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Tagebucheintrag "Söke - Nysa"

Veröffentlicht am 17. Oktober 2020

So schlag auf Schlag wie gestern kann es ja nicht jeden Tag abgehen. Nachdem ich seit Istanbul immer Richtung Süden fahre, geht es nun einige Tage ostwärts. Da ich nun schon den 2. Tag ins Söke wohne, kenne ich mich schon gut aus in der Stadt und finde auch sofort die Ausfahrt nach Aydin, bis dorthin sind es 60 Kilometer.

Die Strasse führt durch eine breite Ebene, doch vor mir sehe ich immer noch an die Berge. Bald wird dir 4 spurige Strasse enger und führt mich immer wieder durch kleiner Dörfer.

In einem davon ist Früchte- und Gemüsemarkt und der zieht mich magisch an. Ich kaufe mir einige Zitronen weil ich am Morgen als erstes ein Glas Zitronenwasser trinke.

Die Frau sitzt auf dem Tisch und schaut mir zu, wie ich die weichen Früchte auslese und gibt mir dafür eine Schüssel in die Hand. 5 Stück denke ich, reicht für die nächsten Tage. Sie wiegt meinen Einkauf und wirft noch einmal 4 Stück dazu, denn sie will mir natürlich ein Kilo davon verkaufen. O:K: verstehe ich, kostet auch nur 3 Türkische Lira, 25 Rappen aber ich habe wieder ein Kilo zusätzlich an Gepäck.

Die Strasse bleibt im Tal, geht aber trotzdem am Berg-Rand entlang immer auf und ab. Keine langen Steigungen aber es haut dich immer aus dem Rhythmus und dazu spüre ich auch noch den gestrigen Tag in den Knochen.

Ich komme nach Aydin und da geht es flüssig durch die Stadt und danach wieder auf einer 4 spurigen Strasse Richtung Denizli. Doch so weit fahre ich heute nicht. Es sind noch 35 Km nach Sultanhisar. Auch hier rund herum Berge, doch die Strasse findet immer einen Weg durch das Tal. Heute bleiben mir die Kletterpartien erspart.

Hier suche ich mir eine Schlafstätte und fahre dabei durch den Markt, der noch im vollen Gange ist. Dort frage ich nach einem "Otel" das ich mit den Erklärungen eines jungen Rollerfahrers sofort finde.

Das Einchecken dauert aber unglaublich lange, weil hier jeder einen Corona Passcode haben muss. Ich habe einfach keinen und der Mann am Empfang sucht und sucht. Schliesslich sagt er, ich könne schon einmal aufs Zimmer.

Wow, sage ich als ich öffne, da kann ja eine ganze Familie wohnen. Alles grosszügig und sauber und umgehend kommt warmes Wasser zum Duschen. Dafür musste ich bei den letzten Hotels immer Minuten lange laufen lassen bis endlich warm kam.

Ich ziehe Freizeitkleider an nimm mein Bike, Gepäck ist ja abgeladen und fahre die Stadt hoch. Zuerst, und das ist hier selten, geht es über einen mit Barrieren bewachten Bahnübergang und nebenan ist gleich der Bahnhof von Sultanhisar. Zwischen den Hauptgeleisen steht eine wuchtige Dampflock mit 5 Antriebsachsen, ein stummer Zeuge türkischer Eisenbahn Geschichte. Vielleicht zog sie sogar einst den Orient-Express.

Aber darum bin ich eigentlich nicht in die Stadt gefahren, sondern um dem Wegweiser nach Nysa zu folgen. Wegen dem mühsamen Einchecken ist die Sonne schon untergegangen und ich muss jetzt noch 3 Km den Berg hinauf fahren. Dieser ist über 10% steil und in den 3 Km mache ich mit 250 Höhenmeter also mehr als auf den rund 100 Km den ganzen Tag.

Als ich oben ankomme, ist die Eingangskasse nicht mehr besetzt und so fahre ich einfach durch. Was soll schon sein da oben, aber da war einmal mehr eine riesige Stadt, natürlich auch wieder mit gigantischem Stadion.

Niemand weit und breit und ich bin einmal mehr der letzte Gast. Ich gehe in die Arena und steige auch wieder die ganzen Ränge hoch. Doch diesmal ist beim oberen Drittel Schluss. Da oben gibt es keine Treppe mehr.

Das reicht auch für heute und gebe mich damit zufrieden. Danach gibt es doch noch Besuch und ich bin nicht mehr alleine, dafür habe ich jetzt wieder einen Fotografen, der mir ein Erinnerungsbild macht.

Ich steige wieder alle Gänge hinunter zum Ausgang. Doch da sehe ich noch jede Menge Pfeile zu weiteren Plätzen wie Bäder, Friedhof, Tempel und einen wunderschönen erst freigelegten Boulevard. Im letzten Abendlicht mache ich noch einen Spaziergang auf der Strasse der Vergangenheit, die hier und jetzt wieder hautnah auflebt.

Links und rechts am Strassenrand liegen überall wunderbar bearbeiteten Teile und damit noch eine unglaubliche Arbeit, um das wieder am richtigen Ort zusammen zu fügen. Ob es überhaupt je gelingt ist wohl die grosse Frage. Aber es war auch so, ein traumhafter Ausgang für den heutigen Tag.

Mit Licht an, sause ich die 3 Km wieder in die Stadt Sultanhisar hinunter und suche jetzt dringend noch etwas zu essen. Heute gibt es eher ein schlankes Menue, hat aber super geschmeckt.

Wie hies doch gleich noch der Name der Gaststädte, muss ich mir zum Glück nicht merken.

Der Chef dort hat drei Buben, die haben meinen Cannondale Lefty vor dem Eingang gesehen und konnten die Welt fast nicht mehr verstehen. Nur ein Gabelholmen kuscheln sie auf türkisch, aber ich konnte ihre Bewunderung für mein Bike verstehen.

Alle wollten unbedingt damit fahren, aber den Wunsch wollte ich ihnen bei Dunkelheit doch nicht erfüllen und fahre jetzt selber damit umgehend ins Hotel. Heute bin ich trotz Flachetappe richtig bedient!

Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönes zu erkennen wird nie alt werden.

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