

Ja und da möchte ich hier meine letzten SOM ausgeben und kauf mir damit noch einen Sack von diesen exotischen Nüssen. Zum sauberen öffnen gib mir der Verkäufer gleich noch das richtigen Spezialwerkzeug mit.

Später fahre ich wieder zurück über den Fluss und sehe auf der Brücke noch einmal meine Freunde von der Seidenstrasse.

Als ich dem lieben Freund mein Bike zwischen die Beine stelle, denke ich über seine Schrittlänge nach und komme zur Erkenntnis, das dies in etwa einer Radumdrehung bei meinem 29" Rad entspricht, die etwa bei 2.50 liegt. Damit mach ich bei der Heimfahrt ein kleines Zahlenspiel.

Bei 2.50 Meter macht mein Rad 40 Umdrehungen für 100 Meter, damit 400 für einen Kilometer und 40 000 für 100, dann sind es 400 000 für 1000 Kilometer....und wie viele Tausend Kilometer sind es seit meiner Abfahrt in Birwinken.

Natürlich unwichtig...und dennoch erstaunlich das ich die ganze Tour mit nur einem halbem Dutzend Platten fahren konnte, 4 davon in der Türkei. Wahrscheinlich alle vom gleichen Dornengestrüpp das mir diese schleichenden Ausfälle beschert hat. Ansonsten keine materialtechnischen Schwierigkeiten. Es ist einfach schön und beruhigend, wenn man sich auf sein Material verlassen kann!!

Ja und wie kommt man denn auf die Tausenden von Kilometer und da sind sich das Kamel und ich einig, indem man sich entschliesst, sich verabschiedet und die erste Umdrehung macht, aussen am Dorf sind es dann eben 100 und so weiter....genau so macht das Kamel den ersten Schritt für den weitem Weg und es schaut nie zurück!!

Wenn ich in meinem Blog unter alle Beiträge schaue, sehe ich das es bereits über 250 Einträge sind. Sprich Tage oder über 8 Monate, die ich auf der alten Seidenstrasse unterwegs bin. Auch hier ziehe ich den Vergleich mit dem Kamel und überlege mir, wie lange die brauchten, wenn sie gar von Xiang in China bis nach Venedig unterwegs waren, was die dabei alles erlebt haben und was so ein Transport wohl gekostet hat. Da wären meine 8 Monate wohl wie eine Expresslieferung gewesen!!

Dabei durfte ich die Länder Italien-Österreich-Slowenien-Kroatien-Bosnien-Herzegovina-Kosovo-Montenegro-Nordmazedonien-Ungarn-Grichenland-Türkei-Iran-Usbekistan-Tadschikistan-Kirgistan von ihren schönsten Seiten kennen lernen. Mein Rückflug wird über 7 Stunden dauern und meine Weg führte mich durch insgesamt über 4 Zeit-Zonen.

Ja und wenn wir gerade von Zonen spreche, dann fällt mir noch die Comfortzone ein, aus der musste ich natürlich heraus... das bedeutet weg aus der warmen Stube, vom gemütlichen Chminefeuer, vom vollen Kühlschrank, der Gutzi Schublade, vom Trinkwasser aus dem Hahn, vom Auto das jederzeit bereit steht, vom Essen das um 12.00 Uhr auf dem Tisch steht....es gilt das Gewohnte, das Vertraute vielleicht schon das Langweilige einzutauschen gegen das Unbekannte, das Überraschende, das Unbestimmte oder eben das Neue.

Vom bekannten Westen und dem Abendland nach Osten ins geheimnisvolle Morgenland, hin zu neuen Bräuchen, neuen Ansichten, anderem Essen und auch anderen Religionen.

Ohne dabei zu bewerten, durfte ich Gast sein und durch die vielen Begegnungen und Einladungen sind mir alle diese Länder mit ihren Menschen ans Herz gewachsen. Dabei habe ich mich immer an ihren Sitten oder Vorschriften gehalten und mir dabei bewusst gemacht, egal in welchen erhabenen oder ärmlichen Verhältnissen die Menschen leben, das ist ihr zu Hause und ihre Heimat und fast alle sind stolz darauf. Darum gilt für mich immer der Leitsatz...achte eines jeden Menschen Heimat... "aber die deinige sollst du lieben"

Natürlich gibt es eine Menge flüchtige Begegnungen, die Menschen sind einfach neugierig und möchten sich informieren und ein Bild von mir machen. Aber allein wenn Menschen mich, einen Fremden den sie noch nie gesehen haben zu sich nach Hause einladen...da spüre ich die Sympathie und die Herzlichkeit und das tut so gut, und immer wieder schreiben mir solche Menschen, die Freunde geworden sind und bleiben so in Kontakt!

Was treibt den einen Menschen, eben aus dieser Komfort-Zone hinaus, warum verlasse ich meinen schönen Wohnort, das vertraute Haus, die liebevolle Frau und die Kinder...ist man da ein wenig verrückt, gar krank oder sonst nicht ganz dicht...

Am ehesten würde ich mir eingestehen das es die Krankheit Fernweh bei mir ist. Die Sehnsucht meine ich ist bei mir in meiner Jugend durch die Lieder vor allem von Freddy Quinn oder Lale Anderson entstanden und die besungenen Ziele wie Casablanca - Piräus-Rio-Hongkong-Shanghai und viele mehr wollte ich so gerne einmal sehen. Später kamen Orte oder Landschaften aus Monumental Filmen wie Karthago, Mesopotamien oder die Flüsse Euphrat und Tigris dazu.

Ja und dazu ist es die Freiheit, die ich dabei erleben darf, nichts muss, alles darf....ich bleibe wo es mir gefällt, habe die Gelassenheit aus einer Unterkunft zu gehen, wohl zu wissen, das ich jetzt nirgends zu Hause bin, um dann irgendwo am Abend eine Bleibe zu finden.

Das wie schön, wie gross, wie sauber oder komfortabel, muss dabei ausgeklammert werden und manchmal ist es edel manchmal ist es unter allem...aber bereits um Mitternacht fängt der neue Morgen an und der bringt vielleicht das Allerschönste für mich hervor!!

Es ist natürlich hier unmöglich, nur im Ansatz all meine Eindrücke wieder zu geben, das hier sind nur einige Gedanken die mir jetzt beim Einpacken und dem Abschluss meiner Reise spontan in den Sinn kommen.

Tatsache ist, ich durfte mir einen grossen Traum realisieren und das in einem Alter, wo mich jeder ungläubig noch zweimal nachfragt und dann fast den Hut zieht....muss er aber nicht, ich habe es einfach so gemacht, so einfach für mich!!

Morgen um 7.00 Uhr geht mein Flieger und es ist jetzt schön für mich, meine Reise ein wenig im Rückspiegel ausgeleuchtet zu haben.

Ich bin meinen lieben Schutzengeln unendlich dankbar, dass ich ohne jegliche Schramme durch alle einsamen Wege aber vor allem durch die unglaublich verkehrsreichen Städte mit tausenden von Kreuzungen und Kreisel durchgekommen bin und dabei auch gesundheitlich nie ein Problem hatte. nicht einmal eine Magenverstimmung!

Das mir durch all die sogenannten gefährlichen Länder, die ich durchfahren habe, abgesehen von meinem Navy auf der Brücke von Isfahan, nie etwas weggekommen ist, obwohl ich mein Bike oft beim Einkaufen oder bei Besichtigungen alleine zurück lassen musste. Ich habe nie ein Schloss auf meiner Reise verwendet.

Danke auch allen meinen alten und neu gewonnen Freunde, die mich mit einer Nachricht aufgemuntert haben, mir geholfen, mich eingeladen und mit mir ihr Haus, ihr Essen und Trinken vor allem auch ihre Zeit geteilt haben. Ja und dann sind einfach noch Kräfte da, die ich zwar nicht sehen kann, aber ich erkenne doch was passiert, wenn es irgendwie kritisch oder ausweglos wird und dann doch alles zum Guten kommt und mir die Lösung offenbar wird. Danke euch meine lieben Schutzengel.

Und jetzt aber zur Hauptperson, die mir für das ganze Abenteuer nicht nur das wichtige grüne Licht geschenkt hat, sondern wenn es die Technik erlaubt hat, mir mit ihren Worten und ihren Gefühlen täglich Flügel verleiht hat und mir immer ein Gefühl von Verbundenheit und Geborgenheit schenkte. Ich freue mich riesig, sie Morgen wieder in die Arme nehmen zu dürfen..."Danke dir Nella" du bist mein sichtbarer und hörbarer Engel!!

Es wird das grosse Finale, der Abschluss und die Rückkehr von meinem Abenteuer die Seidenstrasse !! "the silk road" !! Danke euch allen meine Lieben...ich darf heil zurück kommen mit erfülltem Herzen !!

Fünf vor China

Heute ist der Tag, an dem ich die Grenze zu China erreichen möchte. Dazu fährt Mohamed mit seinem alten Toyota Land Cruser pünktlich um 7.00 Uhr vor mein Hotel. Wir stellen uns kurz vor und los geht die wilde Fahrt!

Ich erkläre ihm dabei, warum wir diese vielleicht für ihn verrückte Fahrt überhaupt machen und kann sich damit eine eigene Einschätzung machen. Auf jeden Fall stimmt die Chemie zwischen uns...alles passt so!

Rund 250 Kilometer sind es noch bis dahin wo ich seit Jahren hin möchte...

Wir fahren dem riesigen Fluss entlang und vorne lässt die weisse Wand bereits erahnen, wo die Reise hingeht...

Noch ist es flach und denke mir dabei, das wäre doch mit dem Bike auch machbar gewesen...

Auf alle Fälle wäre ich mit dem Bike besser durch die grossen Schafherden gekommen, die immer wieder auf der Strasse zu ihrem neuen Weideplatz laufen...

Doch der "Shapeboy" schafft es, seine Herde heil durch den Verkehr zu bringen...

Obwohl es viele....sehr viele Schafe sind....darunter auch schwarze!!

und manchmal sind es auch Pferde...

Es wird stutziger und es wird einsamer...

und es wird kälter...

und mir wird bewusster, so ganz alleine da oben...da musst du dich schon ganz schön warm anziehen...

und viele kommen da oben nicht vorbei...

Sary-Tasch 190 Kilometer sind geschafft...jetzt wird es richtig einsam...

und es geht immer höher...über 3550 Meter, das ist der einzige von den vielen Übergängen der angeschrieben ist...ich weiss nicht wie hoch die anderen sind??

Die Berge da rund herum sind sehr hoch...einer ist der Pik Lenin mit 7134m und ein anderer der Pik Marschal Schukow mit 6842 m

dazwischen unglaubliche weite Hochebenen...Platz für....weiss ich nicht was...vielleicht einfach mal um gross zu denken "thing big"

Seit Tagen achte ich auf die Wettervorhersage und für heute Sonntag ist eine dicke schwarze Wolke mit einem Blitz darunter zu sehen mit dem Vermerk Gewittersturm...

So gesehen sind wir bis dahin noch gut weg gekommen und ich freu mich an der Sicht, die aber jetzt zusehend schlechter wird...

ja und jetzt kommen wir an diesem ominösen Check Point an...das heisst aussteigen, Pässe vorweisen und vor allem, das "Permit" vorweisen. Mohamed zeigt sie und von mir will er auch so ein mit 4 Stempeln versehenes Schreiben haben...

habe ich aber nicht...und damit ist trotz meinem betteln hier nur noch ein paar Kilometer bis zur Grenze, kein durchkommen...der junge Grenzsoldat erklärt uns, dass sei Grenzgebiet und wenn er mich durchlasse und es eine weitere Kontrolle gäbe, hätte er und ich und der Fahrer ein riesiges Problem mit Busse und Festnahme...

Vielleicht 5 Kilometer trennen uns noch bis zum kleinen Grenzdorf Irkeshtam, wo das Ziel dieser meiner letzten Etappe im Kopf ist...und jetzt auch bleibt....denn mit dem Kopf muss ich mir jetzt klar machen, dass es da oben nach 5 Kilometer auch nicht viel anders aussieht wie hier...

also Nuba, du hast in deinem Leben gelernt, akzeptiere Situationen oder Zustände die du nicht ändern kannst...und stecke deine Kraft in das was du verändern oder verbessern kannst...

So gehen wir zurück zum Toyota...ich tröste mich mit dem Gedanken, was sind schon 5 Kilometer vor mir, im Vergleich zu den vielen Tausend Kilometer die mich bis hierher gebracht haben....Nuba..."have a smile" Nuba

Wir kehren um und packen die rund 4 Stunden Rückfahrt an...Ich lasse dabei die Bergwelt auf mich einwirken und stelle mir vor...hier oben auf dem Dach der Welt angekommen zu sein...

Der Himmel bedeckt sich immer mehr....

und so kommt dieser schöne Farbtupfer auf der Strasse gerade recht...

und jetzt wie schon lange angesagt kommt der Regen...schön das ich hier im warmen und trockenen Auto sitzen kann...

dem Himmel sei Dank... erst jetzt wo es vielleicht noch eine gute Stunde zu unserem Ausgangspunkt...

bis zurück nach Osch geht!!

Um doch noch ein wenig "China Feeling" zu bekommen, entschliesse ich mich für ein Nachtessen beim Chinesen..

Aus der vielfältigen Speisekarte lese ich nach dem Bild ein Menü mit einem guten Bier dazu aus...

Habe aber dabei etwas in die zu scharfe Kiste gegriffen, da waren ganz schön viel Chili drin!! "to much for me"

Soll ja gesund sein und ich nehme einfach...was ich so ertrage...und mit dem Bier herunter spülen kann!! Jetzt bin ich aber bedient, denn ich bin ja schon ganz schön lange unterwegs und versuche Morgen mit meinen Gedanken diese einmalige Reise etwas zusammen zu fassen!!! Und damit...gute Nacht Freunde!

DANKE DANKE DANKE

Osch und Vorbereitungen für die China Front

Meine to do liste wird heute abgearbeitet, voran mein Blog und dann fahre ich in die Stadt. Dabei komme ich am Hausberg von Osch vorbei, der ein tolles Ausflugsziel bietet. Hier unten stehe ich gleich am Start zum Aufstieg, das lasse ich aber sein, ich möchte nicht noch die Sportart wechseln....

Und einmal mehr zieht mich wieder der Bazar an, der sich im Zentrum von Osch befindet. Da ich noch nichts gegessen habe lockt mich der Duft eines Bäckers an, der eben frisches mit Fleisch und Gemüse gefülltes Gebäck das an der Wand seines Ofen klebt herausholt.

Die sehen super aus und sind natürlich noch richtig heiss. Ich lass mir zwei Stück von den glänzenden Pyramiden einpacken, nebenan gibt es noch Getränke und setzte mich damit auf eine Abschrankung an der Strasse. Ich beisse rein in das knusprige Gebäck, während mir vom Inhalt der Saft durch die Finger läuft. Unglaublich...aussen knusperig und innen saftig...ein Zaubergebäck das so hervorragend schmeckt und der Hunger ist damit gestillt.

Ein letztes Mal eintauchen in das Bazar Leben und da sich meine Tage hier abzählen lassen, merke ich, das ich diesmal zu viel Geld gewechselt habe. So schlage ich heute noch einmal zu, kauf mir Früchte und Nüsse, gebe Geld aus merke aber die Dinger haben zwar an einem kleinen Ort Platz, sind aber richtig schwer. Ich muss sie zwar nicht mehr den Berg hochfahren aber eben noch zusammen mit dem Bike zum Flughafen schleppen können.

Diese herrlich glänzenden Mandi konnte ich einfach nicht widerstehen, und was das Aeussere verspricht schmeckt tatsächlich auch hervorragend.

Frisches Fleisch kommt mir auf einem Anhänger entgegen und ich muss mit meinem Bike Platz zwischen den schon so engen Markständen machen.

Wirklich schönes mageres Fleisch wird überall angeboten, da hat einer sogar Cervelat daraus gemacht.

Zum Schluss geniesse ich beim nächsten Glacestand meine frischen Erdbeeren mit der Eiscreme und schon habe ich wieder den wunderbarsten Dessert!!

Auf nach Jalal-Abad

Warum nach Jalal-Abad oder nach Dschalalabad, weil es nach ein wenig Orientzauber tönt und weil es nur etwa 70 Kilometer von Osch entfernt liegt. Zum Hinfahren ist es aber doch 130 Kilometer wegen der Berge und der Landesgrenze.

Ein Angestellter vom Traveller Office hat mir beim Besuch ein App eingerichtet, mit dem ich ein Taxi bestellen kann. Da werden gleich die umliegenden freien Taxi angezeigt. Dazu hat er meine Ziele, für heute den Busterminal und für Dienstag den Flughafen abgespeichert und das ist gleich ein guter Test, wie das funktioniert.

Super ich bestellte das Taxi und komm kaum aus dem Hotel Tor da kommt er bereits angefahren. Ein grauer Toyota Cambry wie auf der App angezeigt mit der Autonummer und auch der Preis ist bereits sichtbar. Bin angenehm überrascht und das macht mich zuversichtlich für den Dienstag, wenn es dann morgens um 4.30 Uhr zum Flughafen unbedingt funktionieren muss!!

Der Busterminal liegt weit ausserhalb der Stadt am Autobahnkreuz und da steht die ganze Auswahl an Minibussen, alles die weissen Mercedes mit zirka 20 Sitzplätzen. Der Taxifahrer bringt mich gleich bis an den richtigen Abfahrt Gate.

Die Kiste füllt sich bald und los kann es gehen, eine wirkliche Abfahrtszeit scheint es hier nicht zu geben. Eine wilde Fahrt auf einer unglaublichen Schaukelpiste über 130 Kilometer mit Ankunft, wieder am Busterminal etwas ausserhalb der Stadt. Endlich kann ich mal auf s WC, denn die Fahrt vom über 2 Stunden war ohne jegliche Pause, das scheinen hier alle mit der Blase problemlos durchzuhalten.

Hier werden wieder Würstchen, Käse oder Fleischfüllungen im Teig frisch frittiert angeboten und so kaufe ich mir etwas zum Frühstück obwohl es schon bald Mittag ist. Dann steige ich einfach in den nächsten Stadtbus und riskier so 15 Rappen um ins Zentrum zu kommen, was nach einem ausgeholten Umweg durch ein paar Aussenquartiere auch gelingt. Beim Bazar steige ich aus und starte die Entdeckung von Jalal-Abad.

Obwohl sich natürlich die Angebote für mich wiederholen, ist es eben einfach immer faszinierend durch diese geheimnisvollen Angebote zu schlendern.

Bei einer Bauernfrau die leere Pet-Flaschen in allen Grössen mit Milch Airan, eine Art Frischjogurt gefüllt hat kaufe ich je einen halben Liter Natur pur und bin angenehm überrascht wie das gut schmeckt.

Jetzt noch frische Erdbeeren und dazu noch Popcorn mit Honig und das zusammen ergibt dann schon eine Art Coupe Romanoff Spezial! Das ganze geniesse ich auf einer Treppe sitzend mit dem Blick auf das bunte Treiben auf dem Bazar.

Da ich jetzt nicht mehr alles auf dem Bike mitschleppen muss kaufe ich mir auch einige Dörrfrüchte und Nüsse die wir bei uns nicht finden können.

Es ist einfach schön, Zeit zu haben...es nichts mehr angesagt, wann und wo ich irgendwo sein oder ankommen muss. Und weil da gerade eine Hinweistafel für Haare schneiden steht, folge ich der Einladung und komme in ein riesigen Haarschneide Salon mit etwa 20 Arbeit Plätzen. Da holt mich ein freier Mitarbeiter ab und bringt mich zu seinem Werkplatz.

Dort wird mir mit einem Papierstreifen der Hals abgedichtet Cover über mich und los gehts. Ich deute ihm an, wie ich es mir in etwa vorstelle. Was ich nicht mehr will, das er mir den ganzen Nacken freilegt, wie letztes Mal im Iran wo ich dann einen ordentlichen Sonnenbrand wegen der fehlenden Haare bekommen habe.

Er packt das ganze gut an und ich kann höchstens noch sagen, wo es noch ein ein wenig mehr zu stutzen gilt. Schnitt ist fertig, ob ich noch Volumen haben möchte und ich stimme ihm einfach einmal zu und muss darum den Arbeitsplatz mit ihm wechseln, es geht zu einer Badewanne um zum Haare waschen und dann wieder zurück für den Finnisch zum Föhnen und Frisieren. Zum Schluss gibt er mir die Bürste in die Hand und ich kann noch so wie ich will durchkämmen und die Sitzung erledigen. Macht dann alles zusammen 2 Franken!!

Nun habe ich es aber gesehen hier auf dem Bazar, nimm den nächsten Bus und lass mir die Stadt noch ein weng zeigen, als er zufällig beim Busterminal, den ich mir noch festgehalten habe vorbei fahrt, steige ich aus und mach mich mit dem nächsten Bus auf die Rückfahrt nach Osch.

Dabei erwische ich den letzten freien Platz neben einem Studenten, mit dem ich mich etwas auf Englisch unterhalten kann und komme zurück mit dem Erlebnis von Jalal-Abad!!

Osch erreicht-was bedeutet das für mich

Osch...ein magischer Name für mich und ein Inbegriff von Orient und Morgenland. Hier anzukommen lag so lange im Bereich von Wunsch und weit weg. Jetzt aber bin ich da und es ist für mich ein Meilenstein, eine Befriedigung, eine Erfüllung.

Es ist zwar nicht das Ende der Seidenstrasse, aber ein Ankommen von dem, was für mich jetzt machbar ist. Zur Grenze von China, die für mich immer das magische Ziel war, sind es nun noch 250 Kilometer.

Diese haben es aber in sich, denn bis dahin kommen nur noch 3 kleine Dörfer ohne irgendwelche Übernachtung Möglichkeiten. Die Grenze liegt dabei auf rund 3000 Meter Höhe und davor kommen noch Passübergänge von die weit höher sind. Wie also soll sich da mein Traum erfüllen?

Zurück zur Wirklichkeit geniesse ich nun erst einmal mein feines Frühstück im edlen Hotel. Danach aber muss ich mich verabschieden und suche mit ein kleineres Familienhotel, wo ich mein Gepäck und mein Bike abstellen kann, damit ich von hier aus, Ausflüge mit öffentlichen Verkehrsmitteln machen kann.

Der erste Versuch scheitert wegen ausgebuchter Zimmer, trotzdem habe ich dort einige interessante Typen kennen gelernt. In der Lobby sitzt ein Australier mit dem ich mich ein wenig austausche. Er will mit einem Land Rover und seinen 2 Kollegen den Pamir High Way über Afghanistan bereisen... ist für mich auch eine Nummer!!

Dann wird mir eine Tasse Tee angeboten und in der Küche sitzt eine ältere Lady aus Korea und fängt mir von ihrer Reise an zu erzählen...Chapeau, die war auch schon in der Schweiz und halb Europa und in vielen Ländern von Südamerika... und Korea sei wunderschön und ich müsse unbedingt dort hinkommen.

Dann wird mir von der Hotelchefin noch der gemeinsame Schlafsaal vorgeschlagen und gezeigt, mit schönen Aufenthaltsräumen und sanitären Anlagen aber der Schlafsaal mit zwei mal 5 Britischen übereinander, getrennt nur mit einem Vorhang...da möchte ich dann doch nicht die Schnarchtöne die ganze Nacht mitverfolgen.

Die nächste Gelegenheit im Hotel Ayla nehme ich an, zwar auch mit einem Vierer Schlafsaal, aber da ist nur einer drin, ein junger Russe der gerade an seinem Laptop schreibt. Ich verstaue meine beiden Taschen in einem Schliess-Schrank und jetzt geht es für mich ans organisieren.

Das Tourismus Office wo ich zuerst hinfahre ist leider geschlossen, aber in einem Hinterhof finde ich ein Traveller Office und mache mich dort schlau. Ich lege meinen Wunsch offen, das ich an die Grenze zu China möchte. Ja sagt er, das ist schon möglich aber für den Passübergang vor der Grenze müsse ich ein "Permit" als eine Erlaubnis einholen, was mindestens 3 Arbeitstage dauert.

Heute ist aber Donnertag und da kommt erst das Wochenende und nächste Woche sei am Mittwoch noch ein Feiertag....das kann ganz schön dauern....jaaaa und jetzt??? dann macht mir Sali, der Chef hier, einen Vorschlag....er kenne einen Fahrer, der habe diese Erlaubnis und mit dem könne ich dahin fahren und der spricht auch Englisch. Dann frage ich noch nach seinem Auto, aber auch das passt ein hochgestellter Toyota...sieht doch schon mal gut aus.

Das Ganze für die hiesigen Verhältnisse nicht ganz günstig und zum Bezahlen muss ich meinen "Notgroschen" aus der Sattelstütze im Bike herausholen...wir einigen uns auf 230 Euro die ich dort noch eingelagert habe....aber Träume haben ihren Preis wenn sie überhaupt bezahlbar sind??

Jetzt kann ich mich an die Planung der restlichen Tage meiner Tour machen. Gestern Abend habe ich über den Rückflug schon einmal recherchiert und für den Dienstag ein überraschend günstigen Rückflug von Osch über Istanbul nach Zürich für nur 260 Franken gefunden. Davor und für den Rest der Woche sind alle Preise über 500 Franken.

Ein kleinerer Wunsch für einen Ausflug nach Dschalal -Abad würde jetzt auch noch in meine verbleibenden Tage passen. Die junge Angestellte im Reisebüro blüht richtig auf, als sie von meiner Absicht hört und schwärmt, sie komme aus dieser Stadt, da müsse ich unbedingt hingehen.

Auf meinem Tablet buche ich nun meinen Rückflug für Dienstag 7. Mai...damit bin ich ja nicht erst auf Pfingsten sondern schon an Auffahrt wieder zu Hause. Dschalal-Abad packe ich gleich Morgen Freitag und für Sonntag den grossen Trip an die "China Border".so habe ich noch zwei Tage hier in Osch...zum Vorbereiten auf den Sonntag und am Montag packen und abschliessen... so formt sich aus meinen Wünschen und Träumen die Wirklichkeit!!

Eine Investition ins Reisen ist eine Investition in dich selbst

Jetzt aber nach Osch in Kirgistan

Als ich aus meinem Zimmer komme, empfängt mich Obitjohn, so der Name meines Gastgebers mit einem Krug warmen Wasser und ich muss mir drei mal die Hände damit füllen und mein Gesicht waschen. Dann er reicht er mir ein Handtuch zum Trocknen und nun ist der Weg frei zu einem kleinen Frühstück mit Tee, Brot und Butter die er aus seiner eigenen Milch hergestellt hat. Denn hinter einem Eingangstor liegt hier auf dem Land immer ein riesiger Garten bei ihm sogar mit viel Wiese und Acker.

Nach dem Essen packe ich zusammen und möchte mich verabschieden, aber Obitjohn besteht darauf, mich durch die Kieswege seines Dorfs noch bis zur Hauptstrasse zu begleiten. Dabei treffen wir immer wieder auf seine Nachbarn, bei denen er mich kurz vorstellt. Wir drücken uns und dann müssen wir uns loslassen, mein Weg geht weiter..

Immer noch regnet es und es ist schon ein wenig trostlos durch die grüne Abgeschiedenheit zu fahren...

Das ging jetzt aber schnell, denke ich als ich den Wegweiser vor der nächsten Kreuzung sehe, ich habe noch mit min. 30 Kilometer gerechnet und will gerade ausfahren. Trotzdem frage ich bei den Einheimischen nochmals nach "Osch Kirgistan" und die zeigen mir eine ganz andere Richtung. Mein Navy und mein Handy können mir wegen der Internationalen Grenze, die sie ja von den anderen Übergängen nicht unterscheiden können, keine greifbare Auskunft geben.

Im nächsten Dorf dann wieder der Stau, den ich nun langsam einschätzen kann...es ist wieder Markt und da wird einfach wild parkiert, so dass nichts mehr geht!!

Ich komme immer mehr in die Pampas und frage mich immer mehr..."it`s this the way?"

Vor dem nächsten Dorf sind von einer Baustelle her, riesige Steinplatten aufgetürmt und da die Sonne jetzt hervorgekommen ist wärmt sie mich schön auf. Ich ziehe meine Regenbekleidung aus und mache eine kleine Verpflegungspause. Selbst hier draussen sammelt sich innert kürze ein ganzes Feld von Velofahrern an und wollen mit mir quatschen.

Der junge Mann, der etwas Englisch spricht, will mir unbedingt die Farm und den Fischteich seiner Eltern zeigen und so folge ich ihm. Ja so lässt es sich leben mit den Fischvorrat gleich vor dem Haus!!

Endlich komme ich auf die Hauptstrasse und staune über das tolle Gerät, das hier eben parkiert wurde...

und dann schaffe ich es doch noch im dritten Anlauf an die Grenze zu Kirgistan...

Jetzt wieder das langsam bekannte Prozedere, Pass vorzeigen, dann bis zur Passkontrolle, wo nach langer Recherche der Ausreisestempel klickt, durch lange Gänge bis zum Passvorweisen zur Einreise, der nächste Schalter macht den Einreisestempel jetzt nur noch zwei Mal durch einen Zaun und ich bin in Kirgistan angekommen.

Auf der rechten Seite etwa 100 Meter Baracken mit Geldwechsel Angeboten. Mit dem Bike fahre ich mit Blick auf die Euro Angebote die ganze Reihe ab und wechsle so beim besten Angebot.

Jetzt habe ich endlich seit über 2 Tagen wieder einmal Cash im Sack und weil sich eben mein Handy mit leerem Akku verabschiedet, kehre ich in die nächste Kneipe ein und bestelle mir Essen und eine Steckdose.

Auf dem kleinen Bild, sah es nach Salat aus, jetzt kommt aber ein vielschichtiges Menü mit Reis, Nudeln, Kartoffelbrei, Gemüse, Fleisch, Eier und Linsenmischung....mehr als genug für "Zmittag und Znacht"!!

Hier in Kirgistan ist jetzt schon eine Stunde später und es scheint so, dass ich damit eine ganze Zeitzone durchfahren habe. Letztes Jahr im Iran waren es 2 1/2 Stunden früher, in Usbekistan und Tadschikistan 3 Stunden und jetzt gar 4 Stunden!!

Wieder auf dem Bike bin ich bereits am Stadtrand von Osch angekommen, der zweitgrössten Stadt in Kirgistan. Mein Handy, jetzt zwar wieder mit Power aber dafür ohne Internet den meine Ucellkarte von Usbekistan hat sich eben verabschiedet. Also für meine Orientierung und meine Verbindung zur Heimat ist die Suche nach einer SIM Karte meine erste Handlung.

Schon zwei mal ist mir ein grosses Plakat von einem grossen Mediashop aufgefallen und als ich bei einem Kiosk nach den Weg dorthin frage, sagt ein kleiner Junge der seiner Mama im Laden mithelft, er habe hier SIM Karten und legt mir eine ganze Auswahl hin. Auf die Frage, ob er sie mir wechseln kann, sagt er ja und schon fummelt er mit einer Nadel an meinem Handy Slot und wechselt die kleinen Chip aus.

Aber dann lässt sich auch nach allen Einstellungsversuchen keine Verbindung aufbauen. Da die Verpackung aber nun schon offen war und die Karte heraus gebrochen wurde, wollte er sie nicht zurück nehmen was ich auch verstand und zahlte ihm die ca. 5 Franken.

Ich hatte jetzt zwar eine Karte aber keinen Empfang, da kommt ein junger Student vorbei, der es auch noch einmal kurz versucht mein Handy in Gang zu bringen, leider auch ohne Erfolg. Er sagt mir mit seinem Englisch, ich soll mit ihm kommen und er begleitet mich ca. 500 Meter bis zu einem "Beeline" Büro, so heisst die SIM Karte und stellt dort gleich noch meinen Wunsch vor.

Er verabschiedet sich während ich ihm mit einem Daumen hoch auf die Schulter klopfe. Hier werde ich mit Pass vorzeigen und Unterschrift registriert und nach unzähligen flinken Klicks der Shop Leiterin bin ich schliesslich mit der Aussenwelt verbunden!!

Nun habe ich auch wieder die Übersicht über die Hotels in der Stadt und ich entscheide mich für das nächste und beste in der Stadt "Osch Grand Hotel Chavo". Hier ziehe ich ein und lasse es mir wirklich gut gehen. Nach einer Katzendusche des letzten Tages........jetzt ein schönes Badezimmer mit allen Ausstattungen wie Föhn, Zahnbürste, Rasierer, Duschmittel, Bademantel und, und....und ein tolles Bett mit einer lieblich feinen Decke...hier lässt es sich leben und schlafen!!

Gehe einmal im Jahr dorthin, wo du noch niemals warst (v. Dalai Lama)